Kommentar: Internet-Erpressung: Im Netz der Netz-Giganten
. So also sieht politische Erpressung im Internet-Zeitalter aus - Huxleys "Schöne Neue Welt" in ihrer virtuellen Version. Dass es soweit kommen konnte, verdanken wir der zunehmenden Konzentration der Netz-Dienstleister.
E s ist ein Wirtschaftskrieg der besonderen Art: Da versucht ein US-Konzern, über den viele europäische Unternehmen ihren Zahlungsverkehr abwickeln, in krass rechtswidriger Form ein US-Embargo durchzusetzen, dass in Europa gegenstandslos ist. Und ist dabei - ermöglicht durch die Abhängigkeit der Firmen vom Paypal-System - zum Teil auch erfolgreich. So also sieht politische Erpressung im Internet-Zeitalter aus - Huxleys "Schöne Neue Welt" in ihrer virtuellen Version.
Dass es soweit kommen konnte, verdanken wir der zunehmenden Konzentration der Netz-Dienstleister. Ob die Ausforschungen durch Google Streetview, die unsägliche Kooperation von Amazon mit der NPD oder nun Paypals Kuba-Boykott: Die marktbeherrschenden Internet-Unternehmen können offenbar Politik machen, wo und wie immer sie es wollen. Was daran liegt, dass es an dezentralen und, ja, europäischen Alternativen fehlt.
Deshalb sind nicht nur empfindliche EU-Sanktionen gegen Paypal erforderlich, sondern langfristig auch die Demokratisierung des Netzes samt der Entflechtung seiner Anbieterstruktur im kommerziellen Bereich.
Noch wichtiger aber ist: Die User müssen ein Zeichen setzen - protestieren oder boykottieren, wie es in den Fällen von Google und Amazon geschehen ist. Nur wenn das eigene Image leidet und der Euro nicht mehr rollt, sind Konzerne bereit, ihre Spielregeln zu ändern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden