Kommentar Datenschutz: Datenskandale sind nützlich

Dank Telekom, Lidl und Deutscher Bahn wird Datenschutz hierzulande von einer Mehrheit der Bevölkerung ernst genommen.

Datenschützer sollten sich der Telekom, Lidl und der Deutschen Bahn erkenntlich zeigen. Denn die Datenskandale in diesen Konzernen trugen mit dazu bei, dass sich hierzulande immer mehr Leute Gedanken um den Schutz ihrer Privatsphäre machen.

Wie Peter Schaar, der Bundesbeauftragte für Datenschutz, gestern bestätigte, ist in Deutschland das Interesse am Thema Datenschutz enorm gestiegen. Es ist offenbar so, dass viele Menschen ihr Recht auf Privatsphäre zugunsten von Sicherheitsvorkehrungen dann aufgeben, wenn es sich um Terrorismus oder Kinderpornografie handelt. Spielt aber nicht der Staat, sondern der Arbeitgeber den Big Brother, dann ist die Vorstellung, dass "brave Bürger nichts zu verbergen" haben, schnell vom Tisch.

"Wer nichts zu verstecken hat, braucht nichts zu befürchten", lautet doch das oft verwendete Argument von Überwachungsbefürwortern. In vielen europäischen Ländern konnte dank dieser Haltung eine staatliche Überwachung öffentlicher und privater Räume durchgesetzt werden: In England hängen an jeder Straßenecke Überwachungskameras, in den Niederlande und Italien werden so viele Telefone überwacht wie in keinem anderen europäischen Land. Proteste dagegen gibt es kaum. Nicht umsonst verlieh deshalb auch eine niederländische Datenschutzorganisation ihren Big Brother Award 2007 an die Einwohner Hollands.

Doch die Datenskandale in der deutschen Privatwirtschaft führten dazu, dass Überwachung und Datensammlung nicht mehr einfach hingenommen werden. Im Gegenteil, diese Maßnahmen werden als Teil der Entwicklung des immer prekärer werdenden Arbeitsalltags empfunden. Statt ein gepflegtes Hobby liberaler Lords zu sein, wie es in England der Fall ist, wird Datenschutz hierzulande von einer Mehrheit der Bevölkerung ernst genommen. Danke, Herr Mehdorn.

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