Kommentar Honduras: Kompromiss mit den Putschisten
Die Rückkehr von Zelaya kann kaum als Sieg der Demokratie gefeiert werden, selbst wenn es sich um die Symbolfigur handelt. Mehr ist aber derzeit nicht möglich.
K napp zwei Jahre nach dem Putsch gegen ihn ist José Manuel Zelaya, der von Militärs und Oligarchie gestürzte Präsident von Honduras, als freier Mann in die Heimat zurückgekehrt.
Ist jetzt alles wieder gut? Ganz und gar nicht! Kritische Journalisten werden in Honduras weiter ermordet, Konflikte um Land löst die Armee im Sinne der herrschenden Agraroligarchie mit Schusswaffen. Hunderte Gewerkschafter, Menschenrechtler und Oppositionelle sind im Exil, andere werden von Todesschwadronen eingeschüchtert.
Die Rückkehr eines einzigen Politikers kann da wohl kaum als Sieg der Demokratie gefeiert werden, selbst wenn es sich dabei um die Symbolfigur des Konflikts handelt.
TONI KEPPLER ist taz-Korrespondent aus Mittelamerika.
Doch mehr ist derzeit nicht möglich. Die USA drängen schon lange auf eine Normalisierung der Beziehungen zu Honduras. Europa behandelt den aus dem Putsch hervorgegangenen Präsidenten Porfirio Lobo wie einen demokratisch gewählten Staatschef.
Die Partei des heutigen deutschen Außenministers stand ohnehin von Anfang an stramm an der Seite der Putschisten: die Liberale Internationale kürte Roberto Micheletti, den Anführer des Staatsstreichs, gar dankbar zu ihrem Vizepräsidenten. Selbst die zentralamerikanischen Nachbarn sind erleichtert, dass endlich ein fauler Kompromiss gefunden wurde und das Thema Honduras vom Tisch ist.
Was lernen wir daraus? Militärputsche in Lateinamerika werden weiterhin toleriert. Die Putschisten müssen nur genug Geduld und Chuzpe haben.
Einzig Ecuadors Präsident Rafael Correa stört mit seiner Forderung, die Putschisten müssten vor Gericht gestellt werden, bevor man die Beziehungen zu Honduras normalisiert. Man wirft Correa bisweilen vor, er nehme es nicht so genau mit der Demokratie. Was aber den Umgang mit Putschisten angeht, kann die deutsche Außenpolitik von ihm lernen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Preiserhöhung bei der Deutschen Bahn
Kein Sparpreis, dafür schlechter Service
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Ansage der Außenministerin an Verbündete
Bravo, Baerbock!