piwik no script img

Kommentar GleichstellungsbeauftragteMehr als eine Marotte

Friederike Gräff
Kommentar von Friederike Gräff

Gleichstellungsbeauftragte vertreten nicht die Interessen einer schlecht gelaunten Minderheit sondern die einer reformbedürftigen Mehrheit.

I n Heide kürzt der Kreistag die Gleichstellungs-Stelle auf eine halbe, in Steinburg streitet man darum, in Harrislee dagegen besetzt man sie freiwillig. Die Wertschätzung für die Arbeit von Gleichstellungsbeauftragten scheint von Ort zu Ort sehr unterschiedlich und das verweist auf das zentrale Problem: Wo eine Mehrheit keine guten Gründe für deren Arbeit sieht, sondern sie als Marotte des Gesetzgebers hinnimmt, wird es sehr zufällig, wie die Stelle besetzt wird.

Da mag eine Gleichstellungsbeauftragte besonders gute Arbeit geleistet haben, da mag an der Spitze der Verwaltung Interesse an Geschlechtergerechtigkeit bestehen - wenn nicht, ist es ausgerechnet ihre Stelle, die dem grundsätzlich lobenswerten Sparbemühungen der Kommunen zum Opfer fällt.

Fehlt es den Gleichstellungsbeauftragten an der Unterstützung ihrer Dienststellenleitungen, so werden sie rasch zum zahnlosen Tiger. Deshalb wäre es notwendig, ihre Position zu stärken: etwa durch klarere Rahmenvorgaben und Sanktionen, wenn diese nicht erfüllt werden.

Mindestens so wichtig und deutlich schwieriger zu bewerkstelligen, ist ein allgemeines Bewusstsein dafür, dass Gleichstellungsbeauftragte nicht die Interessen einer schlecht gelaunten Minderheit sondern einer reformbedürftigen Mehrheit vertreten.

Denn Geschlechtergerechtigkeit bedeutet besseres Leben für Familien - und zu irgendeiner gehören wir alle.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Friederike Gräff
Redakteurin taz nord
Ausgebildet an der Deutschen Journalistenschule. Interessiert sich dafür, was Menschen antreibt, sei es in Gerichtsprozessen oder in langen Interviews. Hat ein Sachbuch übers Warten geschrieben, "Warten. Erkundungen eines ungeliebten Zustands", Chr.Links Verlag und eines übers Schlafen "Schlaf. 100 Seiten", Reclam. Im Februar 2025 erscheint ihr Erzählband "Frau Zilius legte ihr erstes Ei an einem Donnerstag" bei Schöffling.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!