piwik no script img

Kommentar BND-AffäreGabriel sieht rot

Martin Kaul
Kommentar von Martin Kaul

Die BND-Affäre ist ein Gewinnerthema für die Sozialdemokraten. Und SPD-Chef Sigmar Gabriel nutzt das weidlich aus.

Bester Laune: Sigmar Gabriel vor seiner Lieblingsfarbe. Bild: dpa

E indeutiger hätte das Manöver kaum ausfallen können, dass Sigmar Gabriel in der BND-Affäre mit seiner Äußerung im Hinblick auf die Rolle Angela Merkels eröffnete. In detailversessener Wortakribie hat der SPD-Chef gleich dreierlei vollbracht. Indem er eine Falltür für Angela Merkel eingebaut hat, hat er den Fokus in der Affäre klar auf die Kanzlerin verschoben. Dabei hat er sie zwar nicht vorverurteilt, aber klargemacht: Die BND-Affäre ist Sache der CDU. Gabriel sieht Perspektiven für sein Rot: Die BND-Affäre ist ein Gewinnerthema.

Eine angeschlagene Kanzlerin, die in der Affäre um mögliche Wirtschaftsspionage die Interessen von Unternehmen auf die leichte Schulter nahm – das könnte die Chancen eines SPD-Kanzlerkandidaten im nächsten Wahlkampf leicht verbessern. Weil Gabriels Manöver jedoch so durchsichtig war, keift die Union zurück. Dort heißt es wagemutig, in der Edathy-Affäre sei man doch auch rücksichtsvoll mit der SPD-Spitze umgegangen. Das riecht nach einem Koalitionskrieg genau zur richtigen Zeit.

Die SPD muss sich entscheiden: Will sie nur mit rhetorischen Manövern ihren Teil zur Aufklärung der BND-Affäre beitragen und daraus Profit schlagen? Oder riskiert sie einen substanziellen Krach, weil es die Sache wert ist? Die Möglichkeit hat sie: Sie sollte dem ansonsten aussichtslosen Antrag der Opposition im NSA-Untersuchungsausschuss zustimmen, noch an diesem Freitag in einer Sondersitzung Innenminister Thomas de Maizière (CDU) und Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) zu befragen sowie in der kommenden Woche die Exkanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) und – Achtung! – Frank-Walter Steinmeier (SPD).

Gefragt ist die umfassende Aufklärung der Affäre. Dann und erst dann darf sich auch die SPD in einem zukünftigen Wahlkampf selbst auf die Schulter klopfen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Martin Kaul
Reporter
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Ich glaube nicht, daß man sich so einfach herauslügen kann. Immerhin, für Abwechslung ist gesorgt.

  • Sind da nich auch SPD-Größen drin verstrickt? Wie ist es zum Beispiel mit dem Namen Steinmeier? Nein. Die SPD leistet auf dem GEbiet auch so herzlich wenig wie CDU und CSU. ;-)