Kommentar CSU-Tagung: Jetzt wird erstmal gelobt
Der Parteichef der CSU ist unangefochten, seine Rüpeleien gegenüber Parteikollegen sind vergessen. In Wildbad Kreuth finden sich alle gegenseitig toll.
B ei der Klausurtagung der CSU im oberbayerischen Wildbad Kreuth geht es, na klar, nicht um Politik, gar um Inhalte, sondern um Stimmung. Die Rüpeleien von Horst Seehofer, mit denen der CSU-Parteivorsitzende Horst Seehofer vor Weihnachten sein Spitzenpersonal bedachte („Glühwürmchen“, „Zar Peter“, "vom Ehrgeiz zerfressen"), sollen aus der Erinnerung verschwinden.
„Ich bin rundum zufrieden und ich freue mich auf die nächsten Monate“, lobt Seehofer denn auch bei seiner Ankunft die KollegInnen. Die Koalition leiste in München und Berlin gute Arbeit. Im Gegenzug lobt auch die Landesgruppenchefin der CSU, Gerda Hasselfeldt, und zwar das vertrauensvolle Verhältnis zu Seehofer. „Die Stimmung ist ausgesprochen gut“, sagt sie, die Partei bilde eine geschlossene Gruppe.
So viel verbale Zuckersoße kann freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass Seehofers Führungsstil immer wieder die Eitelkeiten seiner Parteikollegen verletzt. Ob sie ihm die mangelnde Sensibilität wirklich verziehen haben, wird sich erst zeigen, wenn seine Position einmal ernsthaft in Frage steht. Soweit ist es aber im Moment noch lange nicht.
ist Bayern-Korrespondentin der taz in München.
„Wenn gepoltert werden muss, dann wird gepoltert“, erklärt Landesgruppenchefin Hasselfeldt, bevor die Tagung beginnt, „aber alles zur rechten Zeit.“ Und die ist jetzt, da die CSU vor der Landtags- und Bundestagswahl im Herbst in den Umfragen sehr gut dasteht, ganz sicher nicht. 48 Prozent prophezeiten die Umfragen der CSU zuletzt – auch wenn die Geschäftsführerin des Allensbacher Instituts für Demoskopie, Renate Köcher, der Partei weitaus schlechtere Zahlen prophezeite. Doch die wurden schlicht für falsch und damit nicht gültig erklärt. Damit rückt sogar eine Alleinregierung für die CSU in Bayern wieder in greifbare Nähe. Die neue Stabilität ist Seehofers Erfolg, den ihm keiner streitig machen kann.
Für die Partei heißt das: Zähne zusammenbeißen und lächeln, auch wenn das bisweilen schmerzt – und den Blick im Wahljahr auf den politischen Gegner richten. Der sei, so die unisono wieder gegeben Sprachregelung, nicht in den eigenen Reihen, sondern bei SPD, Grünen und Linken zu finden. „Es gibt keinen Kuschelwahlkampf“, gibt Generalsekretär Alexander Dobrindt die Marschrichtung für das Wahljahr vor, sondern „harte Kante“ gegenüber der Opposition.
Dass es nichts bringt, sich selbst zu zerlegen, demonstriert außerdem der „Wunschkoalitionspartner“ FDP sehr anschaulich. Nach dem Dreikönigstreffen der Liberalen vom Wochenende steht zu befürchten, dass der Union im Bund und der CSU in Bayern der Juniorpartner abhandenkommt. Mag sein, dass auch dieses mahnende Beispiel die CSU-Mitglieder davon abhält, gegen ihren Chef aufzubegehren. Seehofer jedenfalls hat, das zeigt Kreuth, im Wahljahr von seinen ParteikollegInnen nichts zu befürchten.
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