Kommentar Gift im Essen: Dioxin hilft beim Nachdenken
Die industrialisierte Landwirtschaft beruht auf einer Überausnutzung aller Ressourcen. Das führt zwangsläufig dazu, dass Gift auf den Teller kommt.
D ioxin macht Angst. Es klingt nach langsamem Siechtum, nach elendigem Krebstod. Wenn Dioxin im Essen auftaucht, ist wirklich Schluss mit lustig. Dann reagieren auch Behörden, die sonst die größten Abwiegelungs-Profis sind, plötzlich hektisch bis panisch, sperren mal eben die Produkte tausender Höfe - auf Verdacht.
Schließlich geht es um das Image der ganzen Branche, wie Niedersachsens Geflügelwirtschafts-Chef Wilhelm Hofrogge gestern warnte. Und damit um ihren Profit. Dass eben das Streben nach immer noch höherem Profit zu allem möglichen Dreck im Essen führt, sagte er nicht.
Dioxin ist da nur der öffentlichkeitswirksame Ausrutscher: Die industrialisierte Landwirtschaft beruht auf einer Überausnutzung aller Ressourcen, was zwangsläufig auch Substanzen einschließt, die man nicht auf dem Teller sehen möchte. Industriefett im Tierfutter? Juckt keinen, solange es nicht im Essen ankommt. Die letzte große Empörung gab es nicht, weil grasfressenden Kühen gemahlene Tierkadaver untergejubelt wurden - sondern weil das bei Menschen die Creutzfeldt-Jacob-Krankheit auslöst.
Insofern müsste man fast alle paar Jahre mal ein bisschen Dioxin ins System pumpen. Dann wird allen die Perversion der Agroindustrie wieder bewusster - und die Verbraucher können sich dagegen entscheiden. Die Tiere können's nämlich nicht.
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