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Kommentar ElbvertiefungIdeologisches Geplänkel

Kommentar von Petra Schellen

Wie der Streit ausgeht, ist bereits klar: Die nächste Elbvertiefung wird kommen. Wenn aber der Fluss erst ausgebaggert ist, müssen andere Ausreden her für den kriselnden Umschlag im Hamburger Hafen.

J etzt wird also einmal mehr um die Elbvertiefung gestritten, und die Antwort ist von vornherein klar: Ja, man wird die Elbe abermals vertiefen, und alles, was derzeit gesprochen wird, ist schon jetzt Makulatur. Die Crux dabei: Bei jedem einzelnen Argument handelt es sich um Spekulation, weshalb die Erörterung zum Wettstreit der Ideologien wird. Die Pro- und Contra-Argumente sind zudem meist gleichermaßen überzeugend. Denn außer diffusen Erfahrungswerten und Wahrscheinlichkeitsrechnungen hat man ja nichts in der Hand.

Deshalb sollte man sich ehrlich dazu bekennen, dass Wirtschaftsinteressen wichtiger sind als Ökologie. Zudem macht sich jeder, der in Zeiten der Finanzkrise gegen die Vertiefung votiert, der Nestbeschmutzung verdächtig; will er etwa nicht, dass seine Region floriert?

Sollte außerdem die Elbvertiefung gestoppt werden und der Hafenumsatz demnächst einbrechen, werden die Ökologen und Deichsicherheitsanwälte schuld gewesen sein. Auch aus psychologischen Gründen wäre es daher geboten, der Elbvertiefung zuzustimmen: weil erstens ohnehin schon viel ökologischer Schaden angerichtet wurde und die paar Meter auch nichts mehr ändern. Und weil zweitens nur so zu beweisen ist, dass der Hafenumsatz allenfalls im Promille-Bereich etwas mit der Tiefe der Elbe zu tun hat.

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