Kommentar Facebook-Fahndung: Bremsen kann beschleunigen
Das Bremsen von den als Bedenkenträger verschrienen Datenschützern kann auch gut tun. Sie regen nämlich dazu an, kreative - und datenschutzrechtlich weniger problematische - Lösungen zu finden.
J a, diese Datenschützer können schon nerven. Sie machen Dinge kompliziert, bremsen Prozesse und kommen mit ganz grundsätzlichen Einwänden, wenn es doch eigentlich nur um eine kleine, gut funktionierende, praktische Anwendung geht. So könnte man denken, wenn man die Auseinandersetzung um den Facebook-Auftritt der Polizeidirektion Hannover verfolgt. Die Beamten verbreiten darüber ihre Fahndungsaufrufe, mit Bild und Angaben zur Person. Das beanstandet der Landesdatenschutzbeauftragte in Niederachsen. Er glaubt, dass die Polizei dafür einen ausdrückliche gesetzliche Genehmigung braucht, die es bisher nicht gibt.
Denn es gibt trotz großer Reichweite gute Gründe, keine Daten von Verdächtigen an Facebook zu geben. Die können falsch sein und noch über Jahre Probleme machen - weil sie stigmatisieren. Wer so unverfroren Daten sammelt wie Facebook, muss nicht auch noch diese Informationen bekommen.
Das Bremsen von den als Bedenkenträger verschrienen Datenschützern kann auch gut tun. Sie regen nämlich dazu an, kreative - und datenschutzrechtlich weniger problematische - Lösungen zu finden. Bremsen kann also beschleunigen. Warum nicht per Facebook nur auf Fahndungsinformationen verlinken, die auf deutschen Polizeiservern sind? Dort lassen sie sich ordentlich löschen - gegen die dortigen Seiten kann ein Betroffener problemlos vorgehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Demokratieförderung nach Ende der Ampel
Die Lage ist dramatisch