Kommentar "Erika"-Urteil: Das Meer verpesten wird teurer

Das Urteil gegen die Firma Total als Auftraggeber des Öltransportes ist ein Signal: Ein Unternehmen, das den Transport outgesourct hat, bleibt verantwortlich für die Sicherheit.

Nach sieben Jahren Beweisaufnahme und elf Monaten Verhandlungszeit ist in Paris Recht gesprochen worden über die Verantwortlichen der "Erika"-Ölpest von 1999. Wie bei jeder Umweltkatastrophe stellen sich zwei Fragen: Sind die wahren Verantwortlichen belangt worden? Und was wurde getan, damit sich die Katastrophe nicht wiederholt?

Der Prozess um die "Erika" begann erst nach jahrelanger Beweisaufnahme, denn das Gericht musste für die Schuldanalyse viele Gutachter anhören. Ehe sich die Ölpest über die bretonische Küste ergoss, hatten der Ölmulti Total, der Schiffszertifizierer, die Hafenkontrolle, der Eigner und der Kapitän verschieden schwere Fehler begangen.

Wieder einmal wurde deutlich, dass im Seeverkehr noch stärker als in anderen globalen Branchen die Eigentümerverantwortung in einem Gewirr von Zuständigkeiten und Briefkastenfirmen zerfasert ist.

Mit seinem Urteilsspruch gegen die Ölfirma Total als Auftraggeber des Öltransportes hat das Gericht diesen gordischen Knoten zumindest teilweise durchschlagen. Zwar wird der Ölkonzern mit Sicherheit die nächste Gerichtsinstanz anrufen. Trotzdem aber ist das Urteil als Signal wichtig: Auch ein Unternehmen, das den Öltransport outgesourct hat, bleibt verantwortlich für die Sicherheit des Öltransportes.

In Verbindung mit EU-Beschlüssen zur Schiffssicherheit, die "Erika-Paket" heißen, wird sich die Schiffssicherheit in Europa in den nächsten Jahren allmählich verbessern. Dies dürfte weltweit positive Auswirkungen haben. Immerhin war das Vorpreschen Europas und der USA bei Sicherheitsvorschriften in der Vergangenheit der wirksamste Hebel, um den weltweiten Dachverband der Reedereien (IMO) zu "freiwilligen" Beschlüssen zu bewegen.

Im Versicherungssektor könnte das Urteil ebenfalls heilsame Wirkung erzielen, indem die Haftung für Umweltschäden nicht mehr an die betroffenen Küstenländer abgeschoben wird. 150.000 Seevögel und ungezählte Meerestiere sind diesmal nicht ganz umsonst gestorben.

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