Kommentar Frankreich in Mali: Was heißt hier „Sieg“?

Frankreich hat der Welt seine Stärke gezeigt und sonnt sich in seinem militärischen Triumph in Mali. Doch die nun folgende Phase wird viel schwieriger.

Viele Malier sind dankbar. Darauf ausruhen sollte sich Frankreich nicht. Bild: reuters

Frankreich hat seine Schuldigkeit getan, jetzt kann Frankreich gehen. So einfach wie im Sprichwort geht die Intervention in Mali wohl nicht zu Ende. Das hat auch Präsident François Hollande eingestanden. Sein Frontbesuch in Mali artete am Samstag in eine zwar verständliche, aber dennoch verfrühte Siegesfeier aus.

Die Erleichterung der Malier ist groß und echt. Vor allem im Norden, wo die Bevölkerung seit fast einem Jahr unter dem Diktat und der Gewalt islamistischer Fanatiker gelebt hat. Mit der Vertreibung der Aqmi- und Ansar-Dine-Terroristen wird im Norden eine Art Ordnung und im Süden die staatliche Autorität wiederhergestellt. Die erste Runde hat Frankreich unbestreitbar gewonnen. Hollande ist stolz darauf, erfolgreich erledigt zu haben, was er als Frankreichs „Job“ betrachtet hat.

Die jetzt beginnende neue Phase ist in politischer wie militärischer Hinsicht allerdings viel schwieriger und aller Voraussicht nach weit weniger dankbar als der Blitzkrieg gegen einen weitgehend unsichtbaren Feind in den letzten drei Wochen. Bei allem Jubel über den militärischen Erfolg von „Papa Hollandes“ Legionären – Mali bleibt eines der ärmsten Länder der Welt und hat seit dem Militärputsch im März 2012 keinen funktionierenden Staatsapparat, weder ist die Regierung noch die Armee handlungsfähig.

Deshalb sollen nun jene Länder der nördlichen Hemisphäre als Helfer und Geldgeber einspringen, die die Franzosen bei ihrer Initiative allein gelassen haben. Den mühsamen Kleinkrieg zur Befriedung des Nordens gegen die Rebellen in den Ifoghas-Bergen sollen die Malier mit einigen besser gerüsteten afrikanischen Nachbarn selber bewerkstelligen.

In Mali hat Frankreich laut Hollande nun eine alte Schuld beglichen. Frankreich und Mali seien quitt. Die Exkolonialmacht stehe bei den Maliern nicht mehr in der Kreide. Das ist etwas zu schön, um wahr zu sein.

Auch wenn jetzt andere für den Wiederaufbau in Mali und für die Sicherung der Region aufkommen sollen, Frankreich möchte sicher die ersten Früchte ernten. Von Bengasi nach Bamako führt ja weiterhin eine gerade Linie nach Paris. Denn wie schon in Libyen hat das in seinem Selbstbewusstsein als Großmacht gekränkte Frankreich in Mali zeigen wollen, dass man noch mit Frankreich rechnen muss in der Welt.

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Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.

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