Kommentar Dispozinsen: Verantwortung wird abgeschoben
Der Dispozinssatz ist eine Sauerei. Eine Deckelung muss her. Aber das ist nicht das einzige Problem im Verhältnis von Banken zu Konsumenten.
A bzocke. So darf man es getrost nennen, was Banken mit ihren Dispozinsen betreiben. Zinshöhen weit jenseits des Leitzinses und das bei einem deutlich niedrigeren Ausfallrisiko als bei gängigen Konsumentenkrediten. Höchste Zeit also dass der Gesetzgeber hier eine Deckelung einbaut – etwa mit einer Kopplung an den Zinssatz, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen.
Doch an Wucher grenzende Dispozinsen sind nicht das einzige Problem im Verhältnis von Banken und Kunden. Da ist etwa die mangelhafte, häufig falsche Beratung, wenn es um Geldanlagen geht, und der Versuch, sich dennoch jeder Haftung zu entziehen. Da ist der Umgang mit jenen, die überhaupt kein Konto bekommen, obwohl sie gern eines hätten – und vor allem brauchen. Trotz Selbstverpflichtung ist das sogenannte Konto für jedermann immer noch kein Konto für jeden.
Und da sind – mehr als ein Jahr nach den ersten Snowden-Enthüllungen – reihenweise Banken, die beim Onlinebanking auf veraltete und knackbare Verschlüsselungsmechanismen setzen und so ihre Kunden in Gefahr bringen. Aber es scheint den Verantwortlichen lieber zu sein, gegebenenfalls unbefugt abgeräumtes Geld zurückzuerstatten, als die eigenen Server auf den neuesten Stand zu bringen.
Das klingt bekannt? Stimmt, aus anderen Branchen, in denen es darum geht, möglichst viel aus den Kunden herauszuquetschen. Und auch bei den Banken ist es so: Wer ein besseres Angebot sucht, muss schon selbst ganz tief wühlen. Vor allem, weil das Verbraucherschutzministerium lieber auf harmlose Maßnahmen, wie ein bisschen Information für Kunden im Dispo, setzt und die Verantwortung damit an diese weitergibt. Verbraucher sind eben nicht nur bei den Banken Nebensache. Sondern auch in der Politik.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss