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Kommentar Bevölkerung im GazastreifenVon aller Welt verlassen

Kommentar von Susanne Knaul

Die Zivilisten im Gazastreifen leiden am meisten unter den Hamas-Attacken. Doch ihre Angst vor der Führung hindert sie an offener Kritik.

Palästinensische Flüchtlinge auf dem Weg in eine UN-Unterkunft. Bild: reuters

J e öfter die Hamas aus dem Gazastreifen Israel mit Raketen angreift, desto massiver schlagen Israels Luftwaffe und Marine zurück. Die Zivilisten sind die, die das größte Leid tragen. Trotzdem regt sich kaum Protest aus der palästinensischen Bevölkerung gegen die eigene Führung.

Nirgends wird die Forderung laut, endlich mit dem Raketenbeschuss auf Israel, der ohnehin nicht viel Schaden anrichtet, aufzuhören. Die Palästinenser hindert die Angst vor der eigenen Führung an offener Kritik am Raketeneinsatz aus Gaza.

Der Gazastreifen ist doppeltes Opfer der Arabellion. Einmal drängten die dramatischen Entwicklungen in Kairo und andernorts das Palästinenserproblem von der internationalen Agenda. Zum Zweiten distanziert sich die neue ägyptische Führung von den palästinensischen Islamisten.

Die israelische Blockade im Norden und zur See wird mit der Schließung der südlichen Grenze und der Schmugglertunnel nach Ägypten erst perfekt. Rund eineinhalb Millionen Menschen sind von der Welt weitgehend abgeschnitten, und sie geraten mehr und mehr in Vergessenheit.

Die aktuelle Konfrontation bringt die Palästinenser temporär wieder in die Schlagzeilen. Mit etwas Glück wird die Krise mit einer verbesserten Regelung für den Personenverkehr nach Ägypten enden, mit mehr Spielraum für die Fischer auf See und mit Importerleichterungen für Baumaterial. All dies jedoch kaum ein Tropfen auf den heißen Stein.

Israel hat gute Gründe, nicht mit der Hamas zu kooperieren, die den offiziellen Gewaltverzicht bis heute ablehnt. Sie kann nicht anders, denn der bewaffnete Widerstandskampf gibt den Islamisten ihre Existenzberechtigung. So ist der nächste Krieg schon jetzt absehbar. Eine Beruhigung ohne Ausweg für den gebeutelten Küstenstreifen kann nicht von Dauer sein.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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28 Kommentare

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  • Auch Gräuelpropaganda ändert nichts daran: Die Hamas hat sich massiv verkalkuliert, als sie diese neue Runde der Gewalt einleitete. Deren Operation "Solid structure" hat vor allem Schutt und Trümmer hinterlassen. Die EU darf jetzt nur nicht den Fehler machen, den Wiederaufbau der Hamas-Wohnhäuser über humanitäre Gaza-Hilfen zu finanzieren. Von den gewalttätigen Demonstrationen jetzt nicht unter Druck setzen lassen!

    • @Senckbley:

      von welchen "gewalttätigen Demonstrationen" reden Sie?

      die beiden gestrigen in Berlin waren nicht 'gewalttätig' - weshalb ja auch kein eines schwein drüber berichtet.

       

      und gräuelpropaganda? meinen Sie, ein arzt denkt sich aus, dass/wenn verletzungen von DIME stammen?

       

      und nun dürfen Sie weiterrandalieren....

      • @christine rölke-sommer:

        Steinwürfe und Tritte auf Polizisten in Frankfurt, ein schwerverletzter junger Mann in Bremen, Hetzparolen durch Polizeilautsprecher und „Hamas, Hamas, Juden ins Gas“-Rufe in Bochum. Werden wir uns dran gewöhnen müssen, oder?

      • @christine rölke-sommer:

        was Sie hier schreiben ist beschämend, die Entführung der drei jüdischen Schüler durch den Mossad und den brotalen Mord an den pal. Jugendlichen durch die isr. Siedler und Angriffe auf Gaza haben die Gewalt eingeleitet. Aber das wissen Sie auch. Das Sie die Leute in Gaza bestrafen und umbringen lassen wollen, weil manche in Berlin angeblich randalieret haben, sagt schon alles über Sie und Ihre Denkweise. Gott möge Ihnen verzeihen und helfen.

        • @Sohn Gaza:

          könnte es sein, dass Sie sich vertan haben?

        • @Sohn Gaza:

          Haben Sie was genommen? Die Hamas hat schon drei Wochen nach dem letzten Waffenstillstand von 2012 zugelassen, dass wieder Raketen auf Israel fliegen, immer wieder, auf Zivilisten. Es ist mir sowieso völlig schleierhaft, weshalb Israel vor dem IGH wegen der terrorabweisenden Sperranlage mit einem Gutachten belegt wurde, während Hamas dort in Den Haag nicht der Rede wert ist. Wahrscheinlich weil man weiß, dass Israel durch internationale Verträge in die Weltgemeinschaft eingebunden ist, während Hamas und der ganze verdammte Rest der Pariah ist, den man sowieso nicht belangen kann.

           

          Und dass der Mossad hinter der Entführung und Ermordung der drei Jugendlichen steckt, können Sie natürlich auch belegen? Wahrscheinlich zuviel "Protokolle der Weisen von Zion" gelesen.

          • @Senckbley:

            weshalb der IGH nix zu hamas sagt?

            nun: über anträge, die nicht gestellt werden, kann nicht entschieden werden.

            Israel könnte ja dem Rom-statut... könnte es. wenn es nicht sog. gute gründe hätte, sich dessen jurisdiktion lieber nicht unterwerfen zu wollen.

             

            und was das einhalten von waffenstillständen angeht - da ist Israel ja leuchtendes vorbild, wa.

  • Israelsverbrechen geht so weit, dass die israelische Soldaten und Siedler ein auf dem Boden liegendes Mädchen mit mehreren Kugeln ermorden, oder ein Baby in der Brust erschießen, oder anderem Baby den Kopf weg bombt, ...

    Wer hier schweigt und weg schaut ist ein Mittäter, die Liste solcher Taten ist ewig.

    Die Lösung ist doch ganz einfach: Israel soll die besetzten Gebiete räumen, wie es auch von der Ganzen Welt und UN-Resolutionen 338 und 224 verlangt wird, dann muss Israel keine Palästinenser töten, und es gibt keinen palästinensischen Wiederstan gegenIsrael mehr, aber ein Vambir kann offensichtlich nicht ohne Blut leben. Israel testet und expermintiert auf Kosten von Menschenleben, und das will iSRAEL LEIDER NICHT ÄNDERN. Israelische Bewohner, die nach der deutschen Presse, in Gefahr und Angst leben, gehen in der Wahrheit zur Grenze an Gaza, und schauen sich bei einer Picknik die Bombardierung Gazas an, und freuen sich bei jeder Bombe. Israelische Kinder haben im Krieg gegen Gaza im Jahr 2008/2009 durften auf den Raketen (Grüße an die Kinder Gazas) schreiben, bevor sie abgefeuert wurden. So züchtet das arme Israel Kriegsverbrecher.

    TAZ: verberge die Wahrheit nicht, sie kommt so wie so mal raus, und und wie fühlt man sich dann, und in erster Linie, was sagt das Gewissen heute, bevor es zu spät ist?

  • Ein Fall für das Militärgericht. So wie dieser: http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/7856384.stm

     

    Von dieser "Hausdurchsuchung" haben Sie wahrscheinlich auch noch nichts gehört: http://de.wikipedia.org/wiki/Mord_an_Siedlerfamilie_in_Itamar

    • @Senckbley:

      Sie wollen doch nicht schon wieder flennen?

  • Heute wurde ich von der taz-Kommune verwarnt, verwarnt viell. deshalb, weil ich in letzter Zeit die Pro-Israel-Berichterstattung der taz (Frau Knaul etc.pp.) vielleicht zu oft angegriffen habe und überhaupt die Linie von Leuten wie BERNADO und SOHN GAZA und TOYAK YAKOT etc.pp vertrete - an Euch großen Respekt! Laßt Euch bitte nicht beirren - Unrecht bleibt Unrecht!!! lassen wir uns nicht den Mund verbieten.

  • Toyak Yakot: ich kann Ihnen nur zustimmen.

    Habe meine Familie und viele Freunde in Gaza (bin dort groß geworden), und ich weiß aus erster Hand, alle Bewohner Palästinas leiden eben in erster Linie unter der Politik Israels seit Jahrzehnten, und die meisten Bewohner Gazas leiden zusätlich unter der ungerechten Blockade, Israel ist der Besatzer und Unterdrücker, und die meisten Bewohner Gazas sehen in Hamas eine legitieme Wiederstandbewegung, die völkerrechtlich voll in Ordnung ist, und die einzige Organistation, die zur Zeit für ihr Recht kämpft, und ihnen das Gefühl vermittel Menschen zu sein. Viele werden noch mehr opfern für ihre Rechte, oder gabs jemals Freiheit ohne Verluste?

    Freie Presse wäre, Jornalisten aus Gaze berichten zu lassen, aber immer aus den Büros in Tel Aviv einenvon der Mossad vorbereitete Berichte vorzulesen oder schreiben ist nicht der richtige Weg.

    Frau Knaul: berichten Sie mit Gewissen, und denken Sie dabei an die Kinder, die Israel vor der Entstehung von Hamas oder Fatah ermordet hat (Bilder und Videos gibt es reichlich), und die Millionen vertriebene Palästineser seit 1948, oder schreiben Sie auch dann: Hamas ist dran schuld? Ich würden Ihnen aufgrund dieses Berichtes auch das zutrauen.

    Dazu ist noch zu sagen, dass Israel sich weder an UNO-Resolutionen noch an Abkommen mit wem auch immer hält.

    • @Sohn Gaza:

      „...die einzige Organistation, die zur Zeit für ihr Recht kämpft, und ihnen das Gefühl vermittel Menschen zu sein.“

       

      Das war schon die Parole der Muslimbrüderschaft, als sie gegründet wurde. Sagten doch die sechs Arbeiter, die eines Abends im März 1928, in der Geburtsnacht dieser Organisation, beim Gründer Al-Banna auftauchten: „Wir sind dieses Leben der Erniedrigung und Einschränkung leid. Wir sehen, dass die Araber und die Muslime kein Ansehen und keine Würde haben.“

      Seltsam nur – zu der Zeit gab es noch gar keinen jüdischen Staat. Aber Sie münzen in Ihrem Statement das uralte Brotherhood-Lamento um, damit es auf Israel passt. Wer fällt denn auf solche Tricks noch rein?

       

      Sie und Ihre Leute hätten in den 1920er Jahren besser nicht auf den Mufti von Jerusalem hören sollen, der Sie zum heiligen Krieg gegen die Juden aufstachelte. Sie hätten friedlich mit den Juden in einem völkerrechtlich anerkannten jüdischen Staat zusammenleben können, Sie hätten am Wohlstand, der dort geschaffen wurde teilhaben können, aber Ihre Leute haben sich anders entschieden. Flennen Sie dann aber bitte auch nicht rum, dass die Geschichte so hart zu Ihnen sei. Sehen Sie sich Ihre eigenen Fehler an, die ganze lange Kette, und gehen Sie gerne auch mal dahin zurück, wo diese Fehler ihren Anfang genommen haben. Vielleicht klappt es ja irgendwann noch mal.

       

      Am Israel chai!

      • @Senckbley:

        wer flennt hier eigentlich ständig rum? außer Ihnen?

         

        Israel hält Palästina besetzt. was so weit geht, dass angehörige der moralischsten armee der welt hausdurchsuchungen dazu nutzen, die leutz zu beklauen http://blog.yesh-din.org/en/?p=847

         

        wer besetzt, muß mit widerstand rechnen. so einfach ist das.

    • @Sohn Gaza:

      Stimmt alles.

      Aber wenn FRau Knaul so berichten würde, würde a) in der Taz nichts mehr vonihr veröffentlicht, und b) würde sie ihre Zulassung als Journalistin in Israel verlieren.

      So sieht es leider aus.

       

      Aber es gibt doch das Internet. Wäre es nicht möglich, das aus Gaza selbst im Internet berichtet wird? Mit Filmen, Bildern und Berichten?

      Oder ist das unmöglich, weil Israel dort das Internet kontrolliert?

  • Frau Knaul,

    können Sie mal ihre von der israelischen Regierung aufgesetzten Scheuchklappe absetzen und neutral berichten?

    Was heißt "Die Zivilisten im Gazastreifen leiden am meisten unter den Hamas-Attacken"

     

    Es ist die israelische Armee, die über 160 Menschen bis jetzt ermordet hat.

    Sie scheinen von der israelischen Propaganda vollständig vereinnahmt zu sein.

     

    Weshalb schildern Sie die Situation etwas nüchtern. Nicht die Raketenangriffe von Hamas ist der einzige Grund dafür, dass die israelische Mörderbande wiedermal Familien auslöscht. Die Blockade Gazastreifen währt seit Jahren, der tagtägliche Terrorisierung der Palästinenser durch die Israelische Besatzungsmacht geht weiter, die Diskriminierung der Palästinenser, deren Entrechtung geht ebenfalls weiter und da wollen Sie einen Schuldigen ausfindig gemacht haben, names Hamas?

     

    Die TAZ entwickelt sich immer mehr wie die Grünen selbst zum Mitläufer und zu einer Zeitung recht von WELT, wie die Grünen sich zu einer Partei recht von CSU/CDU entwickelt (Sicherheitsfragen, Aussagen von Herrn Özdemir).

     

    Ich wünschte mir, dass dieses heuchlerische Mitleidens-Theater der TAZ einfach aufgegeben wird. Die TAZ ist nicht in der Lage, einen palästinensischen Journalisten zu Wort kommen zu lassen, aber dafür beziehen wir uns auf die objektivsten Quelle der Welt, die Angaben der israelischen Armee (Kriegspartei).

     

    Hamas ist auch schuld an den 9 Morde, die in einem Cafe sanft verübt wurden, es versteht sich ja, Israelische Armee hat mal wieder ausversehen, Paar Palästinenser ermordet.

  • 2G
    2422 (Profil gelöscht)

    Sie behaupten Frau Knaul, das sich nirgends in der palästinensischen Bevölkerung die Forderung laut werde, endlich mit dem Beschuss von Israel aufzuhören. WOHER WISSEN SIE DAS SO GENAU??? Fahren Sie in die palästinensischen Gebiete und erkundigen sie sich, anstatt hier Propaganda zu verbreiten!

    • @2422 (Profil gelöscht):

      Aber auch hier wird gelten: "wes Brot ich eß, des Lied ich sing'". Mich persönlich würde mal sehr interessieren, nach welchen Kriterien in der taz solche Sorte Artikel geschrieben, ausgesucht und veröffentlicht werden. Und was genau der Grund ist, daß die Gegenseite, so wenig Gewicht hat, daß man nicht viel, schon gar nichts Positives, über die, die so sehr zu leiden haben, zu lesen bekommt!!

    • @2422 (Profil gelöscht):

      Frau Knaul,

      darf leider von Tel Aviv oder Jerusalem aus berichten und zieht sich davor mal die objektiven Berichterstattungen der israelischen Medien rein, daraus ergibt sich die perfekte Mischung, die dann einen/eine zu solch einem Artikel befähigt.

      Gut oder?

      • @Toyak Yakot:

        Aber n o c h schlimmer finde ich, daß Frau Knaul für ihre Sichtweise von der taz soo viel Platz erhält... Dagegen Berichte aus Sicht der Betroffenen, der Palästinenser: Mangelware.

         

        W I E S O ?

        Es ist einfach zum Heulen.

        • @MOTZARELLA:

          Es ist nicht zum Heulen, weiter Mitforist.

          Wenn man überlegt, welchen Angriffen Herr Gras nach seiner Meinungsäußerung ausgesetzt war, kann man zwar verstehen, weshalb eine objektive Berichterstattung nicht erfolgen kann. Dies müsste man aber dann auch öffentlich zugeben, statt hier der Würde des Berufes Journalismus in krasser Weise widersprechende Art und Weise Artikel verfasst und diese als Wahrheit verkauft, damit die Menschen hierauf basierend ihre Meinung bilden.

  • Jetzt, in einer Kriegs-Situation, werden Menschen In Gaza sicher nicht

    von der Hamas verlangen, mit dem Raketen-Beschuss aufzuhören.

    Denn den Menschen ist schon klar, das selbst dann, wenn die Hamas

    den Beschuss Israels beendet, Israel mit der Bombardierung Gazas

    nicht aufhören wird.

    Aber es stimmt: es gibt durch die komplette Abschottung für die Menschen

    in Gaza keine Perspektive, und deshalb auch keine Perspektive ohne Hamas.

    Die neue palästinensische Einheitsregierung hatte WAhlen geplant, auch

    in Gaza. Diese Wahlen sind mit der vermutlich erfolgreichen Zerstörung

    der Einheitsregierung durch Israel leider hinfällig.

  • Frau Knaul

     

    ich hoffe sehr, dass Sie nicht glauben was Sie da schreiben.