piwik no script img

Kommentar GronauDer Export geht weiter

Kommentar von Andreas Wyputta

Die Bundesregierung und die rot-grüne Landesregierung in NRW unternehmen nichts gegen die Urananreicherungsanlage in Gronau. Die Exportinteressen der Industrie wiegen schwer.

Andreas Wyputta

ist NRW-Korrespondent der taz.

S o also sieht der "Atomausstieg" der Bundesregierung aus: Neun deutsche Atomkraftwerke dürfen mehr als zehn Jahre weiterlaufen, das letzte AKW geht erst 2022 vom Netz.

Ignoriert werden die zusätzlichen Anlagen des Kernbrennstoffkreislaufs. Deutschlands einzige Urananreicherungsanlage im nordrhein-westfälischen Gronau soll unbefristet weiterlaufen - ebenso die Brennelementefabrik in Lingen in Niedersachsen, wo das angereicherte Uran dann auf den weltweiten Einsatz in AKWs vorbereitet wird.

Derzeit bedient die Bundesrepublik rund 7 Prozent des Weltmarkts, bald werden es über 10 Prozent sein. Und den Bau etwa des brasilianischen Meilers Agra 3 will der Bund weiter mit Hermes-Bürgschaften absichern.

Natürlich macht sich eine deutsche Bundesregierung unglaubwürdig, wenn sie aus Angst vor der Katastrophe im eigenen Land aus der Atomenergie aussteigen will, gleichzeitig aber Atombrennstoff und -technologie ins Ausland exportieren lässt. Für eine echte Energiewende müssten CDU und FDP das Aus für Gronau und Lingen sowie das Ende der Hermes-Bürgschaften für neue Meiler im Ausland beschließen. Noch aber wiegen die Exportinteressen der deutschen Industrie zu schwer.

SPD und Grüne, die zumindest in NRW die Atomaufsicht über die Urananreicherung führen, wirken derweil selbst wie abgeschaltet. Seit einem Jahr unternimmt die rot-grüne Landesregierung in Düsseldorf nichts gegen die Anlage in Gronau, eine großspurig angelegte "Sicherheitsüberprüfung" soll erst im kommenden Jahr Ergebnisse bringen.

Und eine ebenso großartig angekündigte Bundesratsinitiative zur Abschaltung zieht Rot-Grün aus Angst vor einer Niederlage klammheimlich zurück. Im Kampf um einen vollständigen Atomausstieg können Atomkraftgegner deshalb nicht auf diese Parteien hoffen. Ihnen bleibt nur die Straße.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Inlandskorrespondent
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • D
    das_boese

    Liebe Leser,

     

    dies scheint ein ethisches Problem zu sein. Wenn wir aber schon soweit sind, sollten wir den Gedanken weiterspinnen. Rüstungsindustrie, tötet viele Menschen: verbieten. Autoindustrie, tötet viele Menschen: verbieten. Kohleimporte aus China, hat sich einer mal die Umstände angeschaut, unter denen die da Arbeiten müssen? Chemieindustrie, großes Gefahrenpotential, alle nicht gegen Flugzeugabstürze gesichert (Folgen dauerhafte Vergiftung des Grundwassers...).

    Im Grunde sollte sich auch der Autor bewußt sein, dass eine Industriegesellschaft nicht ohne Einschränkungen an anderen Stellen möglich ist.

    Auf wieviel von unserem Wohlstand sind wir bereit zu verzichten um ethisch korrekt zu leben?

    Weiterhin möchte ich fragen: Kann diese Zeitung ethisch korrekt handeln, indem sie ihre Informationen nur dem zahlenden Publikum zur Verfügung stellt? Ist das richtiger Journalismus?

  • V
    vic

    "Die Grünen" sind das geworden, wovor sie immer gewarnt haben.