Kommentar Gentechnik in Lebensmitteln: Aus den Augen, aber auf dem Teller
Gentechnisch veränderte Pflanzen wird es auf deutschen Äckern bald nicht mehr geben. Im Essen landen sie trotzdem – und zwar unerkannt. Es fehlt eine Kennzeichnung.
M an mag von Feldzerstörungen halten, was man will: Dass gentechnisch veränderte Pflanzen fast ganz von den Feldern in Deutschland verschwunden sind, geht auch auf die Aktionen von radikalen Gentechnikgegnern zurück. Doch selbst wenn eines Tages von Bayern bis Brandenburg alle Felder gentechnikfrei sind – die Lebensmittelproduktion in Deutschland ist es noch lange nicht.
Denn nur weil sie hierzulande gerade einen schweren Stand haben, verzichten die Gentechnikunternehmen weder auf einen Anbau noch auf die versuchsweise Aussaat gentechnisch veränderter Pflanzen. Sie suchen sich einfach Länder, in denen der Widerstand gering ist.
Argentinien, wo nahezu sämtliches angebautes Getreide und vor allem Soja gentechnisch verändert ist; Spanien, wo selbst BASF noch einen „nennenswerten Anbau“ von Genmais feststellt; oder die USA, wo so viel und so lange schon gentechnisch veränderter Mais steht, dass sich der gefürchtete Maiswurzelbohrer mittlerweile durch die eigentlich resistenten Pflanzen bohrt.
ist Redakteurin im Ressort Ökologie und Wirtschaft der taz.
Die dort angebauten Pflanzen machen nicht an den Grenzen von Ländern oder Kontinenten halt. Erst kürzlich hat die EU-Kommission die Einfuhr einer neuen genmanipulierten Sojasorte von Monsanto für Lebens- und Futtermittel erlaubt.
Daher wäre für eine Lebensmittelproduktion komplett ohne Gentechnik eines wichtig: eine verpflichtende Kennzeichnung. Verbraucher müssen zumindest EU-weit und einheitlich erfahren, wenn Gensoja auch nur im Futter von Hühnern, Kühen oder Schweinen war. Angesichts der breiten Ablehnung von Gentechnik in der Bevölkerung dürfte den Herstellern ganz schnell die Lust darauf vergehen – und die steigende Nachfrage nach sauberem Getreide auch für Veränderungen in den Anbauländern sorgen.
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