Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Das Land wird seit langem ausgeplündert, in der vorkolonialen Zeit mit der Sklavenjagd und heute mit der illegalen Ausfuhr der natürlichen Ressourcen wie Diamanten. Die Mehrheit der Menschen waren und sind passive Zuschauer bei dem Treiben einer kleinen lokalen und internationalen Elite. Leider fehlt es dem Land an einer kritischen Masse von gebildeten Bürgern und funktionierenden staatlichen Institutionen.
1994 kommentierte ein Bürger die Präsidentschaftswahlen in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) mit den Worten, um in diesem Land Präsident werden zu wollen, muss man korrupt, verrückt oder am besten beides sein.
2002 wurde die ZAR vom Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) von der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) ausgeschlossen, obwohl die Bevölkerung dieses Landes von den offiziellen politischen Zielsetzungen des BMZ wie Krisenprävention, Armutsbekämpfung, Demokratieförderung, Stärkung der Zivilgesellschaft und der Stellung der Frauen, besonders hätte profitieren können.
Seit dem Ende der achtziger Jahre hat das Land einen fortschreitenden Zerfall der staatlichen Strukturen erlebt. Dies führte in den Jahren 1996/97 zu mehreren erfolglosen Meutereien der Armee und bürgerkriegsähnlichen Zuständen zwischen den verschiedenen Ethnien des Landes. Diese politsche Instabilität dauert unverändert an.
Trotz der instabilen Situation begann in den 1990er Jahren ein langsamer Prozess der Selbsthilfe und Selbstorganisation in der Gesellschaft, der von den Kirchen und der deutschen EZ unterstützt wurde. Die entstandenen Strukturen waren allerdings noch äußerst schwach. Deshalb hatte der katholische Bischof von Bossangoa auf die Bedeutung der deutschen EZ hingewiesen und vergeblich gebeten, diesen Prozess weiter zu fördern.
Leider hat sich an der Vernachlässigung der ZAR bis heute nichts geändert. Vielleicht wollen wir nicht nur ein sondern viele Somalias schaffen. Reinhard Huß
In CAR hat sich die Lage zugespitzt nachdem Frankreich ihre Soldaten hingeschickt hat. Der neue Präsident passt nicht in das Bild des Westen. So weit ich mich erinnern kann die Auseinandersetzungen zwichen Christen und Muslime wurden absichtlich von Frankreich angeheitzt. Gleichzeitig Frankreich kann nicht allein die Lage beherrschen weil einfach dafür kein Geld da ist.
Jetzt ruft sie UN bzw. Allierten zu Hilfe. Die Geister die sie riefen lassen sie nicht mehr los, und wie immer die Bevölkerung zählt die Zeche. Wie Mali CAR ist reich an Gold Diamanten, Mineralien, etc.
Solche Zustände wie hier kenne ich aus Kongo, nur die Weltöffentlichkeit hat davon nichts, aber auch gar nichts erfahren.
Offensichtlich gibt es dort wohl nicht genügend Rohstoffe, die ein Eingreifen der Großen Friedensbringer rechtfertigen würde...
Der SPD-Generalsekretär legt aus Gesundheitsgründen sein Amt nieder. Die Parteivorsitzenden wollen noch am Montag ein:e Nachfolger:in vorschlagen.
Kommentar Flüchtlinge Zentralafrika: Der Hilferuf von Bangui an die Welt
In der Zentralafrikanischen Republik rennen viele um ihr Leben – gejagt von Mordmilizen: Ihr Schutz gehört auf die Agenda der Weltpolitik.
Flüchtlinge auf dem Airport in Bangui Bild: dpa/Samuel Hanryon/MSF/handout
Es ist das größte Flüchtlingsdrama auf der Welt nach dem in Syrien. Ein Viertel der Bevölkerung der Zentralafrikanischen Republik rennt um ihr Leben – gejagt von Mordmilizen, die ihren Krieg um die Macht im Land mit dem Mittel der Vertreibung ganzer Bevölkerungsgruppen führen.
Die spektakulären Flüchtlingslager direkt auf dem internationalen Flughafen der Hauptstadt Bangui sind ein Hilferuf an die Welt: Schaut auf dieses Land – und tut etwas dagegen, dass hier ein Staat komplett verschwindet und seine Bevölkerung mit dazu!
Dass die Flüchtlingszahlen in der Zentralafrikanischen Republik und vor allem in ihrer Hauptstadt enorm gewachsen sind, seit Frankreich vor gut einem Monat eine Militärintervention in Bangui startete, ist eine Ohrfeige für die Weltgemeinschaft.
Frankreich, frisch auftrumpfend wegen seiner Erfolge gegen radikale Islamisten in Mali, hielt das Eingreifen in Bangui offensichtlich für einen Spaziergang. Der Rest der Welt, der andere Sorgen hat, folgte diesem Irrtum bereitwillig. Ein Eingreifmandat des UN-Sicherheitsrats und eine afrikanische Eingreiftruppe zur Ummantelung der Franzosen wurden beschlossen, nicht aber ein politisches Konzept für Frieden in der Zentralafrikanischen Republik.
Die Regierung in Bangui und auch ihre Gegner werden von außen nicht als politische Partner anerkannt und gestützt. Wenn schon die internationale Gemeinschaft den Staat in der Zentralafrikanischen Republik nicht mehr wahrnimmt und anerkennt, können das die Bürger des Landes erst recht nicht mehr tun.
Es ist Zeit, Alarm zu schlagen.
Zu den Nachbarn der Zentralafrikanischen Republik gehört Südsudan, Schauplatz eines hochgefährlichen Bürgerkrieges. Die Demokratische Republik Kongo, an deren Grenze Bangui liegt, fürchtet ein direktes Überschwappen der Milizengewalt in Zeiten großer eigener Instabilität.
Von Zentralafrika nur durch einen Streifen Kamerun getrennt, kämpfen in Nigeria die radikalen Islamisten von Boko Haram einen mörderischen Religionskrieg. Eine Verschränkung all dieser Konflikte kann sich Afrika nicht leisten.
Aber es geht nicht nur um die Gefahr eines Flächenbrands. Der Schutz der Bevölkerung der Zentralafrikanischen Republik gehört auf die Agenda der Weltpolitik. Wenn Bangui wichtig genug ist für Frankreichs Prestige, ist es auch wichtig genug für die Humanität der Welt.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
Themen