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Kommentar Dienstmädchenpolitik CDUMuttis rechte Hand am Herd

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Eine staatlich finanzierte Putzhilfe, wer hätte das nicht gern? Was als Familienpolitik daherkommt, entpuppt sich als Rückfall in längst überwundene Zeiten.

Das bisschen Haushalt – hält Frauen meist nicht vom Wiedereinstieg in den Beruf ab. Bild: imago/blickwinkel

D ie Union weiß, was Frauen wünschen: eine staatlich finanzierte Putzhilfe. Zumindest wollen jetzt Familienpolitiker von CDU und CSU „gut ausgebildeten Frauen Zeit für den Wiedereinstieg in den Beruf geben“ – mit Gutscheinen für Haushaltshilfen.

Feine Idee, denn wer hätte nicht gern eine Haushaltshilfe? Viele Familien leisten sich schon längst den Luxus einer „Putzfrau“. In den meisten Fällen arbeiten die Frauen – von Putzmännern hört man wenig – in den Haushalten schwarz. Dabei können haushaltsnahe Dienstleistungen bereits von der Steuer abgesetzt werden.

Doch was auf den ersten Blick gut aussieht und als Familienpolitik daherkommen will, entpuppt sich bei genauem Hinsehen als Rückfall in längst überwundene Zeiten. Oder ist das Wort „Frauen“ statt „Familien“ in dem Unionsplan nur ein verbaler Ausrutscher?

Unabhängig davon wird die Republik in den kommenden Monaten noch viele solcher Ideen hören: Familien- und Sozialpolitik wird eines der Kernthemen im Wahlkampf 2013 sein. Jede Partei wird versuchen, die anderen Parteien mit noch ausgefalleneren Ideen zu übertrumpfen. Vor allem die CDU will nach dem Desaster mit dem Betreuungsgeld auf keinen Fall als ein rückständiger Haufen dastehen.

Das Ziel, gut ausgebildete Frauen nach der Babyzeit recht schnell wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren, ist grundsätzlich richtig. Viele Mütter wollen rasch wieder arbeiten gehen. Aber sie können es nicht. Allerdings nicht, weil ihnen der Haushalt über den Kopf wächst, sondern weil sie keinen Kitaplatz bekommen. Der Haushaltsgutschein könnte, wenn ihn tatsächlich alle Berechtigten in Anspruch nehmen, über eine Milliarde Euro kosten. Das Geld ist beim Kita-Ausbau besser angelegt.

Möglicherweise folgt nach der Endlos-Debatte um das Herdprämien-Betreuungsgeld nun eine Diskussion um „Muttis rechte Hand am Herd“. Hoffentlich bleibt uns das erspart.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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16 Kommentare

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  • R
    Roswitha

    Offen gestanden bin ich sprachlos.

    Diese Idee ist,wenn man genau darüber nachdenkt,an Perfidität nicht zu überbieten.

  • K
    Karima

    Hallo taz,

    ich bin froh, dass den meisten Kommentatoren im Gegensatz zu Euch der wahre Skandal in dieser Sache aufgefallen ist:

    6 Euro, in Worten sechs Euro Stundenlohn !

    Sollte jemand einen gut bezahlten Job mit Hilfe der Haushaltshilfe ausführen können, sollte diese eigentlich nahezu den gleichen Stundenlohn bekommen.

  • A
    aurorua

    Vielleicht legen die UNSOZIALDEMOKRATEN ja noch nach und geben solche Gutscheine auch für Hartzer und Rentner raus, bleibt mehr Zeit zum spazieren gehen.

  • BN
    brave new world

    Wie naiv sind doch Gleichheitsfiministinnen.

     

    Care-Arbeit wird weiblich bleiben und zunehmend prekär werden.

    Längst gilt Care-Arbeit als der neue gewinnbringende Dienstleistungssektor. Gutscheine sollen doch nur diesen Wirtschaftsektor (der nichts anderes als ein neuer Sklavebmarkt ist) ankurbeln.

     

    Wenn künftig junge Eltern der gleichen Arbeitsmarktlogik wie kinderlose Frauen und Männer unterworfen werden, was nichts anderes heißt als immer und überall verfügbar zu sein, bedarf es billiger externer Care-Arbeiterinnen.

     

    Wenn Frauen/Männer gezwungen sind zu arbeiten, können sie nicht mehr ihre Angehöhrigen pflegen (über 70 % aller Pflegebedürftigen werden heute noch von Angehöhrigen gepflegt). Auch hier werden diese Haushaltssklavinnen benötigt.

     

    Natürlich wird sich eine Care-Arbeiterin nie eigene Kinder leisten können. Sie wird weder über Zeit noch Geld verfügen,

    noch wird sie künftig sozial abgesichert sein.

     

    Differenzfeministinnen haben immer schon davor gewarnt, dass wenn Care-Arbeit und damit auch Beziehungsarbeit zum öffentlichen Wirtschaftsgut wird und nur erwerbbar durch Geld, und somit Arme ausschließt, sie entwertet wird.

     

    So wird der empathische weiblich sozialisierte Mensch zum Mangelwesen in einer wettbewerbsorientierten Marktwirtschaft und Bindungsfähigkeit als abartig angesehen.

  • W
    Wiesensohle

    Kürzlich habe ich ein neues Wort gelernt: Kleptokratie. Wie das jetzt zum Thema (Reiche, und die sind gemeint, bekommen ihre Haushaltshilfe von unser aller Steuergeld bezahlt) passt, mag sich jeder selbst ausmalen.

    Schon Udo Jürgens sang vor Jahren "Wer schon was hat, kriegt noch Rabatt". Diese Prinzip wird langsam zur deutschen Ersatzverfassung.

  • U
    Untertan

    Langsam dürfte auch dem letzten deutschen Michel klar werden, wohin die Reise geht:

    Erst Hartz4-Zwangsarbeit zu Hungerlöhnen, die als leistungsfähiges Lohnstückkosten-Verhältnis und Wettbewerbsfähigkeit euphemisiert wird, dann Rentenkürzungen und Entwertung des Sparvermögens der Mehrheit.

    So erstickt man die Demokratie- und Emanzipationserfolge der letzten 100 Jahre und festigt die Geldaristrokatie. Die Opfer werden gezwungen, solche Hausmädchen- und Stiefelknecht-Jobs anzunehmen und jetzt schafft man die Anschubfinanzierung, damit die Geldadeligen mal sehen können, wie schön das Leben mit Haussklaven sein kann. Mal sehen, wer diesmal der würdige Nachfolger Friedrichs des Großen werden soll. Vor ca. 80 Jahren war es Hitler.

  • FE
    Frau Emanze

    Die Frage ist auch, welche Frauen fallen denn unter "gut ausgebildet"? Gelten die Friseurin, die Verkäuferin, die Altenpflegerin auch als "gut ausgebildet"? Oder fallen darunter, wie ich befürchte, wieder einmal nur Akademikerinnen, die sich Putzkräfte oftmals ohnehin leisten können und wird hier wieder eine Möglichkeit geschaffen wird, dass GutverdienerInnen vom Staat alimentiert werden? Sinnvoll wäre ein privates Betreuungsangebot für jene zu schaffen, denen aufgrund von Schichtarbeit oder ungünstigen Arbeitszeiten, wie im Einzelhandel, die üblichen Betreuungseinrichtungen nur bedingt nutzen können und es nur dort zu subventionieren, wo das eigene Einkommen nicht ausreicht, wie bei Verkäuferinnen, Friseurinnen usw.

  • L
    Landpomeranze

    Eben genieße ich zum zweiten Mal ganz frisch die Freuden der Mutterschaft, und sollte ich es in einem Jahr schaffen, wieder einen qualifizierten, sozialversicherungspflichtigen Teilzeitjob jenseits der 400€-Grenze zu ergattern: Ich bin dabei! Bleibt das Problem Kleinkindbetreuung, wobei ich einigermaßen zuversichtlich bin, einen Platz für Nummer Zwei zu bekommen. Was mir wirklich richtig Sorgen macht, ist aber meine Große, die dann in die erste Klasse gehen wird. Wir wohnen auf dem Dorf, und dann noch im konservativen Oberschwaben. Grundschule ist am Ort, bloß: Dort wird kaum die verlässliche Grundschule abgedeckt, d.h. ich kann eine noch so gute Kleinkindbetreuung auftreiben, mit dem Beginn der Schulzeit bekomme ich ein echtes Betreuungsproblem, das ich praktisch kaum lösen kann.

    In allen Kommentaren zur Familienpolitik wird dieser Aspekt immer vernachlässigt bzw. gar nicht erst aufgegriffen. Und genau deshalb ist mir weitgehend wurscht, wie unausgegoren in den Augen irgendwelcher Analysten die Vorschläge auch sein mögen: Ich nehme, was ich kriegen kann, und was mir hilft, in den Job zurück zu kommen (wobei ich in diesem Fall ohnehin glaube, dass Herr Schäuble sein Säckel nicht öffnen wird). Klar ist auch, dass wir in unserer hochgradig diversifizierten Gesellschaft nicht DIE Familienpolitik bekommen werden, von der alle profitieren. Aber verflixt: Guckt Euch halt die Realitäten genauer an, bevor Ihr wieder alles besser wisst.

  • MA
    Mutti am Herd

    Im Prinzip ist es ja nett, wenn auf den genderpolitischen Aspekt der Debatte verwiesen wird. Aber inhaltlich ist es ignorant, denn nicht alle berufstätigen Menschen verdienen genug Geld, um sich die Haushaltshilfe aus der Portokasse leisten zu können. Wir zum Beispiel brauchen beides, Kitaplatz und "Perle", unsere Wohnung sah vorher stark nach drohendem Kinderschutzbundeingriff aus.

     

    Sind beide Eltern berufstätig, braucht man eine solche Hilfe - bzw. braucht man vielmehr eine staatliche Beihilfe zu den horrenden Kitagebühren! Denn dann zahlt Mutti oder Vati die haushaltshilfe tatsächlich mit links!

  • KS
    Kai Ser

    Klarer Fall von "Wahlkampgeschenk". Ist wohl zu offensichtlich, als das es im Kommentar erwähnt wurde.

  • M
    Meyer

    Jetzt spielen Teile der CDU wirklich verrückt.

    Diese Partei ist jetzt langsam wirklifranjoch unwählbar.

  • L
    Lysan

    Eine Katatsrophe, was die Politiker nur um die macht zu erlangen oder zu ehalten an Wahlgeschenken verteilen. Irgendwann werden wir alle diese Zeche zahlen.

  • U
    Uli

    Wenn es nicht so ernst wäre, würde ich einen Lachkrampf bekommen. Man(n und Frau) fragt sich inzwischen wär der Union so ins Hirn ges.... hat. Wie soll man eine solche Regierung noch ernst nehmen, wenn Sie Griechenland irgendwelche Sparmassnahmen aufzwingt? Ich als Mutter finde es eine Frechheit, dass hier Geld rausgeschmissen wird, aber in der Bildung keine wirklichen Schritte getan werden. Erst das Betreuungsgeld jetzt die Putzfrauengutscheine für 6 Euro pro Stunde. Wo bleibt hier der MINDESTLOHNANSATZ? Echt eine ZUMUTUNG!!!!!!!!!!!!!!

  • U
    Uli

    Wenn es nicht so ernst wäre, würde ich einen Lachkrampf bekommen. Man(n und Frau) fragt sich inzwischen wär der Union so ins Hirn ges.... hat. Wie soll man eine solche Regierung noch ernst nehmen, wenn Sie Griechenland irgendwelche Sparmassnahmen aufzwingt? Ich als Mutter finde es eine Frechheit, dass hier Geld rausgeschmissen wird, aber in der Bildung keine wirklichen Schritte getan werden. Erst das Betreuungsgeld jetzt die Putzfrauengutscheine für 6 Euro pro Stunde. Wo bleibt hier der MINDESTLOHNANSATZ? Echt eine ZUMUTUNG!!!!!!!!!!!!!!

  • T
    tazitus

    Nachtrag:

    Als meine "Mutti" 1934 die 8-jährige Hauptschule abgeschlossen hatte, kam sie auch als Haushaltshilfe "in Stellung". Warum sollte das heute nicht mehr gut sein? [/ironiemodus off]

  • T
    tazitus

    Es gibt so viele Polinnen in Polen.

    Lasst sie uns nach Deutschland holen.