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Kommentar Burkini-UrteilIm Zweifel für den Kompromiss

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Schulpflicht wiegt schwerer als Religionsfreiheit, urteilt ein Gericht. Doch es nützt nichts, auf eine abstrakte Leitkultur zu pochen. Schulen sollten flexibel bleiben.

Nichtmuslimische Schüler sollten sich an den Anblick von Mädchen im Burkini-Ganzkörper-Badeanzug gewöhnen Bild: dpa

D as Gericht in Leipzig hat es sich etwas zu leicht gemacht. Die Schulpflicht wiegt schwerer als die Religionsfreiheit, befinden die Richter. Ein muslimisches Mädchen muss zusammen mit Jungs den Schwimmunterricht besuchen, auch wenn das seinen Eltern und ihm selbst widerstrebt. Ein Junge, dessen Familie den Zeugen Jehovas angehört, muss sich in der Schule den Film „Krabat“ ansehen, auch wenn den Eltern die schwarze Magie, die darin vorkommt, völlig unzumutbar erscheint.

Das Gericht hat beide Fälle am selben Tag verhandelt. Damit wurde deutlich, dass es nicht bloß um die Integration von Muslimen geht, sondern um eine grundsätzliche Abwägung zwischen verschiedenen Grundrechten: der individuellen Glaubensfreiheit, dem Erziehungsrecht der Eltern und dem Bildungsauftrag der Schule. Das Gericht hat nun im Zweifel für die Schulpflicht votiert. Bisher konnten sich muslimische Mädchen vom Schwimmkurs befreien lassen.

Doch gelöst ist das Problem damit nicht. Fest steht zwar, dass eine plurale Gesellschaft verbindliche Regeln braucht, die für alle gelten. Doch solche Regeln müssen immer wieder aufs Neue ausgehandelt werden, weil die Gesellschaft sich ständig verändert. Darum gibt es heute in manchen Schulkantinen kein Schweinefleisch, wenn die meisten Schüler das ablehnen. Und darum sind viele Schulen heute gezwungen, neben Weihnachten und Ostern auch auf andere religiöse Feiertage sowie auf Muttersprachen Rücksicht zu nehmen.

Mit einem Trend zum „Kulturrelativismus“, von Dogmatikern oft beklagt, hat das nichts zu tun, sondern mit Pragmatismus. Es nützt eben nichts, auf eine abstrakte Leitkultur zu pochen. Die Grenzen staatlicher Macht zeigen sich dort, wo Eltern ihr Kind von staatlichen Schulen abmelden und auf eine private Schule schicken, die ihnen eher entspricht.

Besser ist es, wenn alle Seiten aufeinander zugehen. Muslimische Mädchen können sich an den Anblick halb nackter Jungs in Badehose gewöhnen – so, wie sich nichtmuslimische Schüler an den Anblick von Mädchen im Burkini-Ganzkörper-Badeanzug gewöhnen sollten. Aber auch der getrennte Schwimmunterricht kann ein Kompromiss sein. Oder dass Lehrer vielleicht im Ausnahmefall auch mal auf „Krabat“ verzichten, wenn die Alternative heißt, dass ein Kind sonst „wegen Krankheit“ fehlt. Schulen sollten da flexibel bleiben können.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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66 Kommentare

 / 
  • R
    Ruffels

    @Atmender:

    Jungs in Badehosen im Freibad gelten in Deutschland als angezogen. Das dürfte wohl auch in den meisten anderen Ländern auf diesem Planten so sein. Damit muss sich auch eine 13jähriges Mädchen mit abfinden. Punkt.Wenn wir auf alle möglichen Befindlichkeiten von pubertierenden Kindern Rücksicht nehmen würden, hätten wir ein schönes Durcheinander.

    • A
      Atmender
      @Ruffels:

      Niemand muß sich mit irgendetwas abfinden, was faschistoide Typen wie Sie für richtig halten. Was gefällt Ihnen denn so gut daran, daß die sensiblen Schamgefühle eines jungen Mädchens durch staatlichen Zwang regelrecht vergewaltigt werden? Ich kann das beim besten Willen nicht nachvollziehen.

      • @Atmender:

        Wissen Sie eigentlich noch, mit was für Begriffen Sie hier um sich werfen? Wer nicht Ihre Meinung teilt, ist entweder faschistoid, pädophil oder ausländerfeindlich. Fällt Ihnen nicht noch etwas ein? Alles Totschlagargumente, weil Ihnen langsam die Argumente ausgehen. Kommen Sie doch bitte langsam mal runter.

        • C
          claudi
          @MRO:

          Gute Antwort

        • A
          Atmender
          @MRO:

          Ja, das ist halt nunmal so, daß sich faschistoide Einstellungen in solchen Äußerungen manifestieren. Kann ich doch nichts dafür, daß die Leute sind, wie sie sind.

  • R
    Ruffels

    @Ruhender:

    Eine Schülerin fühlt sich also im Unterricht unwohl. Ich habe mich im Matheunterricht früher auch so einge Male unwohl gefühlt, das können Sie mir glauben. Und das dürfte auch heute noch so einigen Schülern gehen, und nicht nur im Schwimm- oder Matheunterricht. Sollen die Befindlichkeiten von pubertierenden Kindern massgeblich für die Teilnahme am Unterricht sein? Dann wären die Schulen wohl bald leer.

    • R
      Ruhender
      @Ruffels:

      Nun, daß IHNEN im Matheunterricht schlecht wurde, glaube ich sofort. Intellektuelle Überforderung kann auf den Magen schlagen.

      • C
        claudi
        @Ruhender:

        bösartig um es milde zu sagen

      • @Ruhender:

        Merken Sie, dass Sie ausfallend werden? Haben Sie nur DAS vorzuweisen. Von Argumenten kein Spur.

        • C
          claudi
          @MRO:

          Der findet sich noch cool. Ausfallend ist noch eine milde Beschreibung

        • R
          Ruhender
          @MRO:

          Wieso? Er sagt doch selber, daß er Mathe nicht gepackt hat. Ist doch nicht mein Problem. Mir ist jedenfalls nicht schlecht geworden beim Matheunterricht.

  • A
    Atmender

    "Besser ist es, wenn alle Seiten aufeinander zugehen. Muslimische Mädchen können sich an den Anblick halb nackter Jungs in Badehose gewöhnen" Sie können doch nicht ernsthaft von einem sensiblen jungen Mädchen erwarten, ihre intimen Schamgefühle zu unterdrücken, nur um einem politischen Kompromiss der Erwachsenenwelt gerecht zu werden! Wenn wir nicht mal imstande sind, einem schamhaften Mädchen den ohnehin wertlosen Schwimmunterricht zu ersparen, sollten wir uns unser eigenes gesellschaftlich-menschliches Versagen eingestehen.

    • H
      Humor
      @Atmender:

      Es geht hier nicht um das Mädchen, sondern um ein wichtiges Signal an die Eltern. Ich selbst habe eine Tochter, und muss sie so erziehen, dass ihre Persönlichkeit einerseits die groben Züge dessen enthält, was mir wichtig ist. Die zweite Säule ist die Ausprägung eigener Charakterzüge, die sich auch gern gegen mich auflehnen dürfen (MÜSSEN sogar). Und die dritte Säule ist ein Kompass für das soziale Umfeld, ohne das ein Mensch nicht gedeihen kann. Das bedeutet nicht Anpassung um jeden Preis, aber es gibt Regeln, Grenzen und Freiheiten, die verbindliche Basis eines harmonischen Miteinanders sind. Und versagt haben hier schlicht Eltern, die es versäumen, ihre Kinder auf das soziale Umfeld vorzubereiten, in dem sie leben. Natürlich war es das Mädchen, das geklagt hat, und ich bewundere ja auch ihren Mut. Aber eigentlich haben doch hier die Eltern ihren persönlichen Kampf ausgefochten - auf dem Rücken ihrer Tochter. Es wäre Aufgabe der Eltern gewesen, sie vor alledem zu schützen. Stattdessen sorgen sie aus religiösen Gründen erst dafür, dass sie verklemmt ist und damit immer anecken wird. Und dann lassen sie sie ins offene Messer rennen und diese von Beginn an aussichtlose Klage ausfechten. Ihre Tochter steht jetzt als Fundamentalistin da, die jetzt in breitester Medienöffentlichkeit grandios verloren hat.

      • A
        Atmender
        @Humor:

        Ich würde mal sagen, Sie überschätzen die gesellschaftliche Bedeutung des Schwimmunterrichts ein wenig. Mich erstaunt, wie gierig manche darauf sind, die individuellen intimen Schamgefühle eines pubertierenden Mädchens verletzt zu wissen. Das hat m.E. einen latent pädophilen Beigeschmack.

    • @Atmender:

      Das angeblich so sensible Mädchen würde z.B. in Marokko auch Jungs mit freiem Oberkörper sehen können, die gibts da nämlich auch. Der offensichtlich islamistische Vater gehört aber auch in Marokko zu einer fanatischen Minderheit und die wird von der dortigen Gesellschaft auch und gerade nach den Erfahrungen mit der FIS im Algerien der 90er mit Vorsicht, Ablehnung und teils Hass gesehen.

      Das Urteil ist auch für das Mädchen getroffen worden, denn sie ist in einer Phase, wo sie sich entweder von ihren Eltern abnabelt oder ihnen weiter in den Extremismus folgt.

      Ach ja, es gibt viele Menschen, die den Schwimmunterricht durchaus wertvoll finden!

      • I
        irmi
        @Jochen Braun:

        Das Urteil ist auch für das Mädchen getroffen worden, denn sie ist in einer Phase, wo sie sich entweder von ihren Eltern abnabelt oder ihnen weiter in den Extremismus folgt.

         

        Ich sage dazu, sie folgt dem Extremismus, das schließe ich aus dem Verhalten des Mädchens nach dem Urteil.

         

        Extremismus ist eine schlimme Form einen Glauben um jeden Preis durchsetzen zu wollen, man sieht es ja was so los ist in der Welt

      • A
        Atmender
        @Jochen Braun:

        Schwimmunterricht schwänzen = Extremismus? Ich frage mich ernsthaft, wer hier extremistisch ist. Offenbar verlieren manche Leute völlig den Sinn für Verhältnismäßigkeiten, wenn es um Ausländer geht.

        • @Atmender:

          @Atmender: Wie shcön, dass Sie anscheinend anhand weniger Zeilen schon meine Persönlichkeit und Herkunft analysieren können!

          Ok, dann mal soviel zu meinem Hintergrund: In Afrika geboren, seit fast 40 Jahren einen deutschen Pass, verheiratet mit einer Afrikanerin mit einem anderen religiösen Hintergrund, unsere Kinder geboren in 3 verschiedenen Ländern, in meiner Familie gibt es Moslems, Katholiken, Evangelische Christen und zwei Buddisten, einige die eher Animisten sind und eine Menge überzeugte Säkulare, alle kommen gut miteinander aus! Und Sie nennen mich Extremisten?!

          • A
            Atmender
            @Jochen Braun:

            Nun, sehen Sie: Extremismus ist eine Frage der Einstellung, nicht des sozialen oder familiären Umfeldes. Viele Nazis des Dritten Reichs hatten persönliche und intime Beziehungen zu Juden und hielten diese aufrecht, während sie zugleich die Rassenideologie des Dritten Reiches unterstützten. Doppelmoral und Heuchelei sind keine Seltenheit. Warum also sollte ich ausgerechnet bei Ihnen von einem edelsten und reinsten Gemüte ausgehen?

        • I
          irmi
          @Atmender:

          Offenbar verlieren manche Leute völlig den Sinn für Verhältnismäßigkeiten, wenn es um Ausländer geht.

          @

          Sorry, wenn man die Deutschen stets als Nazi,Faschisten, Ausländerhasser betitelt, sich permanent als Opfer von jedem und allem sehen will, nur weil man nicht der Meinung der Ausländer ist, würde ich sagen, auch und gerade sie die gewissen Ausländer haben jede Verhältnismäßigkeit verloren.

          • A
            Atmender
            @irmi:

            Nun, das sehe ich anders. So wie Sie argumentieren, mag im Morgengrauen des Dritten Reiches auch jemand gegen die Juden argumentiert haben, die die zunehmenden Gängeleien beklagten. Also historisch gesehen gibt es keine Grundlage, die Ihre Argumentation stützt.

            • @Atmender:

              @atmender: Ich finde die teils recht massiven verbalen Angriffe von Ihnen und "Ruhender" völlig daneben und sehe da eine gewisse Personalunion.

              Es geht nicht darum, ob ein 13 jähriges Mädchen den Schwimmunterricht schwänzt, das machen viele andere auch, aus unterschiedlichen Gründen.

              Besorgniseregend ist die Begründung die auf einer extremistischen Religiösität fusst und selbst im Herkunftsland der Eltern extrem umstritten ist. Der politische Islamismus ist für mich einer faschistoiden Ideologie gleichzusetzen, su massiv sind die Eingriffe in privates und öffentliches Leben, zu massiv auch die Abgenzung und Aggressivität gegen "Abweichler" in den "eigenen" Reihen, Konvertiten und Anders- oder Ungläubige. Das Mädchen tut mir leide, denn es ist in eine Mühle geraten, in die sie von der "eigenen" Religiösität gesteckt wurde, und aus der sie wohl kaum heraus kommt.

              • A
                Atmender
                @Jochen Braun:

                Sie sind hysterisch. Vom Islam geht keine größere Gefahr aus als vom Christentum.

  • R
    Ruhender

    Leute, hier geht´s doch nur um ein sensibles junges Mädchen, das sich im Schwimmunterricht unwohl fühlt, nicht um einen Kampf der Kulturen. Mein Gott, müssen die kleinkarierten deutschen Spießer denn aus jeder allzumenschlichen Mücke einen staatstragend juristischen Elefanten machen? Wie hieß es noch gleich in THE WALL? "...was caught right handed showing feelings - showing feelings of an almost human nature... this will not do!"

    • I
      irmi
      @Ruhender:

      Mein Gott, müssen die kleinkarierten deutschen Spießer denn aus jeder allzumenschlichen Mücke einen staatstragend juristischen Elefanten machen?

       

      Da frage ich mich wer hier die Kleinkarierten sind, das ist ihre "Bibel" nicht unsere. Die haben doch mit ihrem ewigen Fordern das wir uns diesem Quatsch anzupassen haben begonnen.

       

      Gehen Sie mal in solche Länder, bekommen sie dort eine kath. Kirche, dürfen im Bikini auf dem Balkon liegen, oder in beliebiger Kleidung in die Kirche gehen oder durch die Straßen, bringen die in ihren Räumen Kreuze an, legen die wegen uns ihre Kopftücher dort ab usw. usw. Die leben hier, die sollen ihren Glauben privat leben, weil Glaube auch eine Privatsache ist, uns damit nicht behelligen sag ich mal dezent.

      • R
        Ruhender
        @irmi:

        Sie tun ja gerade so, als ob dieses Mädchen den anderen Schülern den Schwimmunterricht verbieten lassen wollte. Dabei wollte Sie selber nur aus von jedem kultivierten Menschen nachvollziehbaren Gründen vom Schwimmzwang befreit werden. Ich glaube, Sie leiden an einer stark verzerrten Wahrnehmung. Übrigens: Es zwingt Sie ja niemand, in fremde Länder zu gehen, die weniger liberal und aufgeklärt als die BRD sind. Deswegen muß man sich ja nicht gleich den Iran als gesellschaftliches Vorbild nehmen, wo es nichts als Zwänge und Verbote gibt, nur, um Einwanderer in Deutschland zu piesacken. Sie und Ihre rechten Gesinnungsgenossen streben genau das an, was ich gerne immer als arische Scharia bezeichne.

  • R
    Ruhender

    Mädchen, pfeif drauf! Laß Dir von den Eltern jedesmal eine Krankmeldung für den Schwimmunterricht geben. Die Schule ist dagegen machtlos. Niemand kann Dich wirklich zwingen, am Schwimmunterricht teilzunehmen. Schwimmen lernen kannst Du anderswo, unter den Bedingungen, die für Dich akzeptabel sind. Der deutsche Staat spielt sich gerne als allmächtig auf, dabei besteht er nur aus Leuten, die früher auch mal Schule, Sport und Schwimmunterricht geschwänzt haben. Außerdem haben viele ihre Doktorarbeit nur abgeschrieben.

  • R
    Ruhender

    Ein arrogantes und unsensibles Urteil. Schamgfühl ist nicht universell gleich. Ein Burkini schützt das Mädchen nicht vor den beklemmenden Schamgefühlen in der Atmosphäre des gemischten Schwimmunterrichts, denn das Mädchen hat nicht nur Haut, die gesehen werden kann, sondern auch Augen, die sehen und was diese Augen da sehen, löst genau so Schamgefühle in ihr aus. Nun wird also ein Mädchen von 13 Jahren in Deutschland gezwungen, an einem Ritual teilzunehmen, das gegen ihr intimstes Schamgefühl verstößt. Meiner ganz persönlichen Meinung nach könnte man das bereits als eine subtile Form der sexuellen Nötigung betrachten. Kein gutes Zeichen, wenn Richter derartige naheliegende menschengerechte Überlegungen nicht mehr anstellen.

  • S
    Skeptiker

    Nicht das Gericht, sondern Herr Bax macht es sich zu einfach. Fragwürdig, wie er meint, man solle Rücksicht auf Fundi-Eltern nehmen. Was soll das bringen - Scharia? Verständnis für Zwangsehen? Zu recht sind die Fundamentalisten mit den Urteilen baden gegangen, und zwar sowohl Islamisten als auch christliche Fanatiker.

    Die große Religiosität kann ich in Ostern und Weihnachten nicht erkennen. Und da kann jeder feiern, wie er möchte. Und wer lieber langärmelig ins Schwimmbad möchte, kann das auch weiterhin tun.

  • EG
    extrem gottlos

    Ob mit Zweifel oder ohne :

     

    Für Aufklärung und Lebensfeude. Gegen Religion !

  • H
    Humor

    Die Zeugen Jehovas lehnen auch die Evolutionstheorie ab und vertreten stattdessen eine besondere Form der Schöpfungslehre. Streng genommen ist die Evolutionstheorie - nach modernem Wissenschaftsverständnis auch konsequent - nicht bewiesen, sondern bislang nur noch nicht widerlegt worden. Sie ist letztlich kein Naturgesetz und somit aus religiös-kultureller Sicht diskutabel.

    Dennoch käme doch niemand auf die Idee, Lehrpläne etwa im Biologie-Unterricht an die unterschiedlichen Sichtweisen der Entstehungsgeschichte anzupassen. Oder einzelne Schüler vom Bio-Unterricht zu befreien, nur weil ihre eigenen Vorstellungen mit denen des Lehrplans kollidieren könnten.

    Dieser innere Konflikt zwischen eigener und fremder Sichtweise gehört zum Leben dazu - hier wird jeder von uns seiner ganz eigenen Reibungsflächen haben. Die Lösung kann doch nicht sein, diese Reibungsflächen zu vermeiden. Wie bitte soll das denn jungen Menschen Orientierung geben?

  • L
    lowandorder

    ff

     

    Beim Schwimmen - nicht im "Zweifel für die Schulpflicht" -

    nein, ganz pragmatisch: jetzt gibt es diese Burkinis, damit ist dem so ausgelegten Koran Genüge getan, also - zumutbar. Punkt;

    was zudem - anders als hier insinuiert - die Auffassung der beruflichen Koran-Ausleger ist; die umgekehrt keineswegs - im Nachklapp gewissermaßen - das Ende Koedukation im Sport fordern, wie hier in der taz.

     

    Und Krabat und die Zeugen Jehovas?

    Meine freigeistige Mutter hat sie in der DDR immer finanziell unterstützt, weil sie dort erneut verfolgt wurden.

    Aber Mitglieder einer Glaubensgemeinschaft, zu deren Grundpfeilern die Überzeugung gehört, daß die Welt erst ca 3000 Jahre existiert, wendet

    sich gegen die Behandlung eines Romans wie Krabat im Unterricht, dem Ansehen dessen Verfilmung wegen Okkultismus.

    Wie in der ersten Instanz auch zu recht ohne Erfolg:

     

    "Regelmäßig ist hierfür erforderlich, dass den religiösen Belangen des Betroffenen eine besonders gravierende Beeinträchtigung droht und der schulische Wirkungsauftrag im Vergleich hierzu lediglich nachrangig berührt wird. Jedenfalls die letztgenannte Voraussetzung war im vorliegenden Fall nicht erfüllt.

    Das von den Klägern geltend gemachte religiöse Tabuisierungsgebot läuft der schulischen Aufgabe, die nachwachsende Generation vorbehaltlos und möglichst umfassend mit Wissensständen der Gemeinschaft und ihrem geistig-kulturellen Erbe vertraut zu machen, in ihrem Kern zuwider."

     

    Mal ganz altfränkisch:" Was - bitte - gibt es dagegen zu erinnern?"

    Mit Verlaub - nichts.

  • L
    lowandorder

    "Im Zweifel für die Flexibilität"

     

    Jau - und - "Im Zweifel für die Freiheit" ... usw,usw ...;

    solcherart angebliche Transrechtsgrundsätze sind schon, wie das katolsch konnotierte Naturrecht ( gern bei Familie, Ehe, Küche und Herd, Kinder), insbesondere vom Bundesverfassungsgericht frühzeitig und durchweg zu recht zurückgewiesen worden.

    vulgo: "aus der hohlen Hand" is schlicht negligable;

    es gibt das Grundgesetz, es gibt die Gesetze.

     

    Was heißt den " im Zweifel " und wie "Flexibilität" ?

    Kommt es zum Schwur, zur Decision =Entscheidung, so gilt doch wie bei Jöthen:

    " ...zur Rechten wie zur Linken, sah man einen halben Türken herunter sinken."

    vulgo: einer verliert, einer gewinnt;

    so auch hier; so und wenn kein "außergerichtlicher Kompromiss" gefunden werden kann (den ein kluges Gericht immer sucht).

     

    Klar es gibt den ordre public

    - z.B. bestimmt in 'schland nicht allein der Vater den Aufenthalt der Kinder -

    und diese "Öffentliche Ordnung" ist in die Zeit hin offen;

    ja, die wandelt sich; soweit d áccord.

     

    Aber - in beiden dieser Fälle gibt es im Rahmen der Verfassung und des ordre public anzuwendende Rechtsnormen

    und bei deren Anwendung hat es sich die "Schriftgelehrtenkommission" (BVerwG) erkennbar in beiden Fällen nicht leicht gemacht;

     

    aber entscheiden muß sie halt; und mit Verlaub - ein Urteil ist kein Besinnungsaufsatz, wie insbesondere der letzte Absatz des Beitrages.

  • M
    Myope

    "Es nützt eben nichts, auf eine abstrakte Leitkultur zu pochen."

    Wenn ich nur dahinter käme, was der Autor damit meinen könnte, ...., na-ja, wieder mal ein echter Bax: Ein Kessel Buntes.

  • G
    gesche

    lieber bax, was sagen sie denn dazu, dass in meinem jahrgang der aufklärungsunterricht, der eigentlich im lehrplan stand, von (fundemental-)christlichen elternteilen verhindert wurde?

    praktische, gute lösung?

  • A
    Arne

    Die Frage lautet doch eigentlich: Muss Schwimmunterricht sein? Ich kann mich nicht erinnern, dass ich bei meiner Abiprüfung oder später je gefragt wurde, ob ich schwimmen kann. Das wurde immer vorausgesetzt und ich kenne auch kaum jemanden, der nicht schwimmen kann.

    Interessant ist doch dann eher die Betrachtung, was das für den späteren Beruf heißt. Ich möchte nicht, dass Kinder im Kindergarten durch eine Erzieherin z.B. erzogen werden, die sich im Notfalle weigern würde ein ertrinkendes Kind zu retten (Oder es evtl. gar nicht könnte.)

    Interessant ist doch maximal, dass wir automatisch in Deutschland voraussetzen, dass jemand schwimmen kann. Für die Einstellungspolitik von Schulen, Kindergärten, Heimen etc., in denen das vorausgesetzt wird, heißt das Urteil erstmal: Vorsicht, besser nachfragen. Man darf niemanden ablehnen wegen seiner Religion, aber wegen seinen Fähigkeiten schon.

    • R
      Ruhender
      @Arne:

      Schwimmunterricht ist ein Relikt nationalmilitaristischer Körperertüchtigungs-Zwänge aus wilhelminischer Zeit.

      • U
        unbenannt
        @Ruhender:

        welche Leute sind denn hier unterwegs.

      • @Ruhender:

        @Ruhender: Ich glaube kaum, dass der heutige Schwimmunterricht noch vergleichbar ist mit militärischem Drill der Kaiserzeit. Ich kenne viele Kinder die nicht mehr schwimmen lernen, da die Städte die Schwimmhallen reihenweise wegrationalisieren. Schonmal überlegt, warum es jedes Jahr über 200 Tote an Meeren, Flüssen und Seen gibt?

        • R
          Ruhender
          @Jochen Braun:

          Woher wollen Sie denn wissen, daß das Mädchen nicht anderweitig Schwimmen lernt? Ich habe Schwimmen auch erst ein, zwei Jahre nach der Grundschule und dem Schwimmunterricht gelernt. Sehen Sie, das ist diese typisch deutsche Regelwut und verkrampft-militaristische Spießigkeit, zu glauben, daß dem Menschen alles nur mit staatlichen Zwangsmethoden beizubringen ist. Schlimm, wirklich schlimm, wie es in manchem deutschen Kopf aussehen muß, der alles gleichschalten will, was sich irgendwie frei und individuell entwickeln will. Wie es Einwanderer hierzulande aushalten, ist mir unbegreiflich.

          • U
            unbenannt
            @Ruhender:

            Gehen Sie in deren Länder, was sie da alles auszuhalten haben

            • R
              Ruhender
              @unbenannt:

              Das sind aber nicht "deren" Länder. Deren Land ist Deutschland, hier wohnen sie, hier leben sie, hier haben sie die selben Rechte wie alle anderen.

        • R
          Ruhender
          @Jochen Braun:

          Natürlich ist das dasselbe, nur eben moderner. Lesen Sie sich doch die extremistischen Kommentare Ihrer Gesinnungsgenossen durch. Die befürchten erntshaft den Untergang des Abendlandes, weil ein Mädchen am Schwimmunterricht nicht teilnimmt. Völlig gaga.

        • A
          Arne
          @Jochen Braun:

          Ruhender & Jochen Braun:

          Die Frage, ob Sportunterricht Drill ist, ist tatsächlich zu stellen. Ich habe in den 70ern auf dem Gymnasium auch noch die Erfahrung gemacht, dass die Sportlehrer selbst von einem meiner Geschichtslehrer, der CDU-Stadtverordneter war, als "Sport-Faschisten" bezeichnet wurden.

          Ich habe aber auch seitdem viele SportpädagogInnen kennengelernt, die hervorragende Arbeit machen.

          Die Frage, ob jemand schwimmen lernen will oder nicht, sollte tatsächlich ihm selbst überlassen bleiben. Mir geht es nur darum, dass ich dann nicht mehr davon ausgehen kann, dass jeder Schulabgänger in Deutschland schwimmen kann.

          Ich kann daher nur allen Eltern raten, die evtl. froh sind, einen KiGa-Platz für ihr Kind gefunden zu haben, dass sie dort nachfragen sollen, welche Qualifikationen das dortige Personal hat. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass dies eben bei Einstellungen noch nicht berücksichtigt ist, dass Schwimmen können z.B. nicht mehr selbstverständlich zu sein scheint heutzutage.

    • M
      Marcus
      @Arne:

      Der Grund warum fast Jeder in Deutschland schwimmen kann ist eben der Schwimmunterricht. Vor dessen Einführung war Schwimmen selbst unter Matrosen nicht immer üblich. In anderen Löndern wie China oder dem ganzen Arabischen Raum ist das immer noch so das nur eine kleiner Teil der Bevölkerung schwimmen kann.

      Die Sache mit den Betreuern ist im übrigen durchaus geregelt. Lehrer die schwimmende Kinder überwachen müssen eine Wasserrettungskurs mit praktischen test belegt haben. Die können also sogar noch mehr als nur selbst schwimmen. Zwar weiß ich das mit sicherheit nur aus Sachsen, ich würde mich aber Wundern wenn es in anderen Bundesländern nicht ähnlich währe.

      • A
        Arne
        @Marcus:

        Danke für die Antwort.

        Zumindest im Schulbereich scheint das geregelt zu sein, was schon etwas beruhigend ist. Meine Frage ging aber auch noch in den Kiga- und Heimbereich rein.

        Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass mich bei einer Einstellung im Heimbereich nie jemand nach dem DLRG-Schein oder ob ich überhaupt schwimmen kann, gefragt hat. Man muss zwar regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse nachweisen, aber das Schwimmen können wird einfach vorausgesetzt. In dem Bereich geht es ja auch darum, dass bei einem normalen Uferspaziergang in der Gruppe ein Kind oder ein Bewohner mal ins Wasser fallen kann und Hilfe braucht. Hier wären nichtschwimmende ErzieherInnen äußerst problematisch.

  • „Doch solche Regeln müssen immer wieder aufs Neue ausgehandelt werden, weil die Gesellschaft sich ständig verändert.“:

     

    Das wäre das falsche Signal. Wenn die Regeln derart butterweich definiert werden, werden Eltern und Islamverbände immer versuchen die Grenzen auszuloten und zu ihren Gunsten zu verschieben.

    Frankreich macht vor wie es geht:

     

    „Schleier und Kopftücher bleiben verboten. Am Schwimmunterricht muss jeder teilnehmen.“:

     

    http://www.taz.de/Schulpolitik-in-Frankreich/!123440/

     

    So klar können Regeln sein.

  • Sie argumentieren sehr wohl relativistisch, weil Sie aus lauter Pragmatismus gar nicht mehr auf den Inhalt der Konflikte eingehen. Ob Schweine-, Hühner- oder gar kein Fleisch gegessen wird, ob jemand Weihnachten, Opferfest, Chanukka oder gar nichts feiert, das ist in der Tat egal. An Kompromissen dazu stören sich nur bornierte Monokultis. Selbst die Ablehnung eines Kinderbuchs wegen angeblich enthaltener Magie kann man noch als halbwegs harmlose Spinnerei ansehen. Aber mit Geschlechterapartheid, Körperfeindlichkeit und einem neurotischen Umgang mit Sexualität sieht das doch wohl anders aus. Zwar können auch da Kompromisse sinnvoll sein, aber nur unter dem Gesichtspunkt: Wie kann man solche antiemanzipatorischen, menschenfeindlichen Ideen und Praktiken zurückdrängen, ohne Menschen auszugrenzen?

  • G
    Gast

    Super Einstellung dieser Eltern. Wir zB sind vegan und essen selbst keine tierischen Produkte.

     

    Kann ich jetzt für meine Kinder die Befreiung von der Schulpflicht einklagen, damit sie nicht dem Anblick wurstessender Klassenkameraden ausgesetzt sind?

     

    Und das auch noch jeden Tag, nicht nur im Schwimmunterricht! Grauenhaft!

    • R
      Ruhender
      @Gast:

      Offenbar sind Ihre Kinder keinem Leidensdruck ausgesetzt, der eine entsprechende Befreiung rechtfertigen würde. Interessant wäre es, zu wissen, wie Sie sich verhalten würden, wenn das der Fall wäre. So, wie ich deutsche Eltern nach meiner beruflichen Erfahrung im schulischen Umfeld einschätze, würden es die meisten sogleich verbieten lassen wollen, daß an der Schule Wurstbrote gevespert werden dürfen.

    • C
      claudi
      @Gast:

      Klasse beschrieben

  • VW
    V.H.P. Wolf

    Mir fehlt hier in der Diskusion ein wichtiger Punkt. In Deutschland , wie übrigens auch in der Türkei, herrscht im öffentlichen Dienst und auch in den Schulen SÄKULARISATION.

    In der vergangenheit wurde viele Feiern etc. als Brauchtum in den Schulen gewahrt. Aber Religion ist und bleibt PRIVATSACHE!Kein Kopftuch, keine Kruzifixe,keine Parteianstecker...!

    • E
      Entschleunigter
      @V.H.P. Wolf:

      Und was hat das mit der Sache zu tun? Das Mädchen wollte doch nicht die gerichtliche Erlaubnis, ein Kopftuch zu tragen. Außerdem darf jeder tragen, was er will. Wir sind hier in der BRD, nicht im Dritten Reich. Übrigens herrscht in der BRD keine Säkularisation, solange die C-Parteien mitgestalten.

  • Sorry, aber zu viel Toleranz gegenüber der Intoleranz führt zu nichts Gutem. Irgendwie wirkt dies alles so, als wenn mit kleinen Maßnahmen versucht wird, seine religiöse Rechtsauffassung durchzusetzen. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg (EGMR) urteilte in mehreren Verfahren zu Recht, dass die Scharia „inkompatibel mit den fundamentalen Prinzipien in der Demokratie“ sei. Es gibt in Europa eine Leitkultur, auf die wir uns alle verständigen sollten. Dies sind die Menschenrechte. Und keine noch so heilige Schrift mit Ihren absoluten Werten steht über diesen. Das müssen auch die fanatischen Anhänger des Christentums und des Islams endlich begreifen. Um tolerant zu sein, muss man die Grenzen dessen, was nicht tolerierbar ist, eindeutig festlegen.

    • R
      Ruhender
      @Frederik Nyman:

      Die Menschenrechte sehen aber keinen Zwang am Schwimmunterricht vor. Vielen Dank für Ihr humanistisches Engagement, Sie müssen aber noch ein wenig üben.

      • U
        unbenannt
        @Ruhender:

        Aber es gibt den Unterrichtsplan und der sieht Schwimmunterricht vor. Die sollen doch froh sein, das ihre Kinder kostenlos schwimmen lernen. Na dann sollen die Mädchen ihre spezielle Kluft anziehen und schon ist die Sache erledigt. Wozu Gericht beschäftigen und Steuergelder verschwenden. Die leben hier in Deutschland oder nicht ????

        • R
          Ruhender
          @unbenannt:

          Die Entscheidung, worüber diese Menschen froh zu sein haben, müssen Sie schon denen selbst überlassen. Im Dritten Reich war es noch üblich, den Menschen vorzuschreiben, was sie gut zu finden haben. Heute leben wir in der BRD.

  • I
    ion

    Ein echter Bax!

    Absurd.

  • T
    transformer

    "Oder dass Lehrer vielleicht im Ausnahmefall auch mal auf „Krabat“ verzichten, wenn die Alternative heißt, dass ein Kind sonst „wegen Krankheit“ fehlt."

    das sehe ich nicht so, weil hier ein bilderverbot, das eltern ihrem kind auferlegen auf eine ganze klasse ausgedehnt werden soll. da finde ich "krankheit" doch besser (wobei dies wohl mit der vorgabe kein falsch zeugnis reden zu dürfen kollidiert).

  • L
    lord

    Das würde mich auch interessieren. Was wenn aus "religösen Gründen" Schwule gemieden werden müssen und Eltern darauf pochen das ihr Kind nicht mir Schwulen in die Klasse kommen?

     

    Wäre das dann auch OK?

     

    Man kann doch nicht auf der einen Seite tolleranz gegenüber der Intoleranz predigen aber sie auf anderer komplett ignorieren.

  • A
    ama.dablam

    Relativierend, verharmlosend, permissiv, m.E. das völlig falsche Signal.

    Solche Eltern hätten sicher kein Problem damit, wenn ihr Sohn in der Badehose in den Schwimmunterricht geht. Es würde mich interessieren, was der Kommentator geschrieben hätte, wenn aus religiösen Gründen ein MANN vom Schwimmunterreicht befreit werden sollte ("könnte halbnackte Mädchen sehen, könnte in Körperkontakt mit Schwulen kommen...").

    Und interessieren würde mich auch, wie eine weibliche TAZ-Kommentatorin über diese rückständige Geschlechtersegmentierung geschrieben hätte...

  • Absurder Kommentar! Der Kompromiss, den Burkini zuzulassen, wurde ja vom Gericht eingeräumt. Daher ist ja sogar der Zentralrat der Muslime mit diesem Urteil einverstanden. Wenn Eltern ihre Töchter vor dem Anblick halbnackter Jungs schützen wollen, dann können sie praktisch ihre Töchter im Sommer nur im Haus einsperren, bei absolutem Internet- und Fernsehverbot. Selbst das türkische Fernsehen müssten sie den Töchtern verbieten und die Lektüre sämtlicher deutscher Zeitschriften, vor allem wegen der Werbung. Solche extreme Eltern zu unterstützen, die ihren Kindern massiv schaden und von der Umwelt ausgrenzen, ist nicht hinnehmbar. Wieso fordert ausgerechnet ein Taz-Autor einen Kompromiss , der über die Forderungen des Zentralrats der Msulime weit hinausgeht?

    • R
      Ruhender
      @vulkansturm:

      Der Zentralrat hat da nichts zu melden. Es geht lediglich um die Schamgefühle eines jungen Mädchens.

  • Es gibt ja diesen schönen Spruch: Sei Tolerant mit den Toleranten.

     

    Leider werden Sonderregelungen und Ausnahmen immer gerne von jenen eingefordert, die sich selber schwertun mit der Toleranz gegenüber anderen. Viele Religionsgemeinschaften haben und nehmen immer noch zuviel Einfluss auf die Bildung und das Gesellschaftliche Leben und sehen sich durch ihren Alleinvertretungsanspruch darin auch noch völlig im Recht.

    Religion sollte in der Schule nichts zu suchen haben, mit Ausnahme eines Ethikunterrichts, in dem wertungsfrei über Religionen informiert wird.

    Viele Muslima aus Nordafrika und dem Mittleren Osten kämpfen heute für Gleichberechtigung und volle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und gegen islamistische Tendenzen! Wenn hier in Deutschland dann Ausnahmeregelungen für islamistische (oder auch radikalchristliche) Familien zugelassen werden, ist das auch gerade gegenüber den Menschen in diesen Ländern das falsche Signal.

     

    Der radikale Islamismus oftmals Wahabitischer Prägung ist eine Herausforderung an Demokratie und Menschenrechte und ist ähnlich gefährlich wie faschistische Ideologien.

    • A
      Atmender
      @Jochen Braun:

      Der Islamismus ist keine Gefahr für Deutschland, dazu gibt es ganz klare Zahlen. Rechter Terror allerdings schon - dem fielen seit 1990 Hunderte zum Opfer, Tausende Verletzte sind zu beklagen.

    • I
      irmi
      @Jochen Braun:

      Genau richtig