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Kommentar BahnstreikBahnstreik mit erfreulichen Folgen

Kommentar von Annette Jensen

Der angekündigte Streik der Lokführergesellschaft verspricht Chaos auf den Schienen. Und im Betrieb: gibt Mehdorn nach, ist die Einheitsfront in Gefahr. Und die Bahnreform obendrein.

Lange kann Bahnboss Hartmut Mehdorn den Streik der Lokführer nicht durchhalten. Wenn die Männer und Frauen im Führerstand am Freitag zu Hause bleiben, wird auf den Schienen Chaos herrschen. Zwar hat die Bahn einen Notfallplan erarbeitet und will Mitarbeiter einsetzen, die verbeamtet oder in Gewerkschaften organisiert sind, die nicht streiken wollen. Einen normalen Schienenverkehr kann sie damit nicht aufrechterhalten. Immense Einnahmeausfälle sind also absehbar: Wer kann, nimmt das Auto oder bleibt zu Hause, der Rest hat gute Chancen als Schwarzfahrer; schließlich sind auch viele Zugbegleiter in der Lokführergewerkschaft GDL organisiert.

Gibt Mehdorn den Forderungen der Streikenden auch nur teilweise nach, wird sein Problem jedoch nicht kleiner. Denn damit verprellt er sein übriges Personal, das er im Sommer mit einem relativ üppigen Tarifabschluss ruhig gestellt hatte. Viele Bahnbeschäftigte sind mit den Privatisierungsplänen ihres Chefs gar nicht einverstanden. Doch bisher ist es Norbert Hansen, Chef der größten Bahnergewerkschaft, Transnet, gelungen, Mehdorn von dieser Seite aus den Rücken freizuhalten. Zusammen mit dem SPD-Verkehrsminister Tiefensee streiten beide dafür, dass die DB den Zugriff auf die Schienen und damit ihr Quasimonopol behält. Das finden auch die DB-Beschäftigten gut.

Räumt Mehdorn den Lokführern nun aber höhere Löhne ein, bricht die Einheitsfront im Betrieb zusammen. Denn der Vertrag mit Transnet enthält eine Revisionsklausel: Schließt die DB mit einer anderen Organisation einen höheren Tarifvertrag ab, ist auch die Regelung vom Sommer hinfällig. Höhere Löhne für alle aber würden dem DB-Chef die mühsam aufgehübschte Bilanz verhageln, die er für seinen Börsengang braucht. Und bei den Kunden zum dritten Mal in einem Jahr abzukassieren, verbietet sich aus betriebswirtschaftlichen Gründen.

Der Streik könnte also entscheidend dafür werden, dass die Bahnreform doch noch kippt. Damit bekämen auch die Konkurrenten der Deutschen Bahn wieder eine Chance. Das wollen die Lokführer zwar bestimmt nicht erreichen, für die Kunden aber wäre es eine erfreuliche Streikfolge.

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