Kommentar Bio und die Discounter: Erfolgreich im Supermarkt
In der Wirtschaftskrise geht der Trend zum Discounter. Den Umsätzen an Bioprodukten tut das keinen Abbruch, weil die Biobranche den richtigen Schritt gemacht hat.
D ie Wirtschaftskrise treibt die Kunden noch schneller in die Billigläden als bisher - inmitten allgemeiner Hiobsbotschaften geht es Aldi, Lidl und Co blendend. Die Namen mögen unsympathisch sein - wer dort fehlt, gerät aus dem Blickfeld eines großen Teils der Kundschaft.
Es war also richtig, dass die Biobranche den Schritt in die Supermärkte und auch in die Discounter gemacht hat. Er ist ein Teil der Erfolgsgeschichte, die die Branche schreibt.
Denn die Biounternehmen trotzen der Wirtschaftskrise bislang erstaunlich erfolgreich. Verbände, Produzenten oder Händler rätseln auf ihrer Messe in Nürnberg derzeit vor allem, ob sie ihre Wachstumsraten im kommenden Jahr wohl zweistellig halten können.
Ob rasant oder langsam - es geht aufwärts. Zu verdanken hat die Branche das zwar auch ihrer besonderen Kundschaft, die, relativ wohlhabend, nicht zu den ersten Opfern von Kurzarbeit und Entlassungen zählen wird.
Auch haben Biobauern, Ökoschneider und Naturkosmetiker selbst viel richtig gemacht. Die oft mittelständischen Unternehmen sind stetig, aber bedächtig gewachsen und auch mit der "Ressource Geld" nachhaltig umgegangen. Ideologischen Rückenwind geben der Ökobranche die drei großen Krisen, die das Klima, den Hunger und die Wirtschaft betreffen.
Auf alle drei hat die ökologische und soziale Produktion von Waren eine Antwort. Es ist daher Zeit für ein neues Selbstbewusstsein der Branche. Sie ist dem konventionellen Handel und dem lustbetonten Konsumenten weit entgegengekommen. Jetzt sind die mal dran.
Wer fair gehandelte Bananen bei Lidl kauft, darf dem Laden die miesen Arbeitsbedingungen seiner hiesigen Angestellten nicht durchgehen lassen - auch wenn es dadurch ein bisschen teurer wird. Und auch konventionell arbeitende Bauern müssen einen fairen Preis für ihre Milch bekommen - und dafür auf Gentechnik im Futter verzichten und ihre Tiere artgerecht halten.
Zu dieser nachhaltigen Umgestaltung des Handels gehört übrigens, dass auch jene Produkte gesund und zu sozialen Bedingungen hergestellt sind, die nicht von gut informierten und kaufkräftigen Kunden nachgefragt werden. Dafür sorgen kann allerdings nur der Gesetzgeber.
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