Kommentar Bosnien und Herzegowina: Mit ultimativem Ton

Sie haben Post: Die Außenminister von Deutschland und Großbritannien mahnen in einem Brief an die bosnische Regierung dringende Reformen an.

Leute sind Leute, also was soll das sein? Außenminister unter sich Bild: dpa

Mit ihrem Amtsantritt hat die GroKo versprochen, mehr Verantwortung in der Welt zu übernehmen. Das hatte man auch in Bosnien und Herzegowina vernommen, doch niemand glaubte so richtig daran, dass Deutschland es diesmal wirklich ernst meint. Hatte sich doch die deutsche Politik in der Rolle eines Zuschauers bequem gemacht, der zwar interessiert daran ist, was passiert, aber nichts dazu beiträgt, die Dinge zu ändern.

Aber das scheint jetzt anders zu werden. Mit dem gemeinsamen Brief des britischen und deutschen Außenministers an die Adresse der neu gewählten bosnischen Politiker werden weitreichende Reformen im Staat und der Wirtschaft gefordert.

Das ist zwar alles nicht so ganz neu, das hat Brüssel schon seit langem getan. Was sich geändert hat, ist der Ton. Die Forderungen der beiden Außenminister haben was Ultimatives an sich. So kann es in dem (von der Dayton-Verfassung geknebelten) Staat nicht mehr weitergehen, ist die Botschaft. Auch wenn bei den letzten Wahlen wieder die alten nationalistischen Parteien auch dank geringer Wahlbeteiligung gewonnen haben, wollen Steinmeier und Hammond das Land nicht aufgeben.

So weit so gut. Immerhin werden den Bosniern weitgehende finanzielle Zusicherungen versprochen, die Wirtschaftsreformen sollen Investitionen befördern. Und dafür stehen in Brüssel einige Instrumente zur Verfügung. Steinmeier und Hammond versprechen den nationalistischen Parteien sogar, die Forderung nach Umsetzung des Urteils des Menschenrechtsgerichtshofes in Straßburg 2009 auszusetzen. Straßburg hatte weitreichende Verfassungsänderungen gefordert. Diese wollen vor allem die serbischen und kroatischen Nationalisten vermeiden. Doch beide Teilstaaten, die serbische wie die bosniaksich-kroatsiche – sind halb bankrott. Sie könnten die Finanzspritzen aus Brüssel gut gebrauchen.

Andererseits muss der Westen aufpassen, dass ihnen Putin nicht in die Quere kommt. Denn Russland ist mittlerweile zu einer ökonomischen wie politiischen Offensive auf dem Balkan übergegangen. Es ist also fraglich, wie weit die Initiative aus Berlin und London trägt.

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Erich Rathfelder ist taz-Korrespondent in Südosteuropa, wohnt in Sarajevo und in Split. Nach dem Studium der Geschichte und Politik in München und Berlin und Forschungaufenthalten in Lateinamerika kam er 1983 als West- und Osteuroparedakteur zur taz. Ab 1991 als Kriegsreporter im ehemaligen Jugoslawien tätig, versucht er heute als Korrespondent, Publizist und Filmemacher zur Verständigung der Menschen in diesem Raum beizutragen. Letzte Bücher: Kosovo- die Geschichte eines Konflikts, Suhrkamp 2010, Bosnien im Fokus, Berlin 2010, 2014 Doku Film über die Überlebenden der KZs in Prijedor 1992.

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