Kommentar CO2-Abgabe in der Schweiz: Wer Dreck macht, zahlt
Die Abgabe auf fossile Brennstoffe ist Gerechtigkeit gemäß dem Verursacherprinzip. In Deutschland gibt es noch nicht einmal eine Debatte darüber.
G egen höhere Steuern und Abgaben gibt es immer Argumente. Zum Beispiel, weil man fürchtet, dass das eingenommene Geld gar nicht den Bürgern zugutekommt, sondern vom Staat unnötig ausgegeben wird. Oder man hält eine bestimmte Art der Besteuerung für sozial unausgewogen.
So gesehen ist die Lenkungsabgabe der Schweiz über alle Zweifel erhaben: Die Eidgenossen machen fossile Brennstoffe durch eine Lenkungsabgabe teurer, behalten das Geld aber nicht im Staatssäckel, sondern schütten es unmittelbar und transparent wieder an die Bürger aus. Sozialpolitische Bedenken gegen dieses Konzept sind nicht angebracht, weil Sparsamkeit der Bürger belohnt wird und somit jeder seine Abgabenlast durch sein Verhalten senken kann.
Die Logik dieses Klimaschutzinstruments ist so charmant wie trivial: Wer wenig fossile Energien verbraucht, kommt am Jahresende auf einen Überschuss, während Klimasünder Mehrkosten tragen müssen. Das ist Gerechtigkeit gemäß dem Verursacherprinzip: Wer Dreck macht, soll auch bitteschön dafür bezahlen.
Umso bedauerlicher ist es, dass es in Deutschland nicht einmal mehr eine nennenswerte Debatte gibt über solche ökologischen Finanzinstrumente. Vielmehr wird selbst die ohnehin bescheidene Ökosteuer auch noch zunehmend durch die Inflation aufgefressen: Heute stammen nur noch rund 5 Prozent der deutschen Staatseinnahmen aus Umweltsteuern, vor einem Jahrzehnt waren es immerhin noch 6,5 Prozent – das war auch nicht wirklich viel, aber immerhin ein bescheidener Anfang.
Der Trend muss sich endlich umkehren, die Umweltsteuern müssen mehr statt weniger Gewicht bekommen. Eine CO2-Steuer wäre die Ideallösung. Gerne auch nach Schweizer Vorbild mit jährlicher Ausschüttung.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin