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Kommentar IsraelGenug geduldet

Die USA hat Israels Boykott der Friedensbemühungen bislang stets geduldet. Jetzt aber zeichnet sich endlich eine veränderte Haltung ab.

V on einem Schuldigen im Nahostkonflikt zu sprechen, ist aus deutscher Sicht sehr schwierig. Die uneingeschränkte Solidarität mit Israel ist nicht hinterfragbar - viel zu oft dient Kritik an Israel hierzulande nur als trojanisches Pferd für antisemitische Ressentiments. Auch von den USA wurde Israels Sonderstatus bislang stets unterstützt und nahezu jeder Boykott der Friedensbemühungen seitens der Israelis geduldet. Jetzt aber zeichnet sich endlich eine veränderte Haltung ab.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat den Siedlungsstopp in Ostjerusalem für mindestens weitere vier Monate ausgesetzt. Die Verweigerungshaltung israelischer Politiker in dieser Frage ist nichts Neues. Im Gegenteil: Er setzt die störrische und kompromisslose Haltung seiner Vorgänger bloß fort. Doch weil sie so absehbar und unabänderlich erscheint, ist die Geduld von US-Präsident Obama nun offensichtlich zu Ende.

Mit Netanjahus Weigerung, den Forderungen der USA nachzukommen, schadet er Israel und seinem Standpunkt nicht nur in der internationalen Gemeinschaft. Auch eine innenpolitische Rechtfertigung seiner Haltung dürfte immer schwerer für Netanjahu werden.

Ariane Lemme

28, leitet derzeit das Ressort Ausland der taz.

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Nicht nur die Palästinenser, auch viele Israelis würden inzwischen einen fairen Friedensplan der Amerikaner begrüßen. Deshalb: Bei aller Solidarität mit Israel - Obama muss handeln. Ein Ende der Geduld mit der israelischen Führung könnte dann nämlich ein Anfang des Friedens im Nahen Osten werden.

Ausschlaggebend in diesem komplizierten Konflikt dürfen letztlich keine Tabus sein. Der machthungrigen Rechten muss Eingehalt geboten werden. Zum Wohle der Israelis und Palästinenser, die auf beiden Seiten unter dem jahrzehntelangen Konflikt leiden.

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9 Kommentare

 / 
  • RR
    rüdiger rückwärtzmops

    Ich wünsche Israel viel Vergnügen (nicht sarkastisch). Ich wünsche den Palästinensern viel Vergnügen (nicht zynisch). Uns allen natürlich auch.

    (nicht ironisch)

    Man darf nicht unterschlagen, das auch Deutschland in der Vergangenheit, der Gegenwart und auch in Zukunft als Mitglied des "Westens" davon profitiert, wenn hier und da, irgendwie und irgendwann, irgendwo jemand vor lauter Unglück einen anderen dafür verantwortlich macht. Mal zurecht, mal nicht!

     

    Als sehr schade empfinde ich die Entwicklung besonders in Deutschland was eigentlich die Lehre aus dem 2. Weltkrieg angenommen zu haben schien. Das wir zur Durchsetzung unserer Lebensansprüche Krieg führen ist anscheinend dann doch noch nachvollziehbar, wenn man sein Gewissen erst einmal wegsäkularisiert hat. Glückwunsch Deutschland, und Europa und Glückwunsch Amerika. Wunderbar gemacht!

    (nicht lustig!)

  • C
    Chris

    Wie auch immer man zur Politik Israels steht.

    Worauf stützen Sie Ihre Hoffnung, wenn Sie schreiben: "Ein Ende der Geduld mit der israelischen Führung könnte dann nämlich ein Anfang des Friedens im Nahen Osten werden."?

    Land für Frieden hat bisher nie funktioniert.

    Und es gab viele, viele Jahre, wo der Frieden im Nahen Osten nicht an Israel gescheitert ist.

    Hat sich die Haltung der Palistinänser und der Arbabischen Nachbarn in den letzten Jahren so verändert?

  • S
    sten

    klar, wenn die israelis den bau von wohnungen in jerusalem stoppen, dann werden hamas und fatah und konkurrierende mörderbanden ihre pläne, die juden ins meer zu schmeißen aufgeben, die sonne scheint, die vögel zwitschern - es herrscht frieden.

     

    genauso, wie als die israelis in oslo den palästinensern einen realistischen weg zu einem eigenen staat aufgezeigt haben, als sie sich aus dem südlibanon zurückgezogen haben, aus gaza ...

     

    der artikel strotzt von der selben faktenresistenz, die typisch für deutsche antizionisten ist. der vorsatz "Von einem Schuldigen im Nahostkonflikt zu sprechen, ist aus deutscher Sicht sehr schwierig. Die uneingeschränkte Solidarität mit Israel ist nicht hinterfragbar - viel zu oft dient Kritik an Israel hierzulande nur als trojanisches Pferd für antisemitische Ressentiments" ist nur die taz version von: "ich habe ja nichts gegen juden, einige meiner besten freunde sind juden, ABER ..."

  • M
    Marik

    Israel hat bereits zweimal eine Teilung angeboten, das wurde jedes Mal von der Palästinenserführung abgelehnt.

     

    Warum?

     

    Ganz einfach, wenn es dazu kommt werden keine Milliardenhilfen mehr nach "Palästina" fließen.

     

    Die Palästinenser sind bereits reicher als die Araber in den umliegenden Ländern. (!)

     

    Die Teilung muss so schnell wie möglich her, Israel muss über seinen Schatten springen und die Teilung nochmals anbieten.

  • E
    end.the.occupation

    >> Der machthungrigen Rechten muss Eingehalt geboten werden. Zum Wohle der Israelis und Palästinenser, die auf beiden Seiten unter dem jahrzehntelangen Konflikt leiden.

     

    Ein netter - gut gemeinter - Kommentar. Nur hat die Analyse einige Fehler.

     

    Wo leiden denn die Israelis unter der Besatzung?

    (Genau genommen müsste es hier Juden nicht Israelis heissen, denn die Araber mit isr. Pass werden ebenso diskriminiert - 'leiden' - wie die Araber auf der Westbank.)

     

    Müssen die Isr. stundenlang an Checkpoints stehen, wenn sie von Tel-Aviv nach Haifa wollen? Wurden in den letzten zehn Jahren rund 10.000 Häuser von Juden in Jerusalem durch die PNA zerstört? Sind die russischen Juden in Gefahr, von der PNA nach Russland 'ausgewiesen' zu werden? Wo sind denn die arabischen Siedlungen - mit Strassen nur für Araber - in Israel - deren Bewohner den benachbarten Juden das Leben zur Hölle machen?

     

    Der Punkt ist: Die Juden leiden nicht unter der Besatzung - sie profitieren vielmehr davon.

    Erst wenn sich das ändert - durch Sanktionen und Boykott - dann wird sich auch in Palästina etwas in Richtung 'gerechter' Frieden entwickeln.

     

    Auch die Benutzung des Begriffs 'die Rechte' für Israel ist insofern problematisch - weil eine rechte - auf Vertreibung und Segregation abzielende - Politik gegen die Palästinenser von ALLEN isr. Parteien - mit der Ausnahme einiger Splitterparteien - vertreten wird.

    Das die Araber verschwinden müssen, das ist Konsens in Israel - und ohne die praktische Umsetzung dieser Politik würde Israel - so wie wir es kennen - auch gar nicht existieren.

  • M
    Martin

    Wo dem Frieden doch wieder nur die bockbeinige israelische Führung im Wege steht, kann Frau Lemme ja vielleicht einfach mal die essentielle Frage beantworten, wo den Palästinenserseits der zum Frieden unabdinglich notwendige Gegenpart zu finden wäre?

     

    Das die Israelis wieder und wieder und wieder entgegengekommen sind und die Palästinenser wieder und wieder und wieder jedes Entgegenkommen und jeden Versuch den Konflikt friedlich beizulegen mit Terror und völliger Ablehnung beantwortet haben, es bleibt unberücksichtigt.

     

    Man kann der deutschen Linken Fakten um Fakten um Fakten vor Auge führen, sie bleibt blöde und ideologisch-korrekt bis zum Ende ungerührt auf der Seite der Palästinazis.

     

    Frau Lemme sei die Lektüre dieses Artikels empfohlen. Wieder der Ratio hoffe ich ja immer noch auf zumindest einen Funken Verstand und vor allem auf ein Mindestmaß an Anstand und Aufrichtigkeit bei manchen "Linken". Ich hab den Umstieg von "Dummlinks-und-stolz-drauf-bei-den-Guten-zu-sein" auf "nicht-mehr-ganz-so-dumm-garnix" ja auch geschafft.

     

    http://www.steinhoefel.de/blog/2010/04/so-wird-man-nahostkorrespondent-eine-anleitung.html

  • BC
    Belen Clausen

    Aus rein wirtschaftlicher Sicht kann Israel keinen Frieden gebrauchen, denn dann hätten sie ihn schon.

     

    Belen Clausen

     

    Mexiko City

  • H
    Hagen

    Unsinn - wer ist schon Obama? Ein Präsident, der

    irgendwann wieder verschwindet. Er kann leider vorher viel Unheil anrichten. So Machthungrig wie Sie, Frau Lemme, die israelische Rechte hinstellen, ist sie nicht. Um es auch für Sie verständlich auszudrücken - Israel will sich nur nicht verdrängen lassen und Befehle befolgen von jemandem, der,

    lt. O-Ton von Bill Clinton, "... vor einigen Jahren noch den Kaffee serviert hätte."

    Obama vergeht - das Volk Israel wird ewig bestehen.

  • H
    harun

    in der taz zu einem artikel über israel einen kritischen kommentar schreiben, ist ein schwieriges unternehmen für einén anatifaschistischen für die menschenrechte überall auf der welt sich einsetzenden deutschen linken wie mich.

     

    ich habe es schon einíge male versucht und jedesmal wurde mein kommentar nicht gebracht. ich kann nur mutmaßen, warum.

     

    ich kann nur sagen: wenn die apartheidpolitik, die israel mit den palästinensern seit langem praktiziert(und dazu gibt es zahllose zeugen, gerade auch linke israelis)

    "semitisch" sein sollte, bekäme der bösartige ausdruck "antisemitisch" evtl. eine positivere konnotation. wäre aber eine schlechte ,unwahre, der wirklichkeit der semiten widersprechende verallgemeinerung, bös mißbrauchbar:

    da martin buber,yes. leibowicz, simon levy, ilan pappe uri avneri auch semiten waren o. sind, kann man als antifaschistischer dem kampf für die menschenrechte überall auf der welt verpflichteter deutscher linker nicht "anti s e m i t" sein- sondern ,wie all diese humanistischen juden , höchstens anti-kolonialist, antirassist, anti-staatsterrorist, anti-kriegsverbrecher usw . schlimmstenfalls gegner einer schlimmen abart des zionismus a la scharon, liebermann, netanjahu u.a.

     

    martin buber müßte aus dem grab auferstehen: so einer wie er könnte den knoten vielleicht durchschlagen....