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Kommentar Fallende LöhneHeimliche Eliten

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

In Deutschland geht es immer darum, was andere nicht haben sollen - statt Forderungen für sich selbst zu erheben.

E in eigenartiges Phänomen ist in Deutschland zu beobachten. Es trifft fast jeden und löst dennoch keinen Unmut aus: Die Reallöhne sinken seit Jahren - und zwar nicht nur in der Krise. Selbst im vergangenen Boom sind sie noch gefallen. Profitiert haben damals nur die Unternehmer und Kapitalbesitzer. Die Beschäftigten hingegen hatten weniger und schwiegen dazu.

Sie nämlich ziehen es vor, sich über die Spanienfahrten von Ulla Schmidt aufzuregen. Dabei verliert jeder einzelne dieser Empörten in der Summe weit mehr, weil sein Reallohn kontinuierlich fällt. Doch geflissentlich übersehen die Bürger ihre eigentlichen Verluste. Offenbar bemerken die Deutschen gar nicht, dass sie gerade sozialpolitische Geschichte schreiben. DAS GAB ES NOCH NIE! Dieser Standard-Ausruf für den historischen Superlativ trifft tatsächlich zu, wenn es gilt, die Tendenz der fallenden Reallöhne zu beschreiben. Zwei Aspekte sind besonders verwirrend.

Erstens: Die Reallöhne geben nicht nur bei den Geringqualifizierten nach, sondern auch bei den Fachkräften, was in den ökonomischen Standardannahmen überhaupt nicht eingeplant ist. Denn die Theorie sieht vor, dass nach objektiver Leistung honoriert wird - im Wirtschaftsdeutsch auch gern "Produktivität" genannt. Wer wenig kann, erhält auch wenig; indessen die Fachkräfte für ihr Wissen ordentlich honoriert werden. Tatsächlich jedoch fallen die Reallöhne in allen Einkommensgruppen - auch die Akademiker sind nicht gefeit. Einzige Ausnahme sind die Spitzenmanager, was vielleicht die obsessive Wut erklärt, mit der die Top-Einkommen beäugt werden. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Es gibt keinen Grund, warum DAX-Vorstände aktuell im Durchschnitt 2,1 Millionen Euro jährlich verdienen sollten. Trotzdem fällt auf, dass sich die öffentliche Diskussion nur darum dreht, was Manager nicht bekommen sollten. Nie wird mit gleicher Leidenschaft diskutiert, wie stark die Löhne steigen müssten. Die Parallelität zur Dienstwagenaffäre von Ulla Schmidt ist kaum zu übersehen: In Deutschland geht es immer darum, was andere nicht haben sollen - statt Forderungen für sich selbst zu erheben.

Bild: taz

Ulrike Herrmann ist Finanzredakteurin der taz.

Zweitens: Die deutsche Entwicklung ist einmalig in Europa. Nirgendwo sonst fallen die Reallöhne in dieser Geschwindigkeit. Stattdessen sind sie in den anderen Industriestaaten oft kräftig gestiegen, sodass auch die Arbeitnehmer vom globalen Boom profitiert haben. Die "Globalisierung", immer gern als Argument bemüht, kann demnach nicht schuld sein.

Was also erklärt den deutschen Sonderweg? An Thesen fehlt es nicht, aber die meisten tragen nicht weit, wie auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) feststellt, von dem die neueste Lohn-Studie stammt. Um ein paar der obsoleten Erklärungsversuche zu nennen: Denn Steuern und Sozialabgaben sind nicht dafür verantwortlich, dass die Reallöhne fallen. Denn die Staatsquote ist in den vergangenen Jahren kaum gestiegen.

Der zunehmende "Individualismus" taugt ebenfalls nicht als Erklärung. Zwar ist wahr, dass viele Beschäftigten keine Lust mehr haben, sich einer Gewerkschaft anzuschließen. Aber dieser Trend ist europaweit zu beobachten. Überall sinkt der Organisationsgrad, und trotzdem hat die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer andernorts nicht so stark gelitten.

Auch die Minijobs sind wohl nicht daran schuld, dass das gesamte deutsche Lohngefüge wankt. Die geringfügig Beschäftigten haben zwar enorm zugenommen - trotzdem entfallen auf sie gerade einmal vier Prozent des Arbeitsvolumens.

Ähnlich partiell dürfte die Leiharbeit wirken. Es ist zwar ein Skandal, dass gleiche Arbeit nicht immer gleich bezahlt wird und die Leiharbeiter oft gegenüber der Stammbelegschaft benachteiligt sind. Aber selbst zu Boomzeiten wurden nur maximal 800.000 Leiharbeiter gezählt - das waren ganze drei Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten.

Und schließlich zieht die beliebteste Erklärung der Neoliberalen nicht: Dem Volk wird ja immer wieder gern erklärt, dass die Löhne sinken müssten, um unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit zu retten. Aber an der jetzigen Entwicklung ist ja so besonders irritierend, dass die Gewinne der Unternehmen explodieren, während die Beschäftigten Bescheidenheit üben. 2008 lag die Lohnquote, also der Anteil der Gehälter am Volkseinkommen, nur noch bei 61 Prozent. Das ist beispiellos niedrig in der deutschen Geschichte. Unübersehbar ist noch sehr viel Raum vorhanden, um höhere Löhne zu fordern. Sie würden nicht zwingend die Preise der Exportwaren erhöhen - sondern nur den Profit der Kapitalbesitzer schmälern.

Die fallenden Reallöhne sind also ökonomisch nicht zu erklären. Stattdessen muss man wohl akzeptieren, dass die Arbeitnehmer verlieren wollen; offenbar fühlen sie sich durch die eigene Bescheidenheit aufgewertet.

Zu diesem rätselhaften Phänomen gehört auch, dass die CDU inzwischen die eigentliche Arbeiterpartei in Deutschland ist und die meisten Arbeitnehmer unter ihren Wählern zählt. Dabei kommen Arbeitnehmerinteressen im Unionsprogramm kaum vor - aber genau das scheint den Sog ausmachen. Wer die CDU wählt, kann sich als Selbständiger oder gar Unternehmer fühlen. Und danach scheinen sich in Deutschland sehr viele Beschäftigte zu sehnen.

Wer sich aber insgeheim als soziale Elite empfindet, der kann seinen Arbeitgeber nicht mit harten Lohnforderungen konfrontieren. In dieser Auseinandersetzung würde er auf die Tatsache zurückgeworfen, dass er nur ein abhängig Beschäftigter ist. Pathetisch gesagt: Die meisten Deutschen haben das falsche Klassenbewusstsein.

Diese etwas fatale Selbsteinschätzung ließe sich aber überwinden - ironischerweise, indem man von den deutschen Managern lernt. Deren Gehälter legten erst so krass zu, nachdem sie begonnen hatten, sich mit ihren US-Kollegen zu vergleichen. Dieser Blick über die Grenzen würde auch deutschen Arbeitnehmern weiterhelfen. Es muss ja nicht so bleiben, dass die Reallöhne nur im Ausland steigen.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).

33 Kommentare

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  • FW
    Frank Wichert

    Das die fallenden Löhne nicht zu erklären sind hat Mary ja schon wiederlegt. Einmal Hartz IV und man muss für jeden Lohn ran.

     

    Als Gelernter muss ich in München für 1.500,- brutto arbeiten. (direkt nach der Ausbildung in Franken 2.000,-) Wenn ich den Arbeitsvertrag nicht unterschrieben hätte, hätte man mir die Unterstützung gestrichen. Keine Unterstützung und man steht auf der Straße, da kein Polster vorhanden. (so lange steht man ja noch nicht im Berufsleben)

     

    Eine moderne Form der Sklaverei und die Arbeitnehmer freuen sich, dass qualifiziertes Personal heute so günstig zu haben ist. Wie man in so einem derartig perfide initierten Beschäftigungsverhältnis seine Arbeit motiviert erledigt, ist die andere Frage.

     

    Das derartige Regelungen erlassen werden, ist dadurch zu erklären, dass die Politik Handlanger der Wirtschaft ist. Na ja, raus aus der Politik und rein in den Aufsichtsrat.

     

    Ich verstehen nur die Leute nicht, die immer wieder diese Parteien wählen, die Gesetzte erlassen, die die Kluft zwischen arm und reich vergrößern. Und dann stellen sich die Politiker im Interview hin und sagen, ja das ist ein Problem, dass die Einkommenschere immer weiter auseinander geht.

     

    Eine Woche davor hat er wohl noch dafür gestimmt, dass das Elterngeld vom Nettoeinkommen abhängt, dass Studiengebühren erhoben werden, dass Banken mit Milliarden unterstützt werden, ...

     

    Scheinbar tut sich das deutsche Wahlvolk mit Denken recht schwer.

  • S
    Strichnid

    Was für ein unseliger Beitrag in einer angeblich linken Zeitung. Selbstverständlich ist es NICHT der Willen der Beschäftigten, für weniger Lohn zu arbeiten. Wie kann man nur auf solchen Unsinn kommen?

     

    Und das zu begründen mit den angeblich geringen Zahlen der Leiharbeit und Niedriglohnsektor, setzt dem ganzen die Krone auf. Dabei zeigen Studien des DIW längst, dass es genau diese Sektoren sind, die die vollbezahlten Vollzeitstellen bedrohen. Solange diese Sektoren wachsen, bringen sie auch das Lohngefüge der Festangestellten ins Rutschen, denn niemand möchte gern in die Zeitarbeit wechseln und ist daher womöglich mit geringeren Tarifabschlüssen oder Lohnverhandlungsergebnissen zufrieden.

     

    Wie kann man diese Korrelation ignorieren? Ein U-Boot der INSM-Stiftung bei der TAZ?

  • S
    Strichnid

    Was für ein unseliger Beitrag in einer angeblich linken Zeitung. Selbstverständlich ist es NICHT der Willen der Beschäftigten, für weniger Lohn zu arbeiten. Wie kann man nur auf solchen Unsinn kommen?

     

    Und das zu begründen mit den angeblich geringen Zahlen der Leiharbeit und Niedriglohnsektor, setzt dem ganzen die Krone auf. Dabei zeigen Studien des DIW längst, dass es genau diese Sektoren sind, die die vollbezahlten Vollzeitstellen bedrohen. Solange diese Sektoren wachsen, bringen sie auch das Lohngefüge der Festangestellten ins Rutschen, denn niemand möchte gern in die Zeitarbeit wechseln und ist daher womöglich mit geringeren Tarifabschlüssen oder Lohnverhandlungsergebnissen zufrieden.

     

    Wie kann man diese Korrelation ignorieren? Ein U-Boot der INSM-Stiftung bei der TAZ?

  • IN
    Ihr Name Bernd ALTMANN

    Ja, es ist etwas faul im Staate DEUTSCHLAND. Aber nicht erst seit der Wirtschaftskrise, sondern schon lange vorher war das so.

    Immer wieder wird argumentiert, dass wir nicht die Qualifikation für ein ausgeschriebenes Stellenangebot hätten.

    In den Jahren zwischen 1992 und 1995 habe ich nach einer fast 15 Jahre währenden Tätigkeit, die aufgrund von Umstruktierungen beendet wurde, eine vergleichbare Tätigkeit in einem neuen Unternehmen gesucht.

    Von ca. 200 Bewerbungen, die ich niemals "BLIND", sondern immer über ausgeschriebene offene Stellen in Zeitungen, über IHK, Arbeitsamt etc., habe ich ca. 20 - 25 Antworten bekommen. Meist nett formulierte Absagen. Oft genug fiel das Wort "ÜBERQUALIFIZIERT" für die angebotene Stelle.Als Lösung blieb mir letztlich, die sogenannte Scheinselbständigkeit OHNE irgendwelche Zuschüsse. Die gab es damals nicht. Ich erlebte ein schulternzuckendes Arbeitsamt.

    Hat vielleicht nicht direkt mit dem Thema zu tun, ist aber Fakt in einem Land Deutschland, in dem Kinderarmut, Abbau von Sozialleistungen, und "Was kümmert mich mein Geschwätz von Gestern" Standard geworden sind.

  • T
    THW

    Natürlich kann man sich über die Betroffenen lächerlich machen, in dem man behauptet: Die wollen das so.

     

    Aber das Problem ist doch, daß die Mehrheit immer noch an das Delegationsprinzip glaubt, nämlich, daß ihre vermeintlichen Interessenvertretreter Politik, Gewerkschaften und Medien über das Wahlrecht und demokratische Strukturen dazu zu bewegen sind, das "Richtige" zu tun.

     

    Die werden das aber nicht für sie regeln, denn die Politik ist ohne Ausnahme zutiefst korrupt und "arbeitet" nur noch fürs Pöstchen nach dem Ausstieg. Wer in den Gewerkschaften keinen lukrativen Aufsichtsratsposten zu erwarten hat, wurde von der Gesetzgebung der letzten Jahre entmachtet und somit mundtot gemacht.

     

    Tja, und die Medien waren entweder schon immer reaktionär und mussten sich nicht verbiegen, oder wurden mit der Werbe-Banane gelockt und haben dann klein beigegeben, wie zum Beispiel die TAZ die heute auch einem Clement und einem Sarrazin ein Forum bietet und sich mit Vergnügen am allseits fröhlichen Oskar-Bashing beteiligt, um dann hinterher solch scheinheilige Glossen zu schreiben.

     

    Ich frage mich wann der erste Mischkonzern wie Bertelsmann auf die Idee kommt sich als Systemanbieter zu Verfügung zu stellen: Legislative, Judikative und Exekutive, alles aus einer privaten Hand, bei der Wahl können wir uns zwischen EON, BMW und RTL entscheiden und Olliver Geissen wird Bundespräsident.

     

    Gnade uns Gott wenn die Leute bemerken, wie sie von der Unterhaltungsindustrie verarxxxt werden und dass auch Nichtwählen nicht funktioniert, weil die Politdarsteller sich auch bei 20% Wahlbeteiligung für einen Sieg noch feiern lassen.

  • F
    franziska.qu

    Sehr guter Kommentar, Frau Herrmann, ein Lichtblick.

    "Die meisten Deutschen haben das falsche Klassenbewusstsein", schreiben Sie. Leider haben die meisten Deutschen gar kein Klassenbewusstsein mehr.

    Was immer mehr verloren gegangen ist, ist das Bewusstsein, dass die sozialen Errungenschaften in D nicht vom Himmel fielen. Heute wird den Menschen von Politik, Medien und Wirtschaft suggeriert, möglichst hohe Gewinne und immer mehr Abbau oder 'Umbau' von ehemaligen Sozialstandards sichere ihren Arbeitsplatz, Wohlstand usw.

    Wobei immer mehr Menschen aus diesem Raster fallen. 13 % der Deutschen gelten mittlerweile als arm, das sind ca 11 Millionen. Jeder 8!

    Und - kümmert es irgendjemanden? Ist das gar ein Thema im Wahlkampf? Schweigen.

    Beginnend in den Kohl-Jahren wurde 'Solidarität' in diesem Lande fast zu einem Wort, dessen Inhalt man nur in mystischer Vergangenheit einmal kannte. Jeder für sich und niemand für jemanden-das scheint die von der Politik geförderte Devise zu sein. Auch wenn die politische Klasse das Wort 'Solidarität' propagandistisch so häufig im Munde führt. Die reale Politik ist anders, z.B. Auflösung der Parität in der Kranken- und Rentenversicherung...Niedrigstlöhene...

    Es funktioniert ja: Armut, die niemand registrieren mag. Scheuklappen, aus Angst, selbst durch das Netz zu rutschen? Arbeitslosenstatistiken, die geschönt werden (und die Medien jubeln unreflektiert über die nächste sogen.'Erfolgsmeldung'), pseudodemokratische politische Strukturen ('Debatten' im Bundestag, die 'offiziell' stattfinden, aber in Wirklichkeit aus abgehefteten, nie gehaltenen Redetexten bestehen), eine 'Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft', die verwischt, wovon die Rede ist. Eine Gewerkschaft (ver.di), die den BAT durch den TVÖD ablöst und das darin enthaltene Negative als 'Fortschritt' verkauft, Politik und Medien, die mit vielen Worten eher vertuschen als offenbaren usw

    Die rot/grünen Agenda-2010-Jahre, die verdrehten, was früher mit 'sozial' gemeint war und zwei Parteien (rot und grün), die entgegen ihrem ursprünglichen Ansatz die Werte in dieser Gesellschaft auf den Kopf stellten(und die sich vor der Wahl als 'Hilfe aus der Krise', in die sie mitgeholfen haben, dieses Land zu führen - die Grünen nämlich - preisen).

    Die taz betitelt einen Artikel von Frau Hermenau zusammengefasst mit: die DDR ist schuld (an der Fremdenfeindlichkeit im Osten)...

    Das wäre unendlich fortzuführen...

  • H
    hikc

    Zitat: "Die fallenden Reallöhne sind also ökonomisch nicht zu erklären. Stattdessen muss man wohl akzeptieren, dass die Arbeitnehmer verlieren wollen; offenbar fühlen sie sich durch die eigene Bescheidenheit aufgewertet."

     

    Wie war das noch in George Orwells 1984 mit der Doktrin, dass es nicht ausreicht die Menschen zu beherrschen, sondern dass das Ziel sein muss sie dazu zu bringen, ihre eigene Unterwerfung zu wollen?

     

    In diesem Sinne kann von freiwilliger, selbstgewählter, autonomer Akzeptanz verlieren zu wollen wohl kaum die Rede sein!

  • C
    carolus

    den letzten kommentar von mary kann ich nur zustimmen,denn ich glaube nicht,dass es die menschen hier in deutschland wollen,dass sie immer weniger in der tasche haben.

    die gewerkschaften hätten doch die möglichkeit sich zu wehren.aber es geschieht nichts.in frankreich ist der organisationsgrad viel gringer und dennoch haben die arbeiter ein viel stärkeres bewusstsein der solidarität,weil sie wissen ,dass sie ausser ihrer eigenen solidarität niemanden haben,der sie auffängt.

    die neoliberalen schwachköpfe haben es geschafft,dass die globalisierung als DAS allheilmittel und rettung für deutschland in den köpfen als alternativlos festbetoniert wurde.

    jetzt haben wir den salat.selbst die kommentatorin ist nicht in der lage dies zu sehen und macht wieder den dummen kleinbürger,der nur noch durch bild oder was auch auch immer angeblich manipuliert ist,aleine für seine lage verantwortlich.

    klar sollte es in deutschland anders laufen.aber wenn ich nur noch zwischen hartz 4 und billigjob eingekerkeret bin,dann kann ich ohne lobby nichts dagegen tun.

    es fehlt einfach die solidarität.jeder wird gezwungen für sich alleine zu kämpfen bis er nicht mehr kann.

    das ist einfach nur zum kotzen.

  • A
    Amos

    Werte Frau Herrmann, sie können das Volk noch so gut aufklären. Das nützt alles nichts. "Das Volk lässt

    sich von den Schweinen schlachten und nicht umgekehrt". Die Dummheit frisst und die Intelligenz

    säuft-, daher sieht man zunehmend akademische Schnapsleichen, weil die mit dieser Idiotie nicht

    mehr klar kommen.

  • O
    Odysseus

    "Unübersehbar ist noch sehr viel Raum vorhanden, um höhere Löhne zu fordern."

     

    Wunderbar, dann machen Sie doch einmal den Praxistest. Und zwar selbst und bei Ihrer taz.

    Man hört ja immer wieder,daß Sie da etwa halb soviel verdienen, wie vergleichbare Redakteure anderer Zeitungen. Also ran an den Speck! Ich bin schon jetzt gespannt auf das Ergebnis Ihres Selbstversuches. Denn darüber schreiben ist silber, es selbst machen gold.

  • H
    hto

    Im Grunde paßt "Heimliche Eliten" zu "Freizeit ohne Freude" VON MARKUS WECKESSER (lesbar unter Leben / Künste)

     

    "Die Löhne fallen, doch die Arbeitnehmer schweigen" - "Deutlich sichtbar: Die Menschen werden lockerer."

     

    Die Menschen werden dümmer, zynischer und ... - die Mediengeilheit ist symptomatisch für die synchron verlaufende Kapitulation vor dem "freiheitlichen" System von Wettbewerb um "WER SOLL DAS BEZAHLEN?"

  • T
    THW

    Natürlich kann man sich über die Betroffenen lächerlich machen, in dem man behauptet: Die wollen das so.

     

    Aber das Problem ist doch, daß die Mehrheit immer noch an das Delegationsprinzip glaubt, nämlich, daß ihre vermeintlichen Interessenvertretreter Politik, Gewerkschaften und Medien über das Wahlrecht und demokratische Strukturen dazu zu bewegen sind, das "Richtige" zu tun.

     

    Die werden das aber nicht für sie regeln, denn die Politik ist ohne Ausnahme zutiefst korrupt und "arbeitet" nur noch fürs Pöstchen nach dem Ausstieg. Wer in den Gewerkschaften keinen lukrativen Aufsichtsratsposten zu erwarten hat, wurde von der Gesetzgebung der letzten Jahre entmachtet und somit mundtot gemacht.

     

    Tja, und die Medien waren entweder schon immer reaktionär und mussten sich nicht verbiegen, oder wurden mit der Werbe-Banane gelockt und haben dann klein beigegeben, wie zum Beispiel die TAZ die heute auch einem Clement und einem Sarrazin ein Forum bietet und sich mit Vergnügen am allseits fröhlichen Oskar-Bashing beteiligt, um dann hinterher solch scheinheilige Glossen zu schreiben.

     

    Ich frage mich wann der erste Mischkonzern wie Bertelsmann auf die Idee kommt sich als Systemanbieter zu Verfügung zu stellen: Legislative, Judikative und Exekutive, alles aus einer privaten Hand, bei der Wahl können wir uns zwischen EON, BMW und RTL entscheiden und Olliver Geissen wird Bundespräsident.

     

    Gnade uns Gott wenn die Leute bemerken, wie sie von der Unterhaltungsindustrie verarxxxt werden und dass auch Nichtwählen nicht funktioniert, weil die Politdarsteller sich auch bei 20% Wahlbeteiligung für einen Sieg noch feiern lassen.

  • KM
    Karl Marx sagte

    im Kommunistischen Manifest:

     

    "Ein Gespenst geht um in Europa,..."

  • M
    Mary

    Die sinkenden Löhne waren und sind politisch gewollt. Es ist ja nicht nur eine einzelne Maßnahme zur Lohnsenkung durchgeführt worden: die Summe macht's, weiß das die Autorin nicht?

     

    - Hartz IV beinhaltet Arbeitszwang zu JEDEM Lohn

    - Zeitarbeit massiv schlechter bezahlt als im Ausland, Arbeiten für die Hälfte, damit eine Ausbeuterfirma dran verdienen kann

    - Aufspaltung der SV-Pflichtigen Stellen in Mini-Jobs

    - kostenlose Ausbeutung durch Praktikanten

    - kein Mindestlohn!

    - keine Macht der Gewerkschaften

    - SPD asozial geworden

  • H
    hto

    Zitat Ulrike Herrmann: "Die meisten Deutschen haben das falsche Klassenbewusstsein."

     

    Es ist schon grundsätzlich falsch ein Klassenbewußtsein zu haben - die "heilige Dreifaltigkeit" der Überproduktion von systemrationalem Kommunikationsmüll: Spaltung, Konfusion und gebildete Suppenkaspermentalität auf Sündenbocksuche!?

  • HR
    Hubert Rieping

    Frau Herrmann,

    Sie sprechen mir aus der Seele! Die Fragen nach den Gründen stellen sich in der Tat. Wenn in Talkshows, nicht nur bei dunnemals Christiansen, auf Gewerschafter eingedroschen wurde haben die Zuschauer wie wild Beifall geklatscht - alles keine Ackermänner. Ihre 3 Aktien machen sie eben schon zu Unternehmern, auch wenn die Rendite davon kaum fürs Porto reicht. Das ist so meine Erklärung dafür. Im übrigen streiten sich Lohnabhängige verbittert immer nur um das stets kleiner werdende Stück vom Kuchen - also gegeneinander!

     

    Wir brauchen mehr grundsätzliche Aufklärung - immer wieder!

    Danke für den Anfang sagt

    Hubert Rieping

  • L
    Linkshänder

    Guter Artikel. Aber was viel schlimmer ist, das Studenten ohne real Erfahrung, Führungsaufgaben wahrnehmen. Was dazu führt das die Mitarbeiter die über eine mehrjährige reale Berufserfahrung verfügen nicht mehr wahrgenommen, oder auch Leistungsgerecht bezahlt werden. Wünschenswert für die Unternehmen wäre es, das praktische mehrjährige Erfahrung genauso honoriert wird, wie Berufseinsteiger(Student). Auch das Filialleiter jetzt Filialverantworliche genannt werden, Abteilungsleiter die jetzt Abteilungsverantwortliche genannt werden. Warum? Weil der Arbeitgeber mehrere hundert Euro im Monat als Gehalt einsparen kann. Fachkräfte im Einzelhandel sind kaum noch geduldet. Ungelernte Kräfte braucht man nicht tariflich bezahlen. Dann zwingt der Arbeitgeber (indirekt) seine Mitarbeiter länger zu arbeiten (bei gleichem Lohn), auf Urlaubs und Weihnachtsgeld zu verzichten. Alternativen für den Arbeitnehmer wäre nur Skaninavien. Respektvoller Umgang mit den AN. Auch die Formulierung einfache Arbeiter?! Auch Gärtner, Fließbandarbeiter/in, haben ein Anrecht gut bezahlt zu werden. DIE LINKE fordert seit Jahren genau diese Handlungsweise. Jeder Mensch hat seinen Wert, Weltweit. Hier uss das System umgestellt werden. Keine Menschen ausgrenzen. Leiharbeit verbieten, Mindestlohn von 9-10.-€ zahlen. Die Mehreinnahmen für die Sozialkassen, für den Bürokratieabbau verwenden. Spart nochmal Milliarden Euro ein.

  • HS
    Henning Schweichel

    In jedes Handbuch für Gewerkschafter und Betriebsräte!

  • M
    Martin

    Mag sein, dass die Gewinne in den Firmen explodiert sind. Bei Lohnverhandlungen heißt es aber stets, das "momentan keine Steigerung" drin sei, denn der Firma gehe es derzeit ja so schlecht. In vielen Fällen mag das sogar stimmen, aber die genaue Lage des eigenen Arbeitgebers ist nur wenigen Arbeitnehmern bekannt. Hier hat der Arbeitgeber einfach einen Informationsvorsprung.

    Und es ist sehr schwierig, eine Lohnsteigerung von 10 Euro auf 10,20 Euro pro Stunde durchzusetzen, wenn vorm Fabriktor hundert Leute stehen, die rufen "Ich mach's für 8!" "Ich für 7 fuffzich!"

  • DR
    Dieter Renner

    Sehr geehrte Frau Herrmann,

     

    ich denke, dass hier sich die Früchte der immer wieder gepredigten Grundsätze und Thesen durch Wirtschaft,Politk und Medien in den letzten 15 Jahren auf die Bürger zeigen. (Wiederhole Thesen solange, bis Sie zur Wahrheit werden). Mittlerweile ist ja schon in Vergessenheit geraten, dass Sie in diesem Artikel Grundpositionen vertreten wie sie von Ludwig Erhard in seinen Eckwerten der Sozialen Marktwirtschaft gefordert werden. Ich betrachte es eigentlich als den Skandal, dass sich verschiedene gesellschaftliche Gruppen von dieser ordnungspolitischen Übereinstimmung unseres Landes ohne Diskurs verabschiedet haben. Bedenklich, dass ein Teil unserer Bevölkerung dies gelassen akzeptiert

  • IN
    Ihr Name Friedrich Grimm

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Die Gründe der Bescheidenheit der deutschen Arbeitnehmerschaft habe ich noch nie so treffend dargestellt gefunden wie in diesem Artikel.

    Auf der einen Seite diese Selbstüberschätzung zum Etablissement zu gehören und unentbehrlich zu sein, und andererseits Leidensfähigkeit und Selbstverleugnung wenn es um die eigenen Forderungen gehen soll; eigentlich eine unerträgliche Schleimerei. Wer schon einmal ein Rollenspiel bei Betriebsratsseminaren erlebt hat weiß, dass der Arbeiter, fühlt er sich aufs Ross gehoben, jegliche Skrupel verliert und seine vermeintlichen Untergebenen bis aufs Blut zwiebeln kann.

    Ich behaupte, es ist vor allem eine Sache des Charakters, dass die Arbeitnehmerschaft seit Jahren ihre eigenen "Lehnsherren" wählt. Man könnte gar vom begeisterten "Selbstmord" reden.

  • T
    Tobi

    Warum ist es falsch, wenn sich jeder als Unternehmer wahrnimmt? Das entspricht doch der Wahrheit.

    Jeder versucht sein Kapital zu mehren und vom erzielten Gewinn zu leben.

    Der eine hat nur seine Arbeitskraft als einsetzbares Kapital (böses Wort: Humankapital) und erhält als Gewinn den Lohn.

    Der andere besitzt Kapital in Geldform, welches er selber aus seinem durch Humankapital erzielten Gewinn angespart hat oder vererbt bekam.

    Wie Kapital/Humankapital verzinst wird, wird in marktwirtschaftlichen Prozessen bestimmt.

     

    Soetwas möchte natürlich niemand einsehen. Die veraltete Klassentheorie ist wesentlich populistischer. Und was populistisch ist, da springt die weniger gebildete Bevölkerung drauf an.

    "Der da hat was, was ich nicht habe. Ich verstehe nicht warum er das hat, also ist es ungerecht das ich es nicht habe. Böse Manager, böse Kapitalbesitzer..."

    Ein kleiner Denkanstoß zum Schluss:

    Als Kapitalbesitzer wird man nur gelegentlich geboren, manche werden durch Fleiß und Strebsamkeit zu welchen.

  • MM
    Maria Müller

    Als Arbeitnehmer sitzt man hierzulande am kürzeren Hebel. Entweder man nimmt den Job an zu den miesen Bedingungen die es da immer mehr gibt oder man gibt sich mit Hartz 4 zufrieden. Diese Spirale nach unten wurde vor Jahren eingeleitet.

  • H
    hto

    Wo in Leichtfertigkeit und gebildeter Suppenkaspermentalität die Konfusion in Überproduktion des systemrationalen Kommunikationsmülls betrieben wird, da ist nicht nur Demoralisierung bis zur totalen Kapitulation ein Wunder, bzw. nicht ein Phänomen, sondern einfach nur schwachsinnige Symptomatik.

  • F
    franziska.qu

    Sehr guter Kommentar, Frau Herrmann, ein Lichtblick.

    "Die meisten Deutschen haben das falsche Klassenbewusstsein", schreiben Sie. Leider haben die meisten Deutschen gar kein Klassenbewußtsein mehr.

    Was immer mehr verloren gegangen ist, ist das Bewußtsein, dass die sozialen Errungenschaften in D nicht vom Himmel fielen. Heute wird den Menschen von Politik, Medien und Wirtschaft suggeriert, möglichst hohe Gewinne und immer mehr Abbau oder 'Umbau' von ehemaligen Sozialstandards sichere ihren Arbeitsplatz, Wohlstand usw.

    Wobei immer mehr Menschen aus diesem Raster fallen. 13 % der Deutschen gelten mittlerweile als arm, das sind ca 11 Millionen. Jeder 8!

    Und - kümmert es irgendjemanden? Ist das gar ein Thema im Wahlkampf? Schweigen.

    Beginnend in den Kohl-Jahren wurde 'Solidarität' in diesem Lande fast zu einem Wort, dessen Inhalt man nur in mystischer Vergangenheit einmal kannte. Jeder für sich und niemand für jemanden-das scheint die von der Politik geförderte Devise zu sein. Auch wenn die politische Klasse das Wort 'Solidarität' propagandistisch so häufig im Munde führt. Die reale Politik ist anders, z.B. Auflösung der Parität in der Kranken- und Rentenversicherung...Niedrigstlöhene...

    Es funktioniert ja: Armut, die niemand registrieren mag. Scheuklappen, aus Angst, selbst durch das Netz zu rutschen? Arbeitslosenstatistiken, die geschönt werden (und die Medien jubeln unreflektiert über die nächste sogen.'Erfolgsmeldung'), pseudodemokratische politische Strukturen ('Debatten' im Bundestag, die 'offiziell' stattfinden, aber in Wirklichkeit aus abgehefteten, nie gehaltenen Redetexten bestehen), eine 'Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft', die verwischt, wovon die Rede ist. Eine Gewerkschaft (ver.di), die den BAT durch den TVÖD ablöst und das darin enthaltene Negative als 'Fortschritt' verkauft, Politik und Medien, die mit vielen Worten eher vertuschen als offenbaren usw

    Die rot/grünen Agenda-2010-Jahre, die verdrehten, was früher mit 'sozial' gemeint war und zwei Parteien (rot und grün), die entgegen ihrem ursprünglichen Ansatz die Werte in dieser Gesellschaft auf den Kopf stellten(und die sich vor der Wahl als 'Hilfe aus der Krise', in die sie mitgeholfen haben, dieses Land zu führen - die Grünen nämlich - preisen).

    Die taz betitelt einen Artikel von Frau Hermenau zusammengefasst mit: die DDR ist schuld (an der Fremdenfeindlichkeit im Osten).

    Das wäre unendlich fortzuführen...

     

    Was dazu kommt, ist ein zunehmendes Desinteresse und Unwissen über Geschichte (soziale Fragen), Hintergründe politischer Vorgänge usw.

    Änderungen scheinen fast unmöglich, wo beginnen? In der Schule, die Geschichte meist als Zahlenwerk und wenig Background präsentiert? Wer sollte daran Interesse haben?

    In den Medien...naja, dreimal gelacht ...da funktioniert die unsichtbare Schere im Kopf...

    Bei der Politik?

    Hier zitiere ich als Sinnbild doch die Ulla Schmidt: "das steht mir zu!"

     

    Mittlerweile ist diese Verdrehung des Kontextes politischer und wirtschaftlicher Vorgänge beinahe vollbracht.

    Was ist Wahrheit und wer definiert diese?

    Orwells 1984 haben wir doch schon längst.

    Die Vorsorge gegen soziale Unruhen läuft, Schäuble überwacht uns. Nach der Wahl kommt die Bundeswehr im Inneren. Erkennungsdienstliche Behandlung mit Fingerabdruck bei der Passbeantragung...stört das irgendjemanden?

    Fehlt nur der Chip unter der Haut, bei Tieren gibt's den.

  • DJ
    Detlef Janz

    wenn Sie die Niedriglöhne nach den Konventionen der OECD als Verdienste, die weniger als zwei Drittel des mittleren Lohns (Medianlohn) aller Beschäftigen betragen definieren, dann wären 40 % aller Ostdeutschen Geringverdiener. Die bundesweite Niedriglohnquote ist zwischen 1998 und 2007 von 14,2 auf 21,5% gestiegen. Quelle Hans-Böckler-Stiftung. Wenn schon Studien des DIW zitiert werden, dann bitte als das was Sie auch sind. Eine Neoliberale Vereinigung.

  • A
    Arbeitstier

    " Doch geflissentlich übersehen die Bürger ihre eigentlichen Verluste. "

    Dieser Satz ist schon eine dreiste Frechheit und ein Irrtum ! Geringfügig Beschäftigte und 1€-Jobber , deren Anzahl kontinuierlich steigt , sind nicht organisiert , weil sie sich die Beiträge für eine Mitgliedschaft in der Gewerkschaft nicht leisten können . Sie haben also keine Lobby , genausowenig wie die Arbeitslosen . Und die wenigen Glücklichen (?) , die noch eine feste Stelle haben , stehen unter Druck und verhalten sich deshalb duckmäuserisch , wie es halt in Deutschland Tradition ist . ( Am Rande : Helden waren Deutsche noch nie ! Franzosen sind da aus anderen Holz geschnitzt . ) Von den Gewerkschaften ist zum Thema Mindestlohn nur vereinzelt und auch sehr verhalten etwas zu hören gewesen .

    Im Übrigen erinnere ich daran , dass die Hartzschen Gesetze , die diese Bedingungen erst ermöglicht haben , von der rot-grünen Regierung unter Schröder verfasst und verabschiedet wurde . Und die wurde bei der letzten BT-Wahl abgewählt . Jetzt als Kampfblatt der Grünen mit so einem Kommentar angerutscht zu kommen ist schon der Hohn !

    Ich jedenfalls werde am 27. September d. J. weder SPD noch Grüne/B90 wählen .

  • IN
    Ihr Namek.hec

    Exactly, Ihr Artikel trifft genau den Kern, den ich selbst beobachte.Es ist nicht zu fassen, daß sich Arbeitnehmer mit 3.000 Monatsgehalt mit Kapitalisten vergleichen und das besonders, wenn sie noch ein Einfamilienhaus oder eine ETW eignen. - Diese Menschen sind super drauf - sie kontrollieren ihre Nachbarn, kaufen im supermarkt ein, regeln den Verkehr und schikanieren Parkplatzsünder, die erst durch die gierigen Staatsbeamten zur Knappheit geworden sind, das sind die Menschen der gewünschten Ordnung.- sie gehören dazu, sie sind mitten im Leben. Ihren Kommentar hier eingeben

  • PM
    Paul Merlin

    Die von Frau Herrmann vertretene Auffassung, dass "die Arbeitnehmer verlieren wollen; offenbar fühlen sie sich durch die eigene Bescheidenheit aufgewertet" ist zu edel gedacht.

    Tatsächlich ist der wirtschaftspolitischen Elite in diesem Land (u. a. Bertelsmann, Neue soziale Marktwirtschaft) mit einer ausgefeilten Medien- und Lobbyarbeit gelungen, neben den staatstragenden Parteien auch der Bevölkerung quasi eine kollektive Gehirnwäsche zu verpassen, in der die Arbeitnehmer erfolgreich gegeneinander ausgespielt wurden. So neidet der Facharbeiter heute eher dem Hartz IV-ler seine mikrigen Sozialleistungen als seinem DAX-Boss die aberwitzig hohen Millionengehälter und -abfindungen. Die Mär, dass ein Niedriglohnsektor Arbeitsplätze schafft und sichert wurde durch Akteure wie Prof. Sinn "wissenschaftlich" untermauert und in den Medien jahrzehntelang nicht mehr groß in Zweifel gezogen. Völlig ausgeklinkt wurde dabei, dass der Gesetzgeber mit Hartz IV der "Lohndrückerei" Tür und Tor geöffnet und die Spielregeln einseitig zu Lasten der Arbeitnehmer verändert hat. Das Beispiel "Putzfrauen" verdeutlicht dieses Schemata. Ein gegebener Bedarf an Raumpflegearbeiten wird outgesourct. Die bisher ordentlich bezahlten Damen entlassen. Der neue Dienstleister bezahlt seine Damen deutlich schlechter, ggf. müssen diese Aufstockungsleistungen nach Hartz IV beantragen. Die Steuerzahler subventioniert damit den Lohndrücker, Krankenversicherung und Rentenversicherung erhalten weniger Beiträge. Die bisherigen Raumpflegerinnen bzw. ihre Kolleginnen werden durch verschärfte Zumutbarkeitsregelungen der Arge davon überzeugt, die gleiche Arbeit für weniger Lohn zu übernehmen. Eigentlich eine Absurdität, dass sich Regierung und Parlament so zu Erfüllungsgehilfen degradieren ließen. Inzwischen gehören rd. 20 % der Arbeitnehmer zum Niedriglohnsektor. Erst durch die Finanzkrise wurden die Zweifel etwas lauter, ob solche Abläufe wohl tatsächlich dem Wohl des Landes dienen. Die vergangenen 20 Jahre zeigen jedenfalls, dass Machtausübung im politischen und wirtschaftlichen Raum einhergehen sollte mit Verantwortung und Anstand gegenüber den "kleinen Leuten". Sonst nimmt letztlich die Gesellschaft als Ganzes Schaden. Retorisch gefragt: ist eine Gesellschaft wirklich wünschenswert, in der sich die oberen Zehntausend nur noch mit Personenschutz unters "gemeine Volk" mischen können. Soll so Deutschlands Zukunft aussehen?

  • PM
    Paul Merlin

    Die von Frau Herrmann vertretene Auffassung, dass "die Arbeitnehmer verlieren wollen; offenbar fühlen sie sich durch die eigene Bescheidenheit aufgewertet" ist zu edel gedacht.

    Tatsächlich ist der wirtschaftspolitischen Elite in diesem Land (u. a. Bertelsmann, Neue soziale Marktwirtschaft) mit einer ausgefeilten Medien- und Lobbyarbeit gelungen, neben den staatstragenden Parteien auch der Bevölkerung quasi eine kollektive Gehirnwäsche zu verpassen, in der die Arbeitnehmer erfolgreich gegeneinander ausgespielt wurden. So neidet der Facharbeiter heute eher dem Hartz IV-ler seine mikrigen Sozialleistungen als seinem DAX-Boss die aberwitzig hohen Millionengehälter und -abfindungen. Die Mär, dass ein Niedriglohnsektor Arbeitsplätze schafft und sichert wurde durch Akteure wie Prof. Sinn "wissenschaftlich" untermauert und in den Medien jahrzehntelang nicht mehr groß in Zweifel gezogen. Völlig ausgeklinkt wurde dabei, dass der Gesetzgeber mit Hartz IV der "Lohndrückerei" Tür und Tor geöffnet und die Spielregeln einseitig zu Lasten der Arbeitnehmer verändert hat. Das Beispiel "Putzfrauen" verdeutlicht dieses Schemata. Ein gegebener Bedarf an Raumpflegearbeiten wird outgesourct. Die bisher ordentlich bezahlten Damen entlassen. Der neue Dienstleister bezahlt seine Damen deutlich schlechter, ggf. müssen diese Aufstockungsleistungen nach Hartz IV beantragen. Die Steuerzahler subventioniert damit den Lohndrücker, Krankenversicherung und Rentenversicherung erhalten weniger Beiträge. Die bisherigen Raumpflegerinnen bzw. ihre Kolleginnen werden durch verschärfte Zumutbarkeitsregelungen der Arge davon überzeugt, die gleiche Arbeit für weniger Lohn zu übernehmen. Eigentlich eine Absurdität, dass sich Regierung und Parlament so zu Erfüllungsgehilfen degradieren ließen. Inzwischen gehören rd. 20 % der Arbeitnehmer zum Niedriglohnsektor. Erst durch die Finanzkrise wurden die Zweifel etwas lauter, ob solche Abläufe wohl tatsächlich dem Wohl des Landes dienen. Die vergangenen 20 Jahre zeigen jedenfalls, dass Machtausübung im politischen und wirtschaftlichen Raum einhergehen sollte mit Verantwortung und Anstand gegenüber den "kleinen Leuten". Sonst nimmt letztlich die Gesellschaft als Ganzes Schaden. Retorisch gefragt: ist eine Gesellschaft wirklich wünschenswert, in der sich die oberen Zehntausend nur noch mit Personenschutz unters "gemeine Volk" mischen können. Soll so Deutschlands Zukunft aussehen?

  • T
    Tannhäuser

    Ein guter, luzider Kommentar. Nur erwähnt er nicht die Arbeitslosigkeit. Wenn man Akademiker per Anzeige sucht, bekommt man nicht selten 300 bis 500 Bewerbungen, bei gewerblichen Berufen ist es unterschiedlich, aber die Zahlen haben sich auch hier signifikant erhöht. Daher können es sich die Unternehmen leisten, mit der Angst der Beschäftigten und Bewerber zu spielen, oder 45/50jährige auszusondern. In manchen europäischen Ländern gibt es trotz allem noch so etwas wie Respekt vor Diplomen und besonderen Qualifikationen, hier verschwindet er zu Gunsten einer miesen Profitgier. Und die Lobbys dieser Profitgier sitzen überall, auch in Regierungsstellen. Und ausserdem: Der Deutsche ist ein Angepasster (oft auch Pseudoangepasster), der meint, man müsse alles über Konsenz regeln. Es ist aber fraglich, ob Konsenzgeschwafel an Stelle von Aktion in unseren Tagen noch etwas bringt.

  • BN
    böser NeoL

    ...schon mal in Erwägung gezogen, das die gesunkenen Reallöhne mit ursächlich sein könnten, für den ebenfalls einzigartigen Abbau der Arbeitslosigkeit von 5 auf 3 Mio?

  • N
    Nadi

    Zwei Erklärungen sollten vielleicht betrachtet werden: Wer tatsächlich in der Industrie unter einem nomralen IG-Metall-Tarifvertrag arbeitet, hat weitaus weniger von diesen fallenden Löhnen mitbekommen, als ein Call-Center-Agent in Leipzig.

    Fallende Löhne haben auch viel damit zu tun, dass die öffentlichen Arbeitgeber den Schmalhans verkünden. Es gibt inzwischen Tausende Polizisten, Beamte und Angestellte des öffentlichen Dienstes, die einem 400-EURO-Job nachgehen.

    Das bedeutet, dass diese Leute die Lohnminderung abmildern. Ein weiterer Faktor ist natürlich die Armutsabwanderung aus den neuen Bundesländern: Die Ostdeutschen sind immer bereit, für sehr viel weniger zu arbeiten. Schon kurz nach der Wende vielen die Preise in vielen Städten für Kurierfahrten, Aushilfstätigkeiten und alles, was keine spezielle Qualifikation erforderte.

    Wenn ein Arbeitsmarkt dann noch durch neue EU-Staaten mit neuen Arbeitskräften überzogen wird, dann entsteht ein akuter Preisdruck auf dem Arbeitsmarkt.

    Noch vor ein paar Jahren spielten die Tariferhöhungen aus den großen Tarifgebieten eine Rolle für die private Wirtschaft. Das hat mehr oder weniger gänzlich aufgehört.

    Ich habe selber die ersten Lohneinbußen bereits in den 1990ern erlebt. Aus den Verwaltungen und Managementetagen kamen simple Lohnkürzungen und die Ansage, wer unzufrieden ist, kann ja gehen.

    Ein weiterer Faktor ist, dass es in Deutschland keine echte Arbeiterpartei bzw. Sozialdemokratische Partei mehr gibt. Selbst New Labour war für höhere Löhne, bei Gerhard Schröder ging es nur um Big Business und um Kürzungen, zum Beispiel die gesetzliche Rente. Wenn es in Deutschland außer der Linken keine Arbeitnehmerpartei mehr gibt, dann werden auch Forderungen und Ansprüche aus diesem Spektrum so bewertet, wie stark diese Partei ist und die liegen wohl kaum über 15 Prozent in Deutschland. Andersherum sind wohl 85 Prozent für höhere Löhne nicht zu haben. Die SPD hat ja eine starke und radikale Wende in der Sozial- und Arbeitsmarktpolitik hingelegt. Peer Steinbrück zahlt gescheiterten Bank-Managern 500.000 EURO Jahresgehalt - ohne jede Auflage aus Steuermitteln. Da wird die SPD wohl kaum an höheren Stundenlöhnen von Putfrauen, Burger-Bratern, Sicherheitsleuten oder Bäckereiverkäuferin interessiert sein.

    Stellt sich die Frage, wer diese Aufgabe auf lange Sicht übernimmt?