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Kommentar Fair produzierte Kleidung„Fair“ interessiert die Kunden nicht

Heike Holdinghausen
Kommentar von Heike Holdinghausen

Takko bemüht sich, die Bedingungen in Textilfabriken zu verbessern, schweigt aber darüber. Denn: „öko-sozial“ ist kein Verkaufsargument.

Fair produziert? Ist egal. Hauptsache, schön und billig: Werbefoto von Takko Foto: promo

K unden und Kundinnen sind keine gute Verbündeten wenn es darum geht, die Textilbranche besser zu machen. Das zeigt das Beispiel des Mode­discounters Takko Fashion, der sich bemüht, die Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken vor allem in Asien zu verbessern.

Kleidung kaufen ist eh schwierig – sie muss passen, schön sein, bezahlbar, ein Lebensgefühl transportieren und so weiter. Deshalb investieren Markenhersteller große Summen in ­Marketing, um sich auf einem durch ein Über­angebot geprägten Markt zu behaupten.

Es gibt eine sehr kleine Zielgruppe, die sich durch Siegel-Führer von Greenpeace oder der Clean Clothes Campaign wühlt, die weiß, was ein GOTS-Siegel ist oder die Fair Wear Foundation. Dem großen Rest der Käuferinnen und Käufer reicht es, dass ihre Marken nicht mit Kinderarbeit oder Giften in Verbindung gebracht werden. Hersteller und Händler kennen ihre Kunden genau und wissen, dass „öko-sozial“ kein Verkaufsargument ist. Darum kommuniziert Takko sein Engagement bei der Fair Wear Foundation bislang auch nicht.

Genau darum ist es auch sinnlos, dass Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) in seinem ernsthaften Versuch, die Lage zu verbessern, jetzt viel Energie in einen „Grünen Knopf“ steckt. Prognose: Es wird die Kunden nicht interessieren, ob an einer Jeans ein staatliches Ökosiegel hängt – vor allem nicht, wenn sie kneift und die ohne Grünknopf nicht.

Müller hätte bessere Optionen. Der Bund selber kauft riesige Mengen an Textilien ein, zum Beispiel Uniformen. Wenn die ausschließlich öko-sozial produziert wären, würde das den Markt ­erheblich ankurbeln. Vor Monaten hat Müllers Ministerium angekündigt, einen Leitfaden zur fairen Beschaffung vorzustellen. Bislang wartet die Öffentlichkeit vergeblich.

Nun ist „faire und grüne Beschaffung“ weniger griffig als ein „Grüner Knopf“: Offenbar färbt die Textilbranche auf das Ministerium ab: Beim Thema Nachhaltigkeit geht's hier vor allem auch um Marketing.

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Heike Holdinghausen
Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
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6 Kommentare

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  • Es hört sich alles ganz toll an... Fairtrade, Öko undundund.... Ich denke nicht daß das Fairtrade oder Öko Siegel in irgendeiner weise etwas an der Armut oder den Arbeitsbedingungen in den Herstellerländern ändert. Solange sich die Zwischenhändler und Markenlabels in unredlicher weise sich das Recht herausnehmen ihren Reichtum größer und größer zu machen wird sich nichts ändern. Ein Umdenken in unserer Gesellschaft ist von nöten. Kleidung sollte öfter repariert werden. Das Ökologischte ist das nicht gekaufte Kleidungsstück. Es sollte schon in den Schulen nicht alles auf Digitalisierung gemünzt werden sondern Nachhaltiges und Ökologisches Grunddenken sollte zu einem Unterrichtsfach gemacht werden. Weniger ist mehr ! Der jährliche Wirtschaftswachtumswahn wird uns irgendwann um die Ohren fliegen !

  • Zitat: „Kunden und Kundinnen sind keine gute Verbündeten wenn es darum geht, die Textilbranche besser zu machen.“

     

    Wer hätte das gedacht? Ich meine: Wie wichtig kann es denn Menschen sein, fair einzukaufen, wenn sie überzeugt sind, dass sie selber keine Fairness erfahren?

     

    Kleidung zu kaufen, ist schon deswegen immer ein wenig schwierig, weil sie einem nicht „auf den Leib geschneidert“ wird. Zumindest dann nicht, wenn man nicht Unsummen für einen richtig guten Maßschneider ausgeben kann und/oder will. Das „Lebensgefühl“ des Takko-Kunden entspricht in sofern eher dem des Takko-Mitarbeiters an der Nähmaschine, als dem des siegelgeführten Yuppies oder gar des privilegierten Polit-Entscheiders.

     

    So, wie Takko-Mitarbeiter keine Wahl zu haben glauben, für wen sie nähen sollten, glauben Takko-Kunde keine Wahl zu haben, wo sie kaufen sollten. Im Zweifel denkt der Kunde sich: 'Wieso sollte es dem Typen an der Nähmaschine besser gehen als es mir geht?' So haben sie es beigebracht bekommen von den diversen Autoritäten in ihrem Leben, und so praktizieren sie es selbst. Meist ohne groß darüber nachzudenken. Ist eben so.

     

    Übrigens: Dass es tatsächlich die “bessere Option“ wäre, wenn deutsche Soldaten beim Freiheitverteidigen künftig einen grünen Knopf zur Schau tragen würden in Afrika, am Hindukusch oder wo auch sonst in der Welt, bezweifle ich stark. Ob ein in fairen Stoff gewickelter Bewaffneter auf mich anlegt, ein Billigbenähter oder ein vollkommen Nackter, ist mir im Zweifel nämlich vollkommen egal. Leuten, die mich auf Befehl erschießen würden, obwohl ich mich ganz und gar unschuldig fühle, halte ich generell und grundsätzlich für vergleichsweise unfair.

  • Doch! Interessiert den Kunden. Nur gibt es kein Siegel mit Bekanntheitsgrad, so wie bei Bio (unabhängig was man von dem EG-Siegel halten will). Man findet tolle Informationen der Hersteller. Nur: Kann man diesen trauen? Ein Siegel ähnlich dem Fairtrade oder Bio-Siegel wäre daher schon von Vorteil.

     

    "Es wird die Kunden nicht interessieren, ob an einer Jeans ein staatliches Ökosiegel hängt – vor allem nicht, wenn sie kneift und die ohne Grünknopf nicht."

     

    Ja, das ist richtig. Passen sollte eine Hose schon. Aber auch Bio-Essen kaufe ich nicht, wenn es mir nicht schmeckt. Aber wenn zwei Hosen passen und die eine ist Fraitrade hergestellt und die andere nicht, wäre die faire in der Tasche.

     

    Ich hätte Takko nur nie mit Fairtrade in Verbindung gebracht. Umso erbärmlicher, dass dies Markenhersteller nicht machen, deren Hosen das 3-5 fache von Takko kosten. Für die dürften die Mehrkosten für eine faire Hose Peanuts sein.

  • So ist es.

     

    Und deshalb, whatsabout, ist auch der Dieselskandal eigentlich keiner. Weil nur die allerwenigsten sich den Diesel nach den Emissionswerten gekauft haben und somit auch nicht betrogen wurden.

    • @fly:

      Jein, mein Diesel habe ich nach den CO2 Werten gekauft - guten Gewissens, weniger CO2 zu produzieren. Da war er besser als die Beziner. Auf Stickoxid habe ich tatsächlich nicht geachtet - dies wurde in der Öffentlichkeit (!) auch nie problematisiert und war mir auch nicht bewusst.

      • @Strolch:

        Ging mir ähnlich. Wobei ich mich nicht an einem einzelnen Abgaswert orientiert habe, sondern am Gesamtverbrauch. Der Gedanke dabei war: Ein kleines, sparsames Auto schont zum einen die Ressourcen und verpestet zum anderen die Luft weniger als eins, das viel verbraucht. Es kann ja schließlich hinten nicht mehr rauskommen, als vorne reingekommen ist. Und wenn vorn weniger reinkommt, muss weniger produziert bzw. entnommen werden aus der Natur.

         

        Allerdings habe ich meine Rechnung ohne die diversen Entscheider gemacht. Für die nämlich ist nicht schwarz wundervoll, sondern groß und stark und viel. Klein und schwach und wenig hingegen ist kaum einen Gedanken wert. Die Entscheider, jedenfalls, scheinen sich einig zu sein in der Auffassung, dass nicht die Natur und ihr Missbrauch entscheidend sind, sondern der Profit. Die, die möglichst viele Autos und möglichst viel Treibstoff möglichst teuer verkaufen wollen, sind sich mit denen einig, die besonders viele Regelungen möglichst entschieden an den Mann oder die Frau bringen möchten.

         

        Der Hyundai Santa Fe beispielsweise, ein Mittelklasse-SUV mit einem 2,0-Liter-Turbodiesel-Motor, erfüllt mit einem Verbrauch von mehr als 6 Litern die Abgasnorm Euro 6. Mein 4-Liter-Auto hat nur die Euro-5-Norm attestiert bekommen hat. Wie das geht? Angeblich ist das Technik. Das Zauberwort heißt Abgasrückführungssystem. Der Hyundai hat eins. Der kleine Audi nicht. Vorsprung durch Technik.

         

        Wie dem auch sei. Ich habe keinen SUV gekauft damals, obwohl ich eine gute Ausrede gehabt hätte. Mein Garten ist im Winter nicht zu erreichen mit meinem PKW. Dafür darf ich ab demnächst auch nicht mehr in die Stadt. Der Hyundai Santa Fee darf in die Stadt. Er könnte auch in meinen Garten. Was die Natur zu all dem sagt? Die hatte wohl weder in der Aktionärsversammlung noch im Parlament ein Stimmrecht.

         

        Übrigens, werteR FLY: Ein Betrug ist auch dann ein Betrug, wenn es nur ein einziges Opfer gibt. Ob er ein Skandal wird, entscheidet aber leider kein Gericht.