Kommentar Flüchtlingsunterbringung: Dörfer sind ungeeignet
Unfreiwilliger Präzedenzfall: Wer laut rassistische Ressentiments verbreitet, wird mit unerwünschten Flüchtlingen nicht behelligt.
G rundsätzlich ist die Entscheidung des Landkreises Harburg richtig: Es kommen keine Flüchtlinge nach Undeloh. Abgesehen davon, dass es dort an allem Möglichen fehlt – vom Supermarkt über vernünftige Verkehrsanbindungen und Sprachkurse bis zu Arzt und Apotheke: Die Akzeptanz für eine Sammelunterbringung müsste wohl größer sein, als sie es in dem Örtchen ist. Gut, dass der potenzielle Betreiber der Unterkunft da nicht mitmachen wollte.
Von den fremdenfeindlichen Äußerungen, die auf der Gemeindeversammlung im Februar fielen, haben sich die Leute von Undeloh inzwischen deutlich distanziert. Das ist gut – was aber bleibt, ist ein schwieriger Eindruck: Auch wenn dahinter vielleicht die schiere Sorge um den Wert des eigenen Grundstücks steht, muss man nur laut genug rassistische Ressentiments verbreiten, und das Problem mit den unerwünschten Flüchtlingen geht wieder weg.
Hier wurde also unfreiwillig ein Präzedenzfall geschaffen – aus dem aber auch etwas Gutes hervorgehen könnte: Wenn nämlich der Fall Undeloh dazu führen würde, dass Sammelunterkünfte in kleinen und abgelegenen Orten ohne wirkliche Infrastruktur von vornherein keine Option mehr wären. Denn das größte Problem ist noch nicht mal der Rassismus, wie er sich – nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal – in Undeloh gezeigt hat. Es sind die Sammelunterkünfte. Sie gehören abgeschafft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!