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Kommentar Gender-RollbackLasst euch nicht verrückt machen

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

AbtreibungsgegnerInnen sind ein Angriff auf moderne Lebensentwürfe. Das Rollback überzudramatisieren ist dennoch der falsche Reflex.

Menschen mit einem rückwärtsgewandten, nationalistischen Weltbild? Nicht einschüchtern lassen! Foto: photocase.de/emanoo

D a stehen AbtreibungsgegnerInnen vor Pro Familia in Frankfurt am Main. Ihre Gebete und ihr Gesang schaden niemandem körperlich. Und doch stören sie jene, die Rat suchen bei der Sexual- und Familienberatungsstelle. Sie stören auch Menschen, die die selbsternannten LebensschützerInnen für gefährlich halten.

Sie haben recht: Radikale AbtreibungsgegnerInnen, PropagandistInnen eines überholten „Familienidylls“ mit Vater, Mutter, Kind(ern) sind ein Angriff auf moderne Lebensentwürfe, auf die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern. Männer, die sich damit brüsten, Frauen an die Muschi zu greifen, sie auf öffentlichen Plätzen sexuell belästigen, die sich für das klügere Geschlecht halten, sind nicht nur schwer zu ertragen, sie handeln zum Teil kriminell. Menschen, die andere Menschen ausgrenzen, die nicht der heterosexuellen, weißen Norm entsprechen, agieren diskriminierend.

Zu Recht ist daher von einem Rollback bei der Gleichstellung die Rede, davon, dass Emanzipationsrechte in Gefahr sind. Ja, wir müssen aufpassen, dass die erreichte Gender-, Familien- und Sozialpolitik, die weitgehende gesellschaftliche Offenheit für ein Leben nach eigenen Vorstellungen nicht kaputtgemacht werden von Leuten, die das, was sie für sich selbst richtig halten, auch anderen überstülpen wollen.

Dennoch sollten wir uns nicht verrückt machen und einschüchtern lassen von Männern und Frauen mit einem rückwärtsgewandten, nationalistischen Weltbild. Es gibt hierzulande eine starke Zivilgesellschaft und (noch) ein Parlament, das Gesetze verabschiedet, die nicht zurück, sondern nach vorn weisen: ein verschärftes Sexualstrafrecht, Gesetze für Transparenz bei Gehältern und für mehr Frauen in Aufsichtsräten. Und: Immer mehr Männer finden Gleichstellung gut.

Gewiss, hundertprozentige Gleichberechtigung ist das noch lange nicht. Wer aber das Rollback überdramatisiert, spielt denjenigen in die Hände, die ihn anstreben.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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5 Kommentare

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  • Stimme den Vorkommentatoren zu, was das "alles in einen Topf schmeißen" angeht. Was mich bei Gegen-Abtreibung-Aktivisten stört, ist, daß die 9 Monate im Bauch der Frau irgendwie weitaus wichtiger sind, als die Zeit danach, sprich eine menschenwürdige Kindheit. Ebenso suggerieren die immer, daß ne Abtreibung ungefähr von den Abtreibenden so wahrgenommen wird wie ein rausgeschnittener eingewachsener Fußnagel.

  • Da geht es ja munter durcheinander und die Themen "Abtreibung" und "Familie" werden mal einfach so miteinander vermischt, als müsse, wer für Abtreibung ist, zugleich gegen Familie sein. Und dann ist die abweichende Meinung auch noch ein "Angriff".

     

    Aber zu den "modernen Lebensentwürfen" gehört das Kükenschreddern ja auch; und da wundert man sich, dass das demographische Gleichgewicht kippt...

  • Warum kann Vater, Mutter Kind kein Familienidylll sein? Warum gilt das als überholt? Ich bin selbst trans und in einer klassischen Familie aufgewachsen und froh darum. Und was hat den Gender mit Nationalismus zu tun? Halbwegs geordnete Zustände bei der Zuwanderung zu fordern anstatt infatil: "no borders" zu schreien ist auch nicht gleich Nationalismus.

  • AbtreibungsgegnerInnen sind ein Angriff auf moderne Lebensentwürfe?

    Gehts auch ´ne Nummer kleiner? Ich bin auch Gegner von Abtreibungen,

    totzdem darf man meiner Meinung nach keine Frau auf irgendeine Art und Weise gezwungen werden ein Kind auszutragen.

    Es gehört wohl zur freien Meinugsäußerung wenn diese vor Pro Familia demonstrieren

    obwohl ich es persönlich für verwerflich halte Frauen in einer schwierigen Lebenslage die dort Rat suchen damit unter Druck zu setzen.

    Doch Sie dürfen grundsätzlich Menschen stören die sie für gefährlich halten wie auch linke Zeitgenossen AfD Parteitage stören dürfen weil sie diese für gefährlich halten.

    Man kann Abtreibungsgegner und für hundertprozentige Gleichberechtigung sein,

    das nehme ich für mich in Anspruch und möchte nicht in einem Zusammenhang mit Grabschern und Rassisten gebracht werden.

  • Was doch so alles in eine Tüte passt!

    Mein Großvater hat gesagt alle in einen Sack packen und dann draufschlagen, trifft immer den richtigen.

    Schon mal was von Differenzierung gehört? Aber meine Meinung ist die einzig richtige und damit die einzig mögliche.