Kommentar Jamaika an der Saar: Bunt, aber nicht solide
Schwarz-Gelb-Grün ist an der Saar so gut wie sicher. Die Jamaika-Koalition macht die Republik zwar bunter, aber noch lange nicht solide und bietet kein Modell für die Zukunft.
W enn nicht noch eine Spontanrevolte der betroffenen Parteien dazwischenkommt, dann ist Schwarz-Gelb-Grün an der Saar Realität. Diese so lange beschworene Koalition macht die Republik nun bunter. Das ist erst einmal nichts Schlimmes.
Ulrike Winkelmann ist Parlamentskorrespondentin der taz.
Zwar hat sich der Obergrüne an der Saar, Hubert Ulrich, bei seiner Entscheidung vor allem von persönlichen Animositäten leiten lassen, doch scheint der Weg zur Republik der vielen Farbkonstellationen eben mit privaten Unverträglichkeiten aller Art gepflastert zu sein - siehe Schleswig-Holstein, Thüringen und so weiter. Am Ende interessieren sich Politiker stets weniger für Inhalte als die Wähler.
Das hat Gründe. Die Grünen zum Beispiel haben mit der SPD die bittere Erfahrung gemacht, was große inhaltliche Nähe zum Koalitionspartner bedeuten kann: nämlich dass dieser ihnen nicht die Butter auf dem Brot, sprich die Anerkennung für Leistungen gönnt. Deshalb kann es zwar sein, dass Rot-Rot-Grün im Saarland auch mehr Grünes gebracht hätte. Nur wäre es womöglich später nicht mehr erkennbar gewesen, sondern von SPD und Linkspartei als Rotes verkauft worden.
Dennoch ist das Bündnis an der Saar wahrscheinlich kein Zukunftsmodell. Denn es verströmt keineswegs die bürgerliche Solidität, die von rechts gern beansprucht wird. Die Zustände an der Saar - nicht nur bei den Grünen - wirken verfilzt bis obskur. Insbesondere die Grünen haben kaum die Leute, alle Posten zu besetzen. Selbst mancher Realo-Beobachter gibt dem Bündnis keine fünf Jahre. Die Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen 2010 und 2011 in anderen Ländern sehen wahrhaftig nicht nach Jamaika aus. Und schließlich muss kein Prophet sein, wer vermutet, dass im Bund 2013 ein Lagerwahlkampf geführt wird - gegen Union und FDP. Nicht mit ihnen.
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