Kommentar Banker-Boni: Wieder ein gutes Jahr!
Erstaunlich, dass die Aktionäre dem nicht widersprechen. Vielleicht sind sie ja auch mit der Hälfte des Profits zufrieden. Ihr Problem?
D er Grad der Unverfrorenheit ist erstaunlich. Im Jahr zwei der Finanzkrise zahlen sich US-Bankmanager wieder Rekordsummen aus. Die Gehälter und Boni der 23 größten Finanzinstitute steigen 2009 auf rund 140 Milliarden Dollar, schätzt das Wallstreet Journal. Nicht schlecht. Waren sich die G-20-Regierung doch einig, dass zu hohe Bezahlungen eine Ursache der Krise darstellten. Nun zeigt sich: Die alten Mechanismen sind weiterhin intakt.
Goldman Sachs beispielsweise zahlt jedem seiner 29.400 Mitarbeiter 743.000 Dollar. Wohlgemerkt: Das ist der Durchschnitt. Die Chefs und wichtigen Händler erhalten Millionenbeträge - ein-, zwei- oder auch dreistellig. Goldman schüttet damit die Hälfte seines Gewinns an die Angestellten aus. Das ist mal eine Mitarbeiterbeteiligung, die sich lohnt!
Erstaunlich, dass die Aktionäre dem nicht widersprechen. Vielleicht sind sie ja auch mit der Hälfte des Profits zufrieden. Ihr Problem? Nicht nur. Denn für die Aussicht, schnell so viel Geld zu verdienen, sind manche Menschen bereit, ein sehr hohes Risiko einzugehen. Und ebendieses Risiko ist gefährlich für die gesamte Gesellschaft. Manche gewinnträchtigen Geschäfte - etwa der Verkauf verpackter Immobilienkredite - können ganze Staaten in den Bankrott reißen.
Hannes Koch ist taz-Autor.
Um sich selbst zu schützen, haben die Regierungen der USA, Frankreichs, Deutschlands und anderer Staaten strengere Regeln für die Finanzmärkte beschlossen. Noch können sich Obama, Sarkozy und Merkel mit der Entschuldigung herausreden, die praktische Umsetzung brauche ihre Zeit. Wenn die Gehälter und Boni 2010 und 2011 jedoch eine ähnliche Höhe erreichen wie dieses Jahr, wissen wir: Die Politiker haben sich nicht durchgesetzt, der Versuch der politischen Regulierung ist gescheitert.
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