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Kommentar Datenschutz und TelefónicaNur ein taktischer Rückzug

Kommentar von Svenja Bergt

O2 stampft die Pläne zur Nutzung der Bewegungsdaten seiner Handykunden ein. Ein zweiter Anlauf könnte folgen, wenn sich niemand mehr aufregt.

Natürlich hat der Konzern nicht über Nacht ein Bewusstsein für Datenschutz entwickelt. Bild: dpa

A m Ende ging es überraschend schnell. Nur zwei Tage nachdem sich Datenschützer via Medien und Kunden via Twitter über die Pläne zur Vermarktung von Bewegungsdaten der Handykunden beschwerten, machte die O2-Mutter Telefónica einen Rückzieher. Die Pläne würden nicht umgesetzt, kündigte das Unternehmen an. Zumindest nicht in Deutschland.

Und da fangen die Probleme auch schon an. Denn ist es keineswegs so, dass der Konzern über Nacht ein Bewusstsein für Datenschutz entwickelt hätte und reumütig die frisch gegründete Abteilung einstampfen würde. Der Rückzieher ist vielmehr eine Reaktion auf öffentlichen Druck und der damit verbundenen Angst, Kunden zu verlieren. Dementsprechend gilt sie auch nur für den Moment.

Ob O2 auch noch die selbe Ansicht hat, wenn das derzeit in der Entwicklung befindliche Produkt marktreif ist und alle Handynutzer daran gewöhnt sind, permanent ihre Standortinformationen an Unternehmen wie Apple und Google zu senden? Vielleicht regt sich ja bei einem zweiten Anlauf zur Vermarktung der Bewegungsdaten niemand mehr auf.

Svenja Bergt

ist Redakteurin im Ressort Ökologie und Wirtschaft der taz. Ihr Berichtsschwerpunkt ist der Bereich der Netzökonomie.

Die Haltung des Mobilfunkkonzerns ist exemplarisch für ein Vorgehen, das nicht nur Privatunternehmen, sondern auch die Politik gerne praktizieren: Erst mal schauen, wie weit man gehen kann. Und wenn die Proteste zu groß werden, war alles gar nicht so gemeint. So war es beim Gesetz zur Sperrung von Internetseiten. Und genauso bei der Änderung des Melderechts, die Bürger weitgehend schutzlos Adresshändlern ausgeliefert hätte.

Ausgerechnet die Bundesregierung hat nun das Vorhaben von Telefónica kritisiert und an dessen Legalität gezweifelt. Aber wer stemmt sich gerade auf europäischer Ebene vehement gegen eine Datenschutzrichtlinie? Genau, Deutschland. Wenn es also also tatsächlich ernsthaftes Interesse an Datenschutz geben würde, könnte die Politik handeln. Wenn.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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1 Kommentar

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  • TL
    Tim Leuther

    Wann verstehen denn eigendlich die Leute das Unternehmen nur ein Ziel haben: Geld verdienen.

     

    Sie haben nun verstanden, das Sie in Deutschland mehr Geld verdienen, wenn Sie es lassen die Daten so zu verwenden.

     

    Das ist gut so.

     

    Alles andere ist nur moralisierendes gerede der auf dem Fehlschluss der Personifizierung einer Institution ist.

     

    Ein Unternehmen gleicht mehr einer Formel, einem Algorithmus, als einem Menschen.

     

    Nebenbei: Wenn das mit dem Datenschutz klappt -und das ist sehr wichtig und muss zweifelsfrei klappen- dann kann man die Daten schon verwenden. Auch um Cafes dort hinzusetzen wo die Kunden sind.

     

    Für die Stauforschung werden die Handydaten schon benutzt, nur so kommen die ganzen Verkehrsmeldungen zustande.