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Kommentar Herkunft von LebensmittelnDer Detektiv im Supermarkt

Kommentar von Svenja Bergt

Woher Lebensmittel kommen und welche Inhaltsstoffe sie haben, ist viel zu oft nicht erkennbar. Bewusst einkaufen wird so unnötig erschwert.

W er bewusst einkaufen gehen will, von dem verlangen Supermärkte häufig detektivische Fähigkeiten: Bei den Tomaten sind die Niederlande als Herkunftsland angegeben, ein Blick auf die Etiketten an den Kisten verrät aber, dass sie aus Deutschland kommen, sogar aus Brandenburg. Sie können in Berlin also locker als regionale Ware durchgehen. Die deutschen Äpfel wiederum entpuppen sich neuseeländischer und die Champignons ohne Kennzeichnung polnischer Herkunft.

Dabei gibt es – bei allen Fehlern – einen Vorteil der losen Ware gegenüber der Verpackten. Es befindet sich irgendwo in der näheren Umgebung der Stiege überhaupt ein Hinweis auf die Herkunft dessen, was man da in seinen Korb legen will.

Anders sieht es bei Tiefkühlkost aus, bei Lebensmitteln in Tuben, Dosen und Gläsern. Woher kommen die Kartoffeln für die Tiefkühl-Kroketten? Woher der Mais im Risotto, die Himbeeren in der Konfitüre? Klassiker der Desinformation ist die – völlig gesetzeskonforme – Angabe auf Honig, der Inhalt stamme aus „EG- und Nicht-EG-Ländern“.

Svenja Bergt

ist Redakteurin im Ressort Ökologie & Wirtschaft der taz.

Das Problem: Ohne Wissen keine bewusste Entscheidung. Wer den mündigen Verbraucher propagiert, muss zunächst sicherstellen, dass er die Informationen bekommt, die er braucht. Dabei ist das Herkunftsland nur eine interessante Angabe unter vielen. Es gibt nicht deklarierungspflichtige Inhaltsstoffe, wie Gelatine in klaren Fruchtsäften, die den Verbrauchern verschwiegen werden.

In Spuren enthaltene Bestandteile sind auf Verpackungen mal in einigen Sprachen vermerkt, in anderen nicht – Pech, wenn der Allergiker die falschen Sprachkenntnisse hat. Und wer lose Ware etwa beim Bäcker kauft, hat Glück, wenn überhaupt irgendwo ein alter Ringordner liegt, in dem die Zutaten aufgelistet sind.

Von besonders problematischen Inhaltsstoffen wie gentechnisch veränderten Pflanzen und ihren deklarierungspflichtigen Grenzwerten sprechen wir dann ein andermal.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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1 Kommentar

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  • D
    Dajoerch

    Es nützt ja auch sowieso nix: Diese Vorstellung, Och, wir kleben einfach überall so Siegel und Kennzeichnungen drauf, und den Rest macht dann der „mündige Verbraucher“: Mal ganz ehrlich, das ist doch derselbe alte neoliberale Kack vom großen heiligen Markt, der alles regelt. Nur eben in grün.

     

    Wenn wir uns davon nicht verabschieden, der Staat also weiter Schlabberlook trägt, wird das alles nix.