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Kommentar Hilfen für GriechenlandWeiter am Tropf der Gläubiger

Eric Bonse
Kommentar von Eric Bonse

Mit der Einigung der Eurogruppe auf weitere Hilfskredite für Griechenlands ist kein Problem gelöst. Deutschland ist das Haupthindernis.

Wolfgang Schäuble hat eine rasche Einigung auf Schuldenerleichterungen verhindert: Protest-Plakat aus Griechenland (Archivbild) Foto: dpa

J etzt ist Griechenland aber wirklich gerettet, und die Schuldenlast wird auch endlich verringert! Diese frohe Botschaft verkündet die Eurogruppe nach ihrer Nachtsitzung in Brüssel, die bis vier Uhr Morgens dauerte. Doch sie stimmt nicht.

Kein einziges Problem ist gelöst, Deutschland bleibt das Haupthindernis für eine nachhaltige Entspannung der Lage. Finanzminister Wolfgang Schäuble war es, der eine rasche Einigung auf Schuldenerleichterungen verhinderte, wie sie der Internationale Währungsfonds (IWF) gefordert hatte. Sofort, umfassend und ohne Vorbedingungen wollte der IWF Griechenland entlasten. Stattdessen sind nun kurz-, mittel- und langfristige „Maßnahmen“ geplant, die alle an Bedingungen gebunden sind.

Einen echten Schuldenschnitt wird es nicht geben, dafür hat Schäuble gesorgt – immer die CDU/CSU-Fraktion und die AfD fest im Blick, die sich gegen „Opfer der deutschen Steuerzahler“ stemmen. Aber auch eine echte Umschuldung steht noch in den Sternen. Darüber will die Eurogruppe erst 2018 befinden – nach der Bundestagswahl. Auch das hat Schäuble durchgesetzt.

Zwar bleibt der IWF an Bord des Euro-Rettungsbootes, obwohl seine Forderungen von Deutschland massiv abgeblockt wurden. Doch ob sich der Fonds auch finanziell beteiligt, wird erst im Herbst entschieden. Davon, dass sich die Eurogruppe mit dem IWF dauerhaft geeinigt habe, kann keine Rede sein. „Es gibt keine Garantie“, räumte Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem ein. Ebensowenig gibt es eine Garantie, dass es Griechenland nach diesem angeblich „umfassenden“ Deal besser gehen wird. Denn der beruht weiter auf der völlig unrealistischen, ökonomisch sogar widersinnigen Annahme, dass das Land dauerhaft enorme Haushaltsüberschüsse erzielen kann. Genau diese Annahme hat der IWF kritisiert. Und dennoch hält die Eurogruppe daran fest.

Einen echten Schuldenschnitt wird es nicht geben, dafür hat Schäuble gesorgt

Dass nun endlich 10,3 Milliarden Euro an frischen Hilfskrediten ausgezahlt werden sollen, macht die Sache kaum besser. Denn die Auszahlung ist wiederum an Bedingungen gebunden. Vor allem bei der Privatisierung gibt es noch Probleme: Offenbar geht Schäuble der Ausverkauf Griechenlands noch nicht weit genug. Außerdem wird das Geld wieder nur scheibchenweise überwiesen. Griechenland bleibt also am Tropf seiner Gläubiger. Das lang ersehnte Signal, dass sich die enormen Opfer gelohnt haben und bald spürbare Entlastung kommt, wurde wieder einmal verschoben. Letztlich ist die Zukunft des Landes nun vom Ausgang der deutschen Bundestagswahl abhängig. Erst wenn Schäuble weg ist, kann Griechenland aufatmen – vielleicht.

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Eric Bonse
EU-Korrespondent
Europäer aus dem Rheinland, EU-Experte wider Willen (es ist kompliziert...). Hat in Hamburg Politikwissenschaft studiert, ging danach als freier Journalist nach Paris und Brüssel. Eric Bonse betreibt den Blog „Lost in EUrope“ (lostineu.eu). Die besten Beiträge erscheinen auch auf seinem taz-Blog
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8 Kommentare

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  • 8G
    86548 (Profil gelöscht)

    Dass ich von Onesimus als Rechtspopulist bezeichnet werde, ist schon ein bisschen frech, aber zumindest hat er/sie mich nicht Nazi genannt. Aber, lieber Philippe, ich bin nicht ahnungslos. Hier die Tatsachen für Sie: Es gab bisher drei Hilfspakete für GR mit einem Gesamtvolumen von etwa 350 Mrd. Euro. Außerdem gab es Zinssenkungen und Verlängerungen der Kreditfälligkeiten auf bis zu 30 Jahre. Die Griechen müssen momentan so gut wie keinen Schuldendienst leisten. Und es gab in 2012 den erzwungenen privaten Schuldenschnitt in Höhe von etwa 100 Mrd. Euro. Der wird meistens vergessen. Was hat das alles gebracht? Nichts. Die einfachen griechischen Bürgerinnen kämpfen weiterhin jeden Tag um ihr Überleben. Mir ist völlig egal, ob ein weiterer Schuldenschnitt kommt oder nicht. Er wird aber nichts daran ändern, dass Griechenland alleine nicht lebensfähig ist.

    • @86548 (Profil gelöscht):

      Griechenlandkrise für Dummies?

      • 8G
        86548 (Profil gelöscht)
        @LiebeSonneScheine:

        Ich helfe, wo ich kann.

  • Leider hat der schmollo recht, ob rechtspopulist oder nicht, selbst wenn der Schuldenschnitt erfolgt wäre, was ich als ersten Schritt begrüßen würde, wenn die Griechen ihr Tafelsilber nicht verkaufen müßten, die Renten und Löhne nicht gekürzt würden, die Reichen effektiv besteuert werden würden, selbst dann würde Griechenland am Tropf der Gläubiger hängen bleiben.

    So wie fast alle Staaten in Europa. Da Griechenland fast nix produziert, was exportiert werden kann (mal abgesehen von Olivenöl...), der Tourismus wegen der Flüchtlinge weniger wird, werden wird sich Griechenland weiter verschulden und diese Schulden werden europaweit sozialisiert werden.

  • 8G
    86548 (Profil gelöscht)

    Die Griechen machen das doch ganz schlau. Alle paar Monate sind sie völlig pleite, das gesamt Land streikt und schuld an allem sind die Deutschen. Dann macht die EU die große Brieftasche auf und die nächsten Milliarden fließen gen Süden. Eine Schuldenschnitt würde doch überhaupt nichts daran ändern, dass das Land nicht in der Lage ist sich zu ernähren. Griechenland wird auf Jahre das Armenhaus der EU bleiben.

    • @86548 (Profil gelöscht):

      Keine Ahnung, aber immer ne Meinung! Es geht nicht darum, dass sich Griechenland nicht ernähren könnte. Von den jetzt bewilligten Krediten gelangt das meiste in kurzer Zeit für die Tilgung fälliger Anleihen wieder bei uns - wohlgemerkt plus Zinsen. Um Griechenland geht es Schäuble und Co überhaupt nicht. Er will den Bürgern hier keinen reinen Wein einschenken, dass nämlich die Folgen der Finanzkrise von 2008 nicht ausgestanden sind. Seine Politik zwingt Athen dazu, die Verbrauchssteuern weiter zu erhöhen. Das wird aber eine fatale Folge haben, die Leute können dann weniger kaufen - ihre Einkommen steigen ja nicht. Damit sinkt das Steuereinkommen der Regierung in Athen - ein Teufelskreis.

    • @86548 (Profil gelöscht):

      Ein Kommentar so richtig für die rechtspopoulistische Schmollecke.Sie vergaßen zu erwähnen, wieviele Milliarden inzw. vom Süden zurückflossen. Es handelt sich um Kredite. Und bevor die alten nicht bedient werden rücken Schäuble und Co. keine neuen raus. Darüberhinaus muß getilgt werden, sprich, verkauft werden was geht, bzw.gespart werden auf Teufel komm raus. Und das geht am besten bei den Kleinen. Denn die, die sind ja auch noch im Lande, im Gegensatz zu jenen, die das Ganze einbrockten und rechtzeitig den Bimbes in sichere Häfen verschoben (oh wie schön ist Panama..........usw.)

      Und Otis Normalgrieche wird nun von Schäuble und Co. stranguliert und darf es ausbaden.

      Nee, da bin ich schon mal für einen Schuldenschnitt. Aber mit Berücksichtigung des Sozialen, nicht für die Reichen.

      Dann kann ruhig der Gewinn der EZB etc. etwas geringer ausfallen!!!

  • Quo usque tandem .... - Wie lange noch....?

    Gröfimaz Wolfgang Carl S.S.?? - Unser aller Ausnahmeminister - & exIM!

    & Angies Cannae!! - " wer das ändern will - dann trete ich sofort zurück!"

    = Androhung eines empfindlichen Übels iSv § 253 StGB iVm Art. 65 GG -

    vulgo - Erpressung vs/& Richtlinienkompetenz.

     

    (ps:das Fotto - is wohl retuchiert - öh unter der Nase - odr?)