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Kommentar Hoeneß-ProzessChaoten-Malus vor Gericht

Christian Rath
Kommentar von Christian Rath

Im Prozess gegen Uli Hoeneß läuft alles auf eine Freiheitsstrafe ohne Bewährung hinaus. Daran ist der Bayern-Präsident selbst schuld.

Im Stadion wirkt er zufriedener: Uli Hoeneß vor Gericht. Bild: dpa

H at Uli Hoeneß vor Gericht einen Promi-Bonus oder einen Promi-Malus? Die Frage stellt sich längst nicht mehr. Die Summen, die der Bayern-Präsident bei der Steuer hinterzogen hat, sind so hoch, dass das Gericht gar nicht anders kann, als eine harte Strafe zu verhängen.

Der Bundesgerichtshof hat festgelegt, dass in der Regel ab 50.000 Euro ein besonders schwerer Fall der Steuerhinterziehung vorliegt. Dass Hoeneß mit erst 3,5, dann 18,5 oder nun 27,2 Millionen eindeutig darüber liegt, ist schon lange klar.

Der Bundesgerichtshof hat außerdem festgelegt, dass ab einer Million hinterzogener Steuern eine Haftstrafe in der Regel nicht mehr zur Bewährung ausgesetzt kann. Inzwischen ist Hoeneß bei mehr als dem Zwanzigfachen. Da ist mit den besten Milderungsgründen nichts mehr zu machen. Uli Hoeneß wird zu einer Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt werden.

Hoeneß' Selbstanzeige aus dem Januar 2013 kann ihn davor auch nicht retten. Strafbefreiung bringt eine Selbstanzeige nur, wenn sie vollständig ist und vor der Entdeckung erfolgte. Dass sie vollständig war, wird nach dem gestrigen Prozesstag auch der größte Hoeneß-Freund nicht mehr behaupten.

Chaoten-Bonus? Chaoten-Malus!

Allenfalls könnte die gescheiterte Selbstanzeige noch strafmildernd wirken. Es ist aber ein Unterschied, ob jemand in der Hektik eine unvollständige und oberflächliche Selbstanzeige zusammenschustert. Oder ob jemand sich völlig in der Größenordnung vergreift. Da könnte sich das Gericht fragen, ob das vielleicht sogar ein neuer Versuch war, den Fiskus zu täuschen. Das könnte dann sogar eher strafverschärfend wirken.

Auch die Tatsache, dass Hoeneß die für ihn ungünstigen Daten erst zwei Wochen vor dem Prozess bei Gericht einreichte, obwohl sie ihm schon ein Jahr vorlagen, dürfte das Gericht als Affront werten.

Die Frage ist nun eher, ob Hoeneß einen Chaoten-Bonus oder einen Chaoten-Malus bekommt. Bei einem Manager, der drei Anwälte beschäftigt und ständig betont, dass er reinen Tisch machen will, liegt die Antwort eigentlich auf der Hand.

Aber wer weiß, was in diesem Prozess noch an Be- und Entlastendem ans Licht kommt. Dank Hoeneß' rätselhafter Prozesstaktik ist die mündliche Verhandlung ja – ganz ungewöhnlich! – noch voller Überraschungen. Und heute ist in München ein neuer Prozesstag.

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Christian Rath
Rechtspolitischer Korrespondent
Geboren 1965, Studium in Berlin und Freiburg, promovierter Jurist, Mitglied der Justizpressekonferenz Karlsruhe seit 1996 (zZt Vorstandsmitglied), Veröffentlichung: „Der Schiedsrichterstaat. Die Macht des Bundesverfassungsgerichts“ (2013).
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29 Kommentare

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  • M
    m.frh.v.falkenstein

    recht so......herr hoeneß....

    sie haben fast 30 millionen betrogen.....für einpaar tausend

    euronen sozialhilfe-betrug fährt

    man viel länger in den knast.....

    "alle menschen sind gleich...einige sind gleicher !!"

    ich wünsche ihnen eine gute zeit

    hinter gitter....bestimmt mit

    "sonder-behandlung" ich stell mir das mal so vor:

     

    zelle 100 m2,mit bad und balkon,

    internet, telefon, fax, essen vom "feinkost käfer" usw. persönlicher "wärter" ...oder soll ich lieber "butler" sagen...privat klamotten...natürlich "maß-anzug"

     

    aber egal....du bist ein "knacki" wenn du eingefahren bist........

     

    wenn man ein reicher mann ist, dann verstehe ich nicht, warum mann seine gier nach noch mehr nicht kontrollieren kann ? egal was die medien über sie schreiben.....gutes herz...freundlich, sozial ..usw.

    für mich sind sie "entweder eine

    bayrischer dumplackel.....oder

    ein eiskalter zocker....das müßen sie selber wissen. persönlich habe ich nichts gegen sie....ich habe meine eigenen probleme...aber "fahren sie ein"

    und tragen sie es wie ein mann...

  • WW
    Wim Wenders

    Uli der beste Mann fürs Grobe -alle hat er unterbebuttert, mit festem Willen und Ellbogen raus, da wird nicht gezögert, da wird gemacht, weil man die Macht hat und weil man`s kann und irgendwann ist man wie "des Fischers Frau", setzt sich die Krone auf und verliert alle Maßstäbe.

  • KS
    K. Schwobbel

    Für mich ist der hochgradig Suchtkrank. Sieht man schon an der triumphalen Art jetzt bei Gericht. Endlich geht was weiter, dafür leben Junkies: für die nächste Runde im Illusionskino.

     

    Dafür leiden die auch, und stehlen und betrügen. Und, jeder, der sie wirklich kennt, wird es bestätigen: Junkies haben, ganz wie es jetzt über Hoeness ausgesagt wurde, grosse und weiche Herzen, enorme Tatkraft und Charisma.

     

    Man kann Pech haben, mit dem Elternhaus und einigen Umständen, dann landet man, wenn man diesen Charakter hat, auf der Platte, ob in München oder sonstwo. Oder mit Glück wird man der Präsi vom FCB und ein schwerreicher Fabrikant.

     

    Die Beschwörungen des nun Beklagten, er sei ja kein Sozialschmarotzer, deuten im Grunde ja schon an, dass er in diesen Abgrund bereits geblickt und es verstanden hat. Ich würde dem ne Bewährungsstrafe geben, aber mit strengster Therapieauflage, und der Massgabe, Unsummen dafür zu bezahlen, dass er nicht gesiebte Luft atmen muss.

     

    Wem hilft der Typ im Knast? Er wird sowieso nicht lange drin sein, und dann haben die, die ihn so krank behalten wollen, wie er leider ist, für immer einen Märtyrer. Lasst den blechen, bis er schwarz wird, für Tierasyle, Jugendheime und Altentagesstätten, für alles, was dringend Geld braucht in unserem Land.

     

    Und er soll eine Therapie machen, die ihn endlich an die Grenzen seines Irrsinns bringt.

     

    Knast bringt so einen gar nicht um, im Gegenteil, das bauscht sein überdehntes Ego nur noch weiter auf.

  • Der Papst und der liebe Gott werden heute Nacht sicherlich zusammensitzen und darüber diskutieren mit welcher dahergeholten fadenscheinigen Begründung sie ihren Chef da raushauen werden.

  • Er hat sich so unglaublich unintelligent und tölpelhaft verhalten in der ganzen Affäre, daß ich keinen talentierten Manager mehr in ihm sehe. Die eigene scheibchenweise Demontage immer mehr voran zu treiben, anstatt einmal reinen Tisch zu machen ist schon grenzdebil zu nennen. In den letzten Tagen konnte man den Eindruck gewinnen, er will in den Knast. Der Mann ist mir ein Rätsel

    • @rugero:

      Das gehört zum Spielsystem des FCB. Nennt sich "kontrollierter Ballverlust". Morgen wird er noch im Strafraum eine "Schwalbe" hinlegen. Und dann gibt es den entscheidenden Elfmeter.

  • S
    Sauerteig

    Diese immer wieder geforderte vollständige Abschaffung der Strafmilderung/Aufhebung per Selbstanzeige verhindert Verbrechen in der Dimension eines Hoeness keineswegs. Aber sie erledigt so manchen Kioskbesitzer oder Gastronom, der einfach mit der Steuer nicht klarkommt, und vielleicht aus selbstständigem Einkommen ein Resultat erzielt, dass ihn eigentlich sogar zum Aufstocken per Hartz berechtigen würde. Man kann auch alle Autobahnen zumachen, nur weil links immer die Raser in den fetten SUV's unterwegs sind. Wem das hilft oder schadet, ist eine ganz andere Sache. Die Polizei muss sich halt mehr an die jeweils relevante Stelle begeben, das ist in einem Fall so wie im anderen.

  • Hoeneß im Strafraum? Sein Kommentar:

    "Mir schießen vor Lachen die Tränen in die Augen!"

     

    Mehr sehe und höre hier:

    http://www.tornante.pf-control.de/blog1/?p=17388

  • AH
    Andi H

    Er muß froh sein wenn er nicht noch einen Prozeß wegen Insiderhandel dran kriegt.Wer Millionen auf einen fallenden Dollar setzt handel bewußt.Er muß durch seine Nähe zur Wirtschaft gewußt haben wie die Würfel fallen würden bei diesem hohen Einsatz.Denn solche Quoten gibts nicht mal beim Pferderennen!Es wird in München sowieso gemunkelt,daß er sich in die große Politik einmischen wollte und darum zum Abschuß freigegeben wurde..

  • Die strafbefreiende Selbstanzeige für Steuerschulden und die diesbezügliche Verjährung muß abgeschafft werden.

     

    Es ist nicht akzeptabel, daß solche Reiche und durch solche trickreichen Aktionen/Deals/Verträge/Gesetze die Höhe der Steuern jahrelang selbst bestimmen, durch ihnen genehme Politik/Rechtsprechung regeln lassen und sich dauerhaft ins Ausland absetzen können.

  • korrekt -

     

    eine moderne Jopsiade

     

    "…auf die Antworten dieses Schopses

    erfolgt ein allgemeines Schütteln

    des Kopfes …"

     

    und der langjährige Wahlmünchner

    weiß zudem -

     

    " …macht 25 nach altem Brauch -

    und richtig geraten -

    so kommt es auch."( =nix Bonus;-))

     

    also mit Udo -

    "…Mutter, mach den Koffer klar…"

     

    und - " wer einmal aus dem

    Blechnapf fraß…"¿

     

    schaugn mer mal!

    - jedenfalls längst nicht mehr

    alles Wurscht!

    - der Runde muß ins Eckige!

  • NP
    Natalie P

    Also ich schließe mich dem Autor an, die Bewährungsstrafe rückt in immer weitere Ferne und die Schuld ist beim Angeklagten zu suchen... Zum Glück kann man sich ja noch durch alle Instanzen klagen, bevor es ernst wird.

    Bei bis zu 100 Deals pro Tag kann immerhin keiner sagen, der Mann hätte keine schnelle Reaktionsgabe und die kann man im Gefägnis ja auch gut gebrauchen. Nur schade, dass der Börse mit der Strafe ein potentieller Top-Broker verloren geht: http://www.finance-magazin.de/meinungen/borkowski-exclusiv/hoeness-erhaelt-jobangebot-aus-den-usa/ ;)

  • E
    edvans

    Jede Wette, dass Hr. Hoeneß nicht in Gefängnis geht.

    Die Selbstanzeige wird gereicht haben - strafbefreiend.

    Allein die ausbleibenden Würdigung der nun vorgelegten Sachverhalte, die zumindestens die Staatsanwaltschaft wohl nicht kannte. Spricht dafür, dass dieser "Prozess" nie einer werden sollte.

    Es passiert in Bayern - da wird dem Mann ein Denkmal gebaut, keine Zelle.

    • K
      Knut
      @edvans:

      Dagegen spricht der gesunde Menschenverstand:

       

      Am Donnerstag soll trotz der neuesten Entwicklungen ein Urteil ergehen - das kann eigentlich nur bedeuten das die Selbstanzeige, nach Auffassung des Gerichts, unwirksam ist.

       

      Das läßt sich, so man schnell fündig wird anhand einer entdeckten, bis dahin unangegebenen, Unregelmäßigkeit belegen.

       

      Hingegen müßte das Gericht doch beträchtlich mehr Zeit brauchen um sicher zu gehen, dass die neuen Unterlagen der Wirksamkeit nicht in einem einzigen Punkt im Wege stehen.

       

      Der Zeitaspekt spricht ganz klar für eine Verurteilung. (Ich vermute zu ca. 4-5 Jahren).

       

      Sollte wider erwarten am Donnerstag kein Urteil ergehen sieht die Sache natürlich wieder offener aus.

    • @edvans:

      Die Wette geh ich ein. Einsatz: 4 Wochen unter deine oder meine Kommentare ein ehrliches: "Hervorragender Kommentar"

       

      Schlag ein !

      • @lions:

        Hervorragender Kommentar

      • E
        edvans
        @lions:

        Geht klar - aber bitte genau lesen. Er geht nicht ins Gefängnis. D.h. selbst wenn er zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wird, dann ist die zur Bewährung und ich bin lachender Sieger :)

        Wobei ich dann erst das kommentieren hier anfangen müsste im großen Stil ;)

  • M
    moneyislikehoney

    es sollte nicht die frage gestellt werden ob bonus oder malus, sondern ob der gerechtigkeit genüge getann wird? nachdem er von der politik und wirtschaft seit jahren hofiert wird und nun sich als reuiger sünder darstellt, der um vergebung bittet ist die frage der einsicht etwas falsch gemacht zu haben doch viel wichtiger? solange das steuersystem es den besserbetuchten so einfach macht wird dem hier nicht einhalt geboten. auch höher strafen und soziale ächtung werden das problem nicht beheben. es liegt wahrscheinlich an der natur des menschen einfach immer mehr haben zu wollen, obwohl man eigendlich schon genug hat?

  • MD
    Martin De

    zum zeitpunkt der selbstanzeige mußte er davon ausgehen, daß er sowieso bald auffliegen würde. warum sollte dann die selbstanzeige strafmildernd wirken?

  • P
    PeterGraf

    Wer glaubt ernsthaft, dass Uli Honeß in Minga zu einer Haftstrafe verurteilt wird? Er ist heute lächelnd ins Gericht gekommen, wirkte gestern schon ziemlich entspannt. Die Geliebte des Bierkönigs bekam diese Woche 2,3 Jahre ohne Bewährung für 750.000 EUR. Honeß wird zu 100% ohne Haftstrafe davon kommen. Schließlich hat er von den 27,2 Mio. ca. 5 Mio. gegen Spendenquittung zur Imagepflege wieder unter die Leut gebracht, ist doch eigentlich ein netter Kerl und so einer darf einfach nicht in den Knast.

    • 6G
      688 (Profil gelöscht)
      @PeterGraf:

      Und wenn doch, dann nur als Freigänger ;-)

  • R
    Reiner

    Merke: Bayernoligarch Hoeneß, nur ein durchgeknallter Bischof v. E. der deutschen Bourgeoisie.

  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    Für einen der bisher ein traumhaft-schönes Leben gehabt hat (und der im Knast sicher auch nicht viel und nicht lange zu leiden haben wird), sind Tränen in jedem Fall ein seltsames (Schausspiel) - jedenfalls sind wir alle mehr und / oder weniger mitschuldig, das es soweit kommen muß (Hierarchie in gleichermaßen systemrational-gepflegter Bewußtseinsschwäche)!?

    • @688 (Profil gelöscht):

      Ich fühle mich vollkommen unschuldig, dass Herr Hoeneß Steuern hinterzogen hat. Diese Entscheidung hat er für sich alleine getroffen. Jetzt trägt er dafür die Konsequenzen. Nicht mehr und nicht weniger.

    • @688 (Profil gelöscht):

      Für mich plädiere ich auf weniger (mitschuldig).

      • 6G
        688 (Profil gelöscht)
        @lichtgestalt:

        "... Großmut und Arglist zu verbinden."

         

        "Täglich grüßt das Murmeltier", denn dies ist Normalität und ist heißt Systemrationalität, die manchmal auch als "Entwicklungshilfe" daher kommt. :-)

        • N
          Nebukatnezar
          @688 (Profil gelöscht):

          Ich vertraue nach wie vor auf den deutschen Rechtsstaat, der international vergleichbar auf höhchsten niveau funktioniert.

          • J
            joachim
            @Nebukatnezar:

            Der Kommentar ist -mit Verlaub- nicht von einer übermäßigen Sachkenntnis getragen. Ihr promovierter Kommentator sollte z.b. wissen, daß es ganz sicher keine "mündliche Verhandlung" gegeben hat. In einem Strafverfahren nennt sich das Hauptverhandlung. Ebenso ergegen sich für die Selbstanzeige Unrichtigkeiten. Sie sollten schon auf eine gewisse Sachkunde achten meint

            Joachim Külschbach

          • S
            StatistikIstAlles
            @Nebukatnezar:

            Da stimme ich ihnen vollends zu .. ist leider Bayern und die werden ja auch nicht müde zu erwähnen das sie ihr ganz "eigenes" Land sind.