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Kommentar Hungerstreik der PalästinenserKein Timoschenko-Effekt

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Der gewaltlose Widerstand der palästinensischen Gefangenen hat sich gelohnt. Haftbedingungen werden gelockert. Fatal ist das Desinteresse der Politik und der Medien.

W enn Palästinenser zur Gewalt greifen, dann hebt man im Westen gerne den mahnenden Zeigefinger. Wenn sie sich aber zum gewaltlosen Widerstand entschließen, dann werden sie ignoriert. Das hat fatale Auswirkungen.

Dabei ist es eine gute Nachricht, dass die 1.600 palästinensischen Gefangenen, die in israelischen Gefängnissen sitzen, ihren über vier Wochen währenden Hungerstreik jetzt abgebrochen haben.

Dass ihre Haftbedingungen gelockert werden sollen, zeigt, dass sich gewaltloser Widerstand lohnen kann. Gut möglich, dass dieser Erfolg die verbliebenen militanten Gruppen dazu animiert, vom bewaffneten Kampf abzulassen. Ob sie das tun, hängt aber auch vom europäischen Engagement für eine friedliche Lösung des Konflikts ab.

Skeptisch stimmt dabei, wie wenig Notiz deutschen Medien und Politiker von diesem größten Hungerstreik in der Geschichte des Nahost-Konflikts genommen haben – dabei war fast jeder dritte palästinensische Gefangene in israelischer Haft daran beteiligt.

taz
DANIEL BAX

ist Redakteur für Integration und Migration im Inlandsressort der taz.

Zuletzt spielte man sich hierzulande als Anwalt der Menschenrechte auf, als deutsche Politiker und Medien die Haftbedingungen der ukrainischen Oppositionsführerin Julia Timoschenko kritisierten. Gegenüber einem Verbündeten wie Israel aber bleibt man stumm.

Das gilt nicht nur mit Blick auf die Palästinenser in israelischer Haft. Das gilt auch für die fortwährende Blockade des Gazastreifens und das andauernde Besatzungsregime im Westjordanland, was beide Gebiete zu großen Freiluftgefängnissen macht und Millionen Menschen ihrer Freiheit und Würde beraubt.

Wenn Europa weiter solches Desinteresse zeigt, droht die Gefahr, dass einzelne Palästinenser wieder zur Gewalt greifen. Das wird ihre Lage nicht verbessern. Aber damit winkt ihnen zumindest wieder Aufmerksamkeit.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er schreibt über Politik und Popkultur – inbesondere über die deutsche Innen- und Außenpolitik, die Migrations- und Kulturpolitik sowie über Nahost-Debatten und andere Kulturkämpfe, Muslime und andere Minderheiten sowie über die Linkspartei und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW). 2015 erschien sein Buch “Angst ums Abendland” über antimuslimischen Rassismus. 2018 folgte das Buch “Die Volksverführer. Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind.”
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5 Kommentare

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  • TJ
    Tom Jones

    Jaja, die böse Blockade.(die laut UN legal ist)

    Und diese gemeinen Freiluftgefägnisse.(mit den vielen offizielen und inoffiziellen Ausgängen, schwerbewaffneten Insassen und einem besseren Lebensstandard als sonst in der arabischen Welt)

    Dumm deutscher Antisemitismus, mehr nicht.

  • C
    Christoph

    da traut sich endlich mal ein Journalist, die de facto existierende Schweigespirale zu durchbrechen...Zu häufig bzw. noch immer wird Solidarität mit Israel gleichgesetzt mit Ignorieren der Menschenrechtsverletzungen auf israelischer Seite...

  • DR
    Dr. rer. Nat. Harald Wenk

    Ohne eine grundsolide Theorie des Irrtums und des Phantasmas, aufbauend auf der verfeinerten Assoziationspsychologie, steht man allen medialen Diksursen einfach hilflos gegenüber.

    In der Regel wird von den Erkenntnisse "ex-negativo" Gebrauch der Aufrechterhaltung und der Produktion von Irrtümern und Absperrungen ins Phantasma gemacht. Von wohlinformierten realassoziierten interssierten Seiten.

     

    Was meint man, was der israelische Sicherheitsapparat mit Mossad als Speerspitze so alles "drauf hat". Hundert mal mehr und der Fehler könnte nur 3 Zehnerpotenzen zu klein geschätzt sein!!

     

    Die nehmen uns wahrschreinlich nicht mal mehr als "Statisten" ihre Aktionen ernst...

  • M
    max

    danke herr bax, dem ist nichts hinzuzufügen.

  • H
    Heiner

    Glückwunsch, ein guter Kommentar. In diesen Zeiten ist es nötig, dass es Pressestimmen gibt, die unser veröffentlichte Meinung gegen den Strich bürstet, außen- und innenpolitisch.