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Kommentar IsraelGeiseldrama in Endlosschlaufe

Kommentar von Susanne Knaul

Der scheidende Premier Olmert feuert den Mann, der am ehesten die Freilassung des vermissten Soldaten Gilad Schalit hätte bewirken können. Einmal mehr siegte seine Egomanie.

A uf der Internetseite der Haaretz werden die Tage gezählt, die der vermisste Soldat Gilad Schalit seit der Entführung in Geiselhaft verbracht hat. 1033 waren es gestern. Fast genauso lange demonstriert eine kleine Gruppe vor der Premiersloge, damit der Gefangene nicht in Vergessenheit gerät. Während unsere Führer ihre privaten Machtkämpfe ausfechten, hieß es in dem Protestzelt, verrottet einer unserer Soldaten in Geiselhaft. Mit eiskaltem Zynismus entließ Ehud Olmert jetzt den Gesandten Amos Giladden, also den Mann, der mehr als jeder andere Israeli die baldige Befreiung des vermissten Soldaten hätte bewirken können. Statt politischem Kalkül obsiegte Olmerts Hang zur Egomanie.

Bild: taz

Susanne Knaul ist Israel-Korrespondentin der taz.

Man kann über Geiseldeals geteilter Meinung sein. Die Gegner einer Freilassung von rund tausend palästinensischen Häftlingen, darunter Verantwortliche für schwere Attentate, müssen gehört werden. Sie warnen davor, dass mit einem solchen Handel schon die nächste Soldatenentführung vorprogrammiert wird. Die Abgeordneten im Gazastreifen und im Westjordanland diskutierten in Zeiten, als das palästinensische Parlament noch funktionierte, öffentlich die Praxis der Soldatenentführung als Strategie zur Befreiung der eigenen Häftlinge. Was natürlich nur funktionieren kann, wenn Israel sich darauf einlässt.

Olmert ließ keine Gelegenheit aus, um von dem Foto Gilad Schalits zu erzählen, das bei ihm auf dem Schreibtisch steht. Alles in seiner Macht Stehende wollte er unternehmen, um ihn aus den Händen seiner Peiniger zu befreien, versprach er, nur um ausgerechnet dann auf die Bremse zu treten, wo eine Lösung schon greifbar ist. Er spielt ein gnadenlos grausames Spiel mit der Familie Schalits und mit dem Gefangenen selbst. Und er stößt die ägyptischen Vermittler vor den Kopf, die zu Recht endlich die Früchte ihrer monatelangen Anstrengungen ernten wollten. Wenige Wochen vor seinem Abgang hinterlässt Olmert einen neuen Scherbenhaufen und bestraft den Mann, der kein anderes Vergehen begangen hat als die Öffentlichkeit darüber zu informieren.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.

1 Kommentar

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  • A
    aso

    "...Gegner...warnen davor, dass mit einem solchen Handel schon die nächste Soldatenentführung vorprogrammiert wird."

    Und damit haben sie recht.

    Denn so schmerzlich die Angelegenheit für die Betroffenen auch sein mag, Helmut Schmidt hat damals das einzig richtige entschieden, der Staat darf nicht erpressbar werden. Es hätte weitere Flugzeugentführungen gegeben. Weil man eine erfolgreiche Strategie weiter anwendet.

    Deshalb sollte sich die UNO mit dieser Entführung befassen.

    Der Staat darf nicht zum Spielball von Terrororganisationen werden.

    Und schon gar nicht wenn Pälestinenser über diese Option öffentlich im Parlament dikutieren, wie geschehen.

    Ungeheuer scheint auch die Unverhältnismäßigkeit einer Tausch-Forderung: Einer gegen Tausend. Wo bleiben da die gepriesenen Werte von Stolz und Ehre bei den Geiselnehmern? Hat denn ein Palästinensischer Gefangener nur den Wert eines Tausendstel gegenüber einem einzigem Israeli?