Kommentar Beatrix' Abdankung: Monarchie und Alltag
Selbst linke und liberale Medien vergießen Tränen ob des Abschieds der „guten Königin“. Aber, hallo: Monarchie und Demokratie bleiben Gegensätze.
D a war sie wieder: Beatrix, die Anwältin von Offenheit und Toleranz, multikultureller Gesellschaft und dem vereinten Europa. Von all diesen Werten sprach die scheidende Monarchin am Vorabend ihrer Abdankung. Ein letztes Mal rief sie zum Zusammenhalt der Gesellschaft auf, die sich in ihrer Amtszeit just über obige Fragen zerfleischte.
Nun ist es mit abtretenden Monarchinnen ein wenig wie mit den Toten: Beinahe niemand mag noch etwas Schlechtes über sie sagen. Die gefühlduselig - wohlwollenden Rezensionen von Beatrix’ Schwanengesang in den niederländischen Medien haben aber noch einen anderen Grund: Die wiederholten Auftritte als Mahnerin zu Verständigung und Dialog bringen ihr nicht erst seit gestern auch die Zuneigung liberaler und linker Kreise.
Die Frage muss sich stellen: War diese Monarchin am Ende gar eine moderne Version des „guten Königs“? Schliesslich nannte sie „nicht Macht oder erblichen Einfluss, sondern der Gemeinschaft dienen“ als Ziel zeitgenössischer Regentschaft, die zudem den Respekt für die Demokratie zu fördern habe.
berichtet für die taz aus den Niederlanden.
An dieser Stelle irrt Beatrix. Ihre Werte in Ehren, doch Monarchie und Demokratie, Untertanen und Bürger, dies sind auch 2013 noch fundamentale Gegensätze, die keine noch so „gute Königin“ aufzulösen vermag. Diese Erkenntnis umzusetzen wird die Aufgabe der niederländischen Politik, wenn mit dem Thronwechsel auch der Charakter der Monarchie neu definiert wird.
Ein erster Schritt ist der Plan, das nicht gewählte Staatsoberhaupt solle nicht länger Teil der Regierung sein. Eine Parlamentsmehrheit dafür exisitert bereits. Irgendwann, wenn der Krönungshype abgeklungen ist, wird sie sich zu Wort melden – das ist so sicher wie der Kater nach dem Koninginnedag.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Anschlag von Magdeburg
Aus günstigem Anlass
Analyse der US-Wahl
Illiberalismus zeigt sein autoritäres Gesicht
Mindestlohn feiert 10-jähriges Jubiläum
Deutschland doch nicht untergegangen
Biden hebt 37 Todesurteile auf
In Haftstrafen umgewandelt
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars