Kommentar Castorprotest: Ein Hardliner setzt auf Angst
Diejenigen, die Gorleben zum Atomklo der Nation machen wollen, müssen mit mehr Widerstand rechnen. Da ist ein Gebaren wie das Schünemanns nur konsequent.
D as Volk begehrt immer mehr auf gegen die bundesdeutsche Atompolitik. Da ist es eigentlich nur konsequent, wenn ein Hardliner wie Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) die polizeistaatliche Parole ausgibt: Ein Fiasko wie der Castor-Transport-Ausfall im vorigen Jahr können wir uns nicht noch mal leisten - also Augen zu und durch. Und wenn das den Realitätsverlust bedeutet.
In der Tat müssen diejenigen, die Gorleben zum Atomklo der Nation machen wollen, mit mehr Widerstand rechnen: Das haben die Anti-Atom-Demonstration am Wochenende in Berlin oder auch zuvor schon die Menschenkette zwischen den Vattenfall-Schrottreaktoren Brunsbüttel und Krümmel gezeigt. Da passt es, dass Politiker wie Schünemann mit Diffamierungen reagieren, den Bürgerkrieg heraufbeschwören und Notstandsszenarien prophezeien. Endlich kann der Hardliner mal zum Einsatz bringen, was die Länderpolizeien so alles in ihren Garagen und Hangars vorhalten - bis hin zu Schünemanns eigenen, illegalen Flugdrohnen. Und warum nicht auch noch die Luftwaffe anfordern mit ihren AWACS-Aufklärern?
Doch Menschen, die sich auf die Straße vor den Castor setzen oder durch Schotterklau aus den Gleisen den Atomzug stoppen, führen keinen Bürgerkrieg - sie kämpfen um ein Leben ohne die atomare Gefahr. In Gorleben und anderswo.
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