Kommentar Gute Nachrichten 2009: Zack, zack, fertig!
2009 endet die Regelstudienzeit für Magisterstudiengänge. Zeit für die Unis, ihre studentischen Altlasten vom Hof zu kehren - und endlich aufzuräumen mit Foucault-Gequatsche und Schlendrian!
Sie haben die Nacht zum Tag gemacht, wertvolle Bildungszeit versoffen und zum x-ten Mal den Fetischcharakter der Ware oder Foucaults Machtbegriff erörtert: Magisterstudierende. Nun sind die Jahre des Schlendrians vorbei.
Mit dem Wintersemester 2008/09 endet die Regelstudienzeit der meisten Magisterstudiengänge - und in absehbarer Zeit auch die Möglichkeit des Abschlusses. Die letzte Magistergeneration befindet sich mindestens im 8. Semester. Rechnet man das obligate Praktikum ab, sind es noch 7, minus das Auslandssemester ergibt 6, und wird das Propädeutikum jetzt auf die Studienzeit angerechnet oder nicht? Egal! Ob man im 15. Semester, leicht ergraut, weit über oder noch in der Regelstudienzeit liegt: Die Einladungen zum ersten Gespräch über den Studienverlauf sind verschickt. Die Magisterarbeit muss nun in 5 statt 36 Monaten hingeschludert werden. Und tatsächlich, 5 Semester sind ausreichend in einem Studiensystem, das nicht mehr als das Pflichtprogramm bietet. Jetzt heißt es für die letzten Magister schnell entscheiden: arbeiten und Abschluss machen, einen "Bildungskredit" aufnehmen, um die brotlose Zeit zu überbrücken oder - endlich scheinfrei - schmeißen?
Letzteres sähe ihnen ähnlich. Vielleicht ist auch ihr Institut bereits geschlossen und die Bibliothek ausgegliedert. Aber warum sollten Magisterstudierende auch ihre Bibliothek überleben? Machen wir uns nichts vor: Der Magister ist nicht erst durch die Bologna-Prozesse diskreditiert. Durchaus möglich, dass man bereits vor Jahren vergeblich Äquivalente für nicht mehr angebotene Pflichtkurse suchen musste. Dem Magister den Rücken zu kehren und stattdessen das Studium im Ausland zu absolvieren - das wäre ein cleverer Zug gewesen. Die Magister aber schlurften wie Lemminge in den Bildungsabgrund!
Da ist es nur gut, dass sich jetzt auch bei uns das Problem Magister oder Magistra erübrigt. Man ist nunmehr Bachelor oder Master. Unisex. Mobil. Vergleichbar. International. Und vor allem: zack, zack, fertig. Fragen nach Arbeit und Studium, nach Auslandsaufenthalt, Fetischcharakter und Machtbegriff sind erledigt. Für immer!
SONJA REBEKKA VOGEL
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!