Kommentar "Deutschenfeindlichkeit": Die Ministerin und das Mobbing
Schröders Klage über eine zunehmende "Deutschenfeindlichkeit" ist besonders bigott. Mobbing scheint für sie offenbar so lange kein Problem zu sein, wie es Nichtdeutsche trifft.
E s ist nicht schön, als "deutsche Kartoffel" oder "Nazischlampe" beschimpft zu werden. Und wenn Schüler, die deutscher Herkunft sind, an Schulen, in denen sie in der Minderheit sind, von ihren Mitschülern mit Migrationshintergrund ausgegrenzt, gemobbt oder drangsaliert werden, ist das ein ernsthaftes Problem. "Deutschenfeindlichkeit" lautet das fragwürdige Schlagwort, mit dem solche Vorfälle nun skandalisiert werden.
Sicher gibt es auf deutschen Schulen viele - viel zu viele - Schüler, die gemobbt und drangsaliert werden: sei es, weil sie zu dick, zu fleißig oder weil sie schwul sind. Und viele Einwandererkinder können ein Lied davon singen, wie sie einst als "Kanaken", "Fidschis", "Polacken" oder "Spaghettifresser" bezeichnet wurden. Wenn man Mobbing an deutschen Schulen bekämpfen will, darf man deshalb nicht eine Gruppe gegen die andere ausspielen, sonst wird es unglaubwürdig.
Besonders bigott ist Familienministerin Kristina Schröder, die sich neuerdings lautstark über eine angeblich "zunehmende Deutschenfeindlichkeit" unter Migranten empört. Mobbing scheint für sie offenbar so lange kein Problem zu sein, wie es Nichtdeutsche trifft. Und auch zu den rassistischen Sprüchen eines Thilo Sarrazin oder zu rechter Gewalt hat man von ihr auffällig wenig gehört.
Daniel Bax ist Redakteur im Meinungsressort der taz.
Dabei ist klar: Mobbing, das sich exklusiv gegen deutschstämmige Kinder richtet, kommt vor allem an Schulen vor, an denen eine andere Gruppe die Mehrheit stellt. Fragt sich, warum es in Deutschland überhaupt Schulen gibt, an denen türkischstämmige oder arabischstämmige Schüler die Mehrheit bilden. Denn wie sollen die sich in die deutsche Gesellschaft "integrieren", wenn sie schon in der Schule praktisch unter sich sind? Das ist doch das eigentliche Problem.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“