Kommentar Kairo: Ein Warnschuss
Mit dem Sturm der israelischen Botschaft haben die arabischen Revolutionen Israel erreicht. Die Regierungen müssen den Schaden begrenzen.
N un ist die arabische Revolution endgültig in Israel angekommen. Beim Sturm auf die israelische Botschaft in Kairo hat sich gezeigt: Die Zeiten, in denen man einfach einen Deal mit einem Diktator schloss und die öffentliche Meinung in Ägypten ignorierte, sie sind vorbei.
Die Militärregierung in Kairo steht dabei zwischen den Stühlen. Sie kennt das oberste internationale Gebot, Botschaften zu schützen, und sie muss um jeden Preis internationale Verträge wie das Camp-David-Friedensabkommen einhalten. Aber der Druck von der Straße, sich nichts mehr gefallen zu lassen, wächst.
"Schadensbegrenzung" lautet jetzt das Motto auf israelischer und ägyptischer Regierungsseite. Benjamin Netanjahu hielt sich in seiner Verurteilung der gefährlichen Ereignisse in Kairo zurück, beschwor die Fortsetzung des Friedensvertrages mit Ägypten und kündigte die baldige Rückkehr des israelischen Botschafters nach Kairo an. Die Militärregierung unterstrich ihrerseits ihre Verpflichtung zum Friedensvertrag und schwor, gegen die Verantwortlichen des Botschaftssturms vorzugehen.
ist Ägypten-Korrespondent der taz.
Die Tahrir-Demonstranten und ihre politischen Gruppierungen über alle politischen Lager hinweg haben sich inzwischen nicht vom Ärger gegenüber Israel, aber vom Botschaftssturm des Mobs distanziert. Auf Facebook und Twitter laufen seit dem Wochenende heftige Diskussionen, in denen viele fordern, statt gegen Israel zu protestieren, erst einmal das eigene Haus aufzubauen.
Trotz aller Versuche, den Schaden einzugrenzen, international sollten die Ereignisse in Kairo als Warnschuss wahrgenommen werden. Spätestens seit dem Arabischen Frühling ist der Status quo im Nahostkonflikt nicht mehr zu halten.
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