Kommentar Dienstmädchenpolitik CDU: Muttis rechte Hand am Herd
Eine staatlich finanzierte Putzhilfe, wer hätte das nicht gern? Was als Familienpolitik daherkommt, entpuppt sich als Rückfall in längst überwundene Zeiten.
D ie Union weiß, was Frauen wünschen: eine staatlich finanzierte Putzhilfe. Zumindest wollen jetzt Familienpolitiker von CDU und CSU „gut ausgebildeten Frauen Zeit für den Wiedereinstieg in den Beruf geben“ – mit Gutscheinen für Haushaltshilfen.
Feine Idee, denn wer hätte nicht gern eine Haushaltshilfe? Viele Familien leisten sich schon längst den Luxus einer „Putzfrau“. In den meisten Fällen arbeiten die Frauen – von Putzmännern hört man wenig – in den Haushalten schwarz. Dabei können haushaltsnahe Dienstleistungen bereits von der Steuer abgesetzt werden.
Doch was auf den ersten Blick gut aussieht und als Familienpolitik daherkommen will, entpuppt sich bei genauem Hinsehen als Rückfall in längst überwundene Zeiten. Oder ist das Wort „Frauen“ statt „Familien“ in dem Unionsplan nur ein verbaler Ausrutscher?
Unabhängig davon wird die Republik in den kommenden Monaten noch viele solcher Ideen hören: Familien- und Sozialpolitik wird eines der Kernthemen im Wahlkampf 2013 sein. Jede Partei wird versuchen, die anderen Parteien mit noch ausgefalleneren Ideen zu übertrumpfen. Vor allem die CDU will nach dem Desaster mit dem Betreuungsgeld auf keinen Fall als ein rückständiger Haufen dastehen.
Das Ziel, gut ausgebildete Frauen nach der Babyzeit recht schnell wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren, ist grundsätzlich richtig. Viele Mütter wollen rasch wieder arbeiten gehen. Aber sie können es nicht. Allerdings nicht, weil ihnen der Haushalt über den Kopf wächst, sondern weil sie keinen Kitaplatz bekommen. Der Haushaltsgutschein könnte, wenn ihn tatsächlich alle Berechtigten in Anspruch nehmen, über eine Milliarde Euro kosten. Das Geld ist beim Kita-Ausbau besser angelegt.
Möglicherweise folgt nach der Endlos-Debatte um das Herdprämien-Betreuungsgeld nun eine Diskussion um „Muttis rechte Hand am Herd“. Hoffentlich bleibt uns das erspart.
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