Kommentar Friedensring in Oslo: Ein Vorbild für alle Etablierten
Die Initiative vor der Synagoge in Oslo setzt ein deutliches Zeichen für Solidarität. Die jungen Muslime zeigen, was Politik und Medien nicht hinkriegen.
Wenn ihr Juden etwas antun wollt, dann bekommt ihr es erst einmal mit uns zu tun“, brachte eine junge Muslima, die zu den InitiatorInnen des „Friedensrings“ um die Synagoge in Oslo gehörte, die Botschaft dieser Manifestation auf den Punkt. Die Aktion, die zu Recht ein breites internationales Echo fand, war ebenso berührend wie beispielhaft und nachahmenswert.
Es geschieht ja nicht ohne Grund, dass Synagogen in ganz Europa nun scharf bewacht werden und sich jüdische BürgerInnen bedroht fühlen. Und es geschieht nicht ohne Grund, wenn Menschen muslimischen Glaubens ein Bedürfnis verspüren für die Botschaft auf die Straße zu gehen: Schaut her, wir sind keine Bedrohung für euch. Im Gegenteil: Wir stehen auf eurer Seite.
Es ist ein Armutszeugnis für die Politik und den Großteil der veröffentlichten Meinung, wenn Stimmen der Vernunft, der Versuch zu beruhigen, zu sammeln, einen klaren Kopf zu bewahren, nicht aus deren Richtung kommen, sondern über den Facebook-Aufruf einer Handvoll Jugendlicher.
Während allzuviel PolitikerInnen es nicht eilig genug haben, furchtbare Bluttaten zum Anlass zu nehmen, um nach mehr Überwachung zu rufen und sogar Medien von einem angeblichen Religionskrieg faseln, sollte klar sein: die Polarisierung und Marginalisierung in der Gesellschaft dürfte durch derartige Kurzschlüsse eher zunehmen.
Die muslimischen Jugendlichen in Oslo haben gezeigt, dass es einen anderen Weg gibt. Weg von Hass, Misstrauen und Zersplitterung und hin zu Gemeinschaft und Solidarität. Dass der erste „Friedensring“ ausgerechnet in Norwegen gebildet wurde, ist sicher kein Zufall. Die Erinnerung an den Holocaust ist hier noch sehr lebendig und jüdische und muslimische Gemeinden arbeiten bereits seit Jahren in antirassistischen Zusammenhängen eng zusammen. Auf den Beginn eines „neuen Typs vom jüdisch-muslimischen Dialog“ nicht nur in Norwegen, hofft jetzt der Vorsitzende von Oslos jüdischer Gemeinde und fordert: „Look to Norway.“
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