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Kommentar Genderkonforme KindermodePink. Macht. Profit.

Dinah Riese
Kommentar von Dinah Riese

Eigene Produkte für Jungen und Mädchen vergrößern den Gewinn. Mehr Gleichberechtigung gibt es nur mit Quoten und kritischen KundInnen.

Mädchen können auch Superheldinnen sein – im Spiel wie im wirklichen Leben. Foto: ap

E s ist nur logisch: Im Laden hängen für Mädchen süße rosa T-Shirts, für Jungs Rennfahrertrikots. Der Grund dafür ist schlicht und einfach: Profit. Wer für Jungen und Mädchen eigene Produkte anbietet, macht aus einer Zielgruppe zwei. Eltern müssen ihrem Sohn neue Oberteile zukaufen, weil die der älteren Schwester rosa sind. Die Profitmaximierung hört nicht bei Kleidung auf, sondern betrifft Spielzeug genauso wie Bademäntel und sogar Malstifte.

Frauen stehen heute viele Wege offen. Sie in Führungspositionen zu bringen, ist sogar in Gesetzesform gegossen. Doch so einfach ist es nicht. Wie tief unsere Rollenbilder sitzen, zeigt sich darin, wie wir unsere Kinder kleiden. Schön sein, brav sein – von klein auf lernen Mädchen, dass sie gefallen und für andere sorgen sollen. Jungen hingegen sollen sich messen. Passivität und Angepasstheit versus Aktivität und Willensbildung.

Natürlich reagieren Hersteller auf Nachfrage. Die allumfassende Präsenz solcher Kategorien wiederum geht nicht spurlos an Kindern vorbei. Die Spirale schraubt sich immer weiter nach oben. Mädchen wollen Glitzer, Jungs Abenteuer, die Hersteller liefern. Die Suche nach halbwegs neutral gestalteter Kleidung endet für Eltern in einem regelrechten Kaufhausmarathon.

Und die Unterschiede werden immer größer. Selbst Überraschungseier gibt es inzwischen in Rosa. Doch es geht auch anders. Im Katalog der spanischen Firma Toy Planet spielen Jungen mit Puppenwagen und Mädchen mit Laserschwertern. Die Kundschaft habe zuvor stereotype Geschlechterdarstellung kritisiert, hieß es.

Gleichstellung kann eben nicht nur Sache von Gesetzen sein. Eine Quote kann nur Erfolg haben, wenn sie von gesellschaftlichem Umdenken begleitet wird. Welche Farbe ein T-Shirt hat, entscheidet der Hersteller. Doch der macht, was sich verkauft – und das bestimmen die KonsumentInnen. Und zwar nicht nur an der Kaufhauskasse, sondern auch in der öffentlichen Diskussion.

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Dinah Riese
Ressortleiterin Inland
leitet das Inlandsressort der taz. Davor war sie dort seit Oktober 2018 Redakteurin für Migration und Integration und davor von 2016-17 Volontärin der taz Panter Stiftung. Für ihre Recherche und Berichterstattung zum sogenannten Werbeverbot für Abtreibungen, Paragraf 219a StGB, wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Im März 2022 erschien von Gesine Agena, Patricia Hecht und ihr das Buch "Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte" im Verlag Klaus Wagenbach.
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3 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Meine mittlerweile 9-jährige Tochter hatte natürlich auch so mit 4-5 Jahren ihre "Prinzessinnen-Phase" gehabt, mittlerweile ist das längst vorbei, mit Kleidchen oder Röckchen kann man sie jagen, der Kose-Name Prinzessin wäre eine Beleidigung. Sie ist inzwischen eher der sportliche Typ (was die morgendliche "was-ziehe-ich-heute-an-Diskussion" leider nicht entdramatisiert).

    Was ich damit sagen will: meine Tochter soll anziehen, was sie möchte. Wir haben ihr damals weder die Prinzessinnen-Kluft aufgeschwatzt (noch später ausgeredet), ebenso wie mit ihrem aktuellen Stil.

    Und genau das habe ich auch in Zukunft nicht vor: ich werde ihr weder vorschreiben, dass sie sich geschlechtsspezifisch zu benehmen hat, aber genauso wenig werde ich ihr Geschlechtsneutralität ans Herz legen, sozusagen im Kampf gegen vermeintliche gesellschaftliche Mißstände. Und wen es interessieret: sie liebt Pferde und will Tierärztin werden (klassisches Mädelsklischee) und zu Fastnacht möchte als Sith-Lord gehen. Die Jugend von heute scheint mir doch deutlich komplexer als es der doch sehr klischee- und vorurteilsbehaftete Beitrag (z.B. Wie tief unsere Rollenbilder sitzen, zeigt sich darin, wie wir unsere Kinder kleiden. Schön sein, brav sein – von klein auf lernen Mädchen, dass sie gefallen und für andere sorgen sollen. Jungen hingegen sollen sich messen. Passivität und Angepasstheit versus Aktivität und Willensbildung.) suggeriert.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Irgendwie fehlt mir im Artikel der kritische Blick auf den Kapitalismus. Ein großes Problem ist es doch auch, dass Kinder - und Eltern - einfach nur zum Konsum erzogen werden.

    Einen Bademantel oder ein T-Shirt kann man auch geschlechtsneutral färben und wenn die Kinder herausgewachsen sind in einen Umsonstladen geben. Spielzeug kann man auch mal selbst basteln.

    Als Schüler zu Wendezeiten habe ich jedenfalls ganz deutlich gemerkt, dass mit dem Kapitalismus eine Kultur Einzug hielt, in der es plötzlich wichtig war, die richtige Kleidung zu tragen und die richtigen Spiele zu besitzen.

    Doch hier ist nur von "KonsumentInnen" die Rede und vom "Kaufhaus", aber eigene Kreativität und eine Ökonomie des Teilens bekommen keinen Raum. Damit wird jedoch das Problem meines Erachtens nur ungenügend erfasst.

  • "Eine Quote kann nur Erfolg haben, wenn sie von gesellschaftlichem Umdenken begleitet wird. Welche Farbe ein T-Shirt hat, entscheidet der Hersteller. Doch der macht, was sich verkauft – und das bestimmen die KonsumentInnen."

     

    Die Frage ist nun bloß noch, ob die KonsumentInnen mitbestimmen wollen oder doch lieber in einen Konsumwettbewerb treten. Ich fürchte beinah, der Gehirnwäsche einer profitmaximierenden Werbeindustrie und der Ideologie des Super-Siegers sind längst nicht nur kleine Jungs und Mädchen zum Opfer gefallen, sondern auch ihre Eltern. Die waren schließlich auch mal Kind.

     

    Jungs tragen Hellblau und spielen Fußball. Mädchen tragen rosa und wollen Prinzessin werden. Eltern kaufen, was die Kinder haben möchten, weil sie ganz gern dazugehören würden, und die Werbewirtschaft wirbt für Dinge, mit denen sich ein Gewinn erzielen lässt. Sonst wird sie nämlich nicht bezahlt fürs Blödsinnmachen. Wo das erhoffte gesellschaftliche Umdenken herkommen soll, wenn Denken überhaupt gar nicht in Mode ist und alle überzeugt sein wollen, dass es beim Glücklichsein nicht hilft, ist mir ein echtes Rätsel.

     

    Ein blöder alter Spruch, der hier mal wieder wie die Faust aufs Aug passt, geht so: Jeder macht was er will, keiner macht was er soll, aber alle machen mit.