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Kommentar CCS-TechnikPyrrhussieg der Umweltschützer

Bernhard Pötter
Kommentar von Bernhard Pötter

Kohlendioxid soll in Deutschland nicht unterirdisch gelagert werden. Was die Umweltbewegung freut, kann gefährlich für das Weltklima werden.

Tja, wohin mit dem Kohlendioxid? Kraftwerk Neurath bei Rommerskirchen Bild: dpa

E s war einer der großen Siege der deutschen Umweltbewegung: das Begräbnis erster Klasse für die Technik des Carbon Capture and Storage (CCS). Die heiß umkämpfte Idee, Kohlendioxid aus Kraftwerken abzuscheiden und unterirdisch zu lagern, endete nach einer emotionalen Kampagne der Umweltverbände, massiven Protesten und dem Einknicken der Landesregierungen in Norddeutschland mit der Niederlage der CCS-Koalition: Die Kohlelobby, so die Öko-Lesart, hatte sich mit diesem billigen Ausweg aus echtem Klimaschutz nicht durchgesetzt. Hurra!

Allerdings: Der Sieg der Ökos in Deutschland war möglicherweise eine Niederlage für den globalen Klimaschutz. Wovor manche schon gewarnt hatten, wird jetzt durch eine neue Studie des Potsdam Instituts, nicht bekannt als Teil der Kohlelobby, und Debatten im UN-Klimarat IPCC bestätigt.

Schon bisher war nicht klar, was selbst ein vollständig auf CO2-Diät gesetztes Industrieland mit bestimmten Produktionsprozessen machen sollte, die zwangsläufig CO2 emittieren. Aber vor allem der Blick auf die riesigen weltweiten Kohlereserven und die Energiepolitik etwa in Indien und China, die weiter voll auf das „Schwarze Gold“ setzt, müsste zu einer Neuorientierung führen. Und erst recht der Plan, mit Biomassekraftwerken Strom zu erzeugen und das CO2 daraus zu lagern – um so der Atmosphäre netto das Treibhausgas zu entziehen.

Das ist noch Zukunftsmusik. Bisher gibt es keine funktionierende CCS-Anlage im industriellen Maßstab. Dass die Klimaforscher aber nach diesem Strohhalm greifen, liegt daran, dass der Klimawandel immer schneller wird, die Klimaverhandlungen aber immer langsamer vorankommen; und dass den Wissenschaftlern vor der Zukunft graut, die ihre Modelle zeigen.

Wer die globale Verantwortung Deutschlands im Klimaschutz und beim Technologietransfer ernst nimmt, muss die Forschung an diesem Notausgang aus der Klimakatastrophe vorantreiben – und weiter Druck auf die Politik ausüben, die Energiewende und den Kohleausstieg fortzusetzen. Die Risiken, die die Vernachlässigung von CCS birgt, sind größer als die der Erforschung.

Der Klimawandel zwingt uns, lieb gewordene Gewohnheiten über Bord zu werfen, sei es das Schnitzel oder den Urlaubsflug. Da können wir bei unserem Widerwillen gegen CCS gleich anfangen.

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Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
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10 Kommentare

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  • Z
    zorrito

    "Ziel ist, den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern und fossilen Brennstoffen ihren Platz im Energiemix der EU zu sichern." Das sagt zumindest die Europäische Kommission zu CCS. (http://ec.europa.eu/energy/coal/ccs_de.htm).

    Wer nicht darauf besteht, dass sein Strom aus fossilen Energieträgern stammt, kann ohne Risiko fürs Klima auf CCS verzichten.

  • "Der Klimawandel zwingt uns, lieb gewordene Gewohnheiten über Bord zu werfen"

    Wir sollten auf Schnitzel oder Urlaubsflug verzichten?

     

    Wie wär's mit Reduzierung in der energiefressenden Produktionsbranche, mit weniger Übers-Wochenende-mal-Shoppen-Flüge oder Geschäftsflüge, weniger Autoproduktion, keine beleuchteten Mega-Werbeflächen in Städten und und und ....

     

    Mehr Wälder anstatt Raps, Mais, Soja und Palmölplantagen - nur der Mensch macht genau das Gegenteil und kommt auf solche perversen Gedanken, den Dreck unter unseren gemeinsamen Teppich zu kehren!

  • M
    MK

    Bei CCS geht es nicht um die ernsthafte Bemühung von Klimforschern den Klimawandel abzuwehren, sondern darum finazielle Interessen von Stromerzeugern zu bedienen. CCS ist der Versuch einer technischen Lösung mit der man komplizierte Probleme einfach lösen kann. Eine klassische Milchmädchenrechnung. Wenn Sie Herr Pötter hier für CCS-Forschung eintreten sind Sie entweder gekauft, naiv oder uninformiert. Von der taz erwartet man eigentlich Artikel über BILD-Niveau.

  • G
    Gast

    Gute Energie ist nicht nur billig, sondern im Prinzip gratis. Wir stellen uns nur bequem zu doof, sie nicht zu nutzen und setzen weiterhin auf falsche Pferde. Wer sich künstlich darüber aufregt, dass CO2 grossindustriell erzeugt und die Welt mit Hilfe von zentralisierenden Grosskonzernen systematisch verwüstet wird, könnte ja auch mal zur Abwechslung über Wiederaufforstung unserer grünen Lungen nachdenken, die CO2 gratis in Sauerstoff umwandeln, anstatt sie zu amputieren.

  • U
    Udo

    Die Luegenbarone vom IPCC und vom Potsdamer Institut werden nicht muede, ihre Maerchen zum Klimawandel zu verbreiten. Es gibt ihn nicht - weder subjektiv wahrnehmbar noch objektiv nachweisbar und schon gar nicht CO2-verursacht.

    Uebrigens ist die Meereisausdehnung sowohl in der Arktis als auch in der Antarktis gegenueber dem Vorjahr deutlich angestiegen. Warum wird darueber nicht mal berichtet?

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Wie wär's mit arbeitsteiliger Forschung?

    China und Indien arbeiten an CCS, Europa überlegt sich, wie CO2 vermieden werden bzw. als Stoff zur großtechnischen Methanisierung von durch Windkraft gewonnenem Wasserstoff zur Einspeisung ins Gasnetz dienen kann.

  • KJ
    Knud Jahnke

    Ich halte diese Analyse für ganz gefährlich. Kohlendioxid hat einen entscheidenden Unterschied zu radioaktivem Müll oder Plastikmüll: es gibt keine Halbwertszeit. CO2 baut sich nicht ab oder zersetzt sich, wenn man es unter der Erde lässt. Es bleibt dort und muss dort bleiben, um in der Atmosphäre keinen Schaden anzurichten. Nicht für 10 Jahre oder 1000 oder 100.000. Sondern für immer. Das funktioniert nicht und verstärkt die Katastrophe nur, weil es mit CSS ja dann eine "Lösung" für das CO2-Problem gäbe. Umstieg auf regenerative Energien? Bräuchte man dann augenscheinlich nicht mehr.

     

    Nein, die Antwort ist, dass man vom Mantra der billigen Energie weg muss und allen Bedarf regenerativ erzeugen muss. Und wir sollten schlichtweg aufhören unsere Umweltverschmutzung nach China auszulagern.

  • B
    broxx

    Ach herje, Klimalüge und das PIK. Langsam wirds langweilig!

  • K
    Kariba

    "Die Risiken, die die Vernachlässigung von CCS birgt, sind größer als die der Erforschung. "

    Woher wissen Sie das denn??

    Es kann doch nicht die Lösung sein zu denken man könne den Dreck den man produziert mal eben "unter den Teppich kehren" und fröhlich so weiter machen wie bisher. Meiner Meinung nach stiftet das CCS aber genau dazu an...nicht hören / sehen /sprechen

    Was sit mit den Spätfolgen? Wenn ie Lobby forscht wird wohl kaum ein realistisches Szenario eruiert.

    Hier gehts doch wieder nur ums GELD. Schön dass die Taz hier mitmacht! Vielen Dank auch!

    • J
      JeffreyMichel
      @Kariba:

      Wollte man CCS anteilig zur 2-Grad-Zielerfüllung der EU einsetzen, so müsste rechnerisch über die kommenden 18 Jahre alle zwei Tage irgendwo auf der Welt ein weiteres Kraftwerk mit CO2-Abscheidung und –Speicherung in Betrieb genommen werden:







      PDF DOWNLOAD:



      http://www.heuersdorf.de/Dokumente/Michel-CO2Speicherungsgesetz07032013.pdf







      Bitte kennzeichnen Sie PDF Downloads als solche. Vielen Dank. Die Redaktion.