Kommentar Guttenbergs Doktorarbeit: Zurück in die Zunft
Wozu die Verhinderungstaktik beim Prüfbericht der Uni zur Arbeit des gefallenen CSU-Helden? Sie zeugt vom Willen, seine baldige Rückkehr in die Zunft der Spitzenpolitiker vorzubereiten.
K arl-Theodor zu Guttenberg, der Exverteidigungsminister, lässt seine Anwälte nach Wegen suchen, wie sie ihm die peinliche Veröffentlichung eines Prüfberichts der Uni Bayreuth ersparen können. Dabei wird die zuständige Kommission im Kern längst Bekanntes wiederholen: Guttenbergs Doktorarbeit besteht überwiegend aus einer Collage von Texten anderer Autoren. Wozu also die Verhinderungstaktik des gefallenen CSU-Helden? Sie zeugt vom Willen, seine baldige Rückkehr in die Zunft der Spitzenpolitiker vorzubereiten.
Guttenbergs erster Schritt in Richtung Comeback war seine Rücktrittsrede. Darin versuchte er noch einmal, die Deutungshoheit über das Geschehene zu erlangen: Einem starken Helden, der sich lange schützend vor seine Soldaten gestellt hat, schwinden angesichts einer feindlichen Übermacht die Kräfte.
Nun machen Guttenbergs Anwälte offenbar "Vorbehalte" geltend gegen eine Veröffentlichung des Uni-Berichts. Komisch: Noch in seiner Rücktrittsankündigung hatte sich Guttenberg offen gezeigt und behauptet, es liege in seinem und "im öffentlichen" Interesse, "wenn auch die staatsanwaltlichen Ermittlungen etwa bezüglich urheberrechtlicher Fragen zeitnah geführt werden" könnten. Doch sein Wunsch nach einer öffentlichen Klärung der Vorwürfe muss in den vergangenen sechs Wochen irgendwo auf der Strecke geblieben sein.
MATTHIAS LOHRE ist Parlamentsredakteur der taz.
Diese Verhinderungstaktik ist nicht besonders klug. Damit bestärkt Guttenberg nur all jene, die ihn ohnehin für einen Blender halten. Das muss ihm aber nicht schaden. Für viele seiner Anhänger zeigt das Maß der Kritik an ihrem Helden nur seine Größe. Gegen die Sehnsucht nach Charisma ist ein universitärer Prüfbericht machtlos. Guttenbergs politische Wiederauferstehung ist daher nur eine Frage der Zeit.
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