Kommentar Hochschulwatch.de: Privilegien verpflichten

Hochschulen wollen nicht offenlegen, mit wem sie Geschäfte machen. Dass Unis glauben, sie schuldeten der Gesellschaft nichts, ist skandalös.

Erkundigt man sich bei einer Universität danach, welche Firmen ihr so alles Geld überweisen, erhält man fast ausnahmslos keine Antwort. Aus Rücksicht auf die Geschäftsinteressen der Partner aus der Wirtschaft, wie es dann heißt.

Zu viel Einblick mag diese Interessen zwar tatsächlich gefährden – aber das Argument darf eben nicht gelten, wenn private Unternehmen sich als Kooperationspartner an den Staat wenden. Wer etwas zu verbergen hat, soll bitte woanders sein Geld verdienen. Egal ob es eine Behörde ist, ein Staatsbetrieb oder eben eine Hochschule: Verträge zwischen privater und öffentlicher Seite haben grundsätzlich öffentlich zu sein. Transparenz ist hier ein Gebot der Demokratie.

Bei Hochschulen kommt ein Punkt hinzu, der die Sache besonders brisant macht: Diese Institutionen sind keine bloßen Funktionsstellen; sie sind von jeher mit Freiheiten ausgestattet, ohne das dafür klare Gegenleistungen festgelegt wären. Das gilt insbesondere für die Riege der Professoren.

Bernd Kramer ist Bildungsredakteur der taz.

Wer einen Lehrstuhl sein Eigen nennt, muss keinen Vorgesetzten fürchten, genießt den Vorzug der freien Zeiteinteilung und kann weitgehend lehren und forschen, was das Herz begehrt. Nicht zu vergessen die mehr als auskömmliche Bezahlung bis ans Lebensende.

Erschreckendes Selbstverständnis

Es gibt gute Gründe für diese Privilegien. Sie sollen eine Wissenschaft gedeihen lassen, die einzig der Forschung verpflichtet ist und die – so pathetisch diese Hoffnung klingt – vielleicht sogar eine bessere Zukunft für alle verheißt. Dieser Luxus verlangt von denen, die ihn genießen, aber auch ein besonderes Maß an Verantwortungsgefühl.

Die Geheimniskrämerei verrät daher ein erschreckendes Selbstverständnis der Hochschulen: Sie scheinen sich nicht als Institutionen zu betrachten, die der Gesellschaft noch etwas schuldig wären. Das ist der eigentliche Skandal.

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Jahrgang 1984, hat VWL, Politik und Soziologie studiert und die Kölner Journalistenschule besucht. Seit 2012 bei der taz im Inlandsressort und dort zuständig für Schul- und Hochschulthemen.

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