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Kommentar AutolobbySakrosankte Branche

Kommentar von Richard Rother

An der Pkw-Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung hat die Autolobby direkt mitgeschrieben – und getrickst. Zu befürchten hat sie deswegen nichts.

Zwar nicht als Autokanzlerin bekannt, aber dennoch lieb zur Industrie: Merkel neben Porsche. Bild: dpa

I n der Sache ist es banal: Wer ein bisschen in Physik und Mathe aufgepasst hat, weiß, dass ein mehr als zwei Tonnen schweres Luxusauto seinen Fahrer schwerlich energieeffizienter transportieren kann als ein moderner Kleinwagen, der nicht einmal die Hälfte wiegt. Dafür braucht man keine Pkw-Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung, die den Käufern von Neuwagen zeigt, wie effizient ein Fahrzeug ist – ähnlich wie bei Kühlschränken und Waschmaschinen.

Damit den Kaufinteressenten von Protzautos, von teurer Werbung euphorisiert, aber nicht sofort die Schamesröte ins Gesicht steigt, wird in der Verordnung getrickst – und daran hatte die Autolobby direkten Anteil. Die Branche ist in Deutschland so sakrosankt, dass sie ihre Gesetze selber schreiben darf.

Der Trick in der Verordnung: Betrachtet wird nicht, wie viel Kraftstoff nötig ist, um eine oder mehrere Personen zu befördern, sondern das Gesamtgewicht des Fahrzeugs wird einbezogen. Und schwuppdiwupp kann ein Straßenpanzer mit ausgereifter Motortechnik effizienter sein als ein schröddeliger Kleinstwagen. Das ist natürlich Volksverdummung, aber die Käufer der dicken Wagen wollen es so, damit sich das schlechte Gewissen besser verdrängen lässt. Und für das Image der Branche wäre es auch nicht gut, böte sie ineffiziente Fahrzeuge feil.

Aber die Branche, die ihre Premiumwagen in alle Welt verkauft und so Hunderttausende Arbeitsplätze sichert, hat in Deutschland nichts zu fürchten: Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat bei der Verordnung getrickst, und auch ein SPD-Autokanzler hätte wohl nichts getan, was die mächtigen Konzerne nicht wollen. Dass deren Lobbyverband direkt involviert war, wie jetzt herauskommt, ist zwar dreist, aber letztlich nur peinlich. Es wäre sicher nicht nötig gewesen.

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Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.
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1 Kommentar

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  • G
    gast

    es ist zum verzweifeln - warum schreiben über wirtschaft eigentlich nur leute, die noch nie in der situation waren, ein produkt im wettbewerb mit anderen produkten zu verkaufen und damit ihren lebensunterhalt auch unter eingehung eigenen unternehmerischen risikos zu verdienen?

     

    allein die naivität dieses artikels, geschrieben von einem politologen mit hörsaal-redaktionssaal biografie. es ist zum haareraufen

     

    die "autolobby" sorgt unter anderem zum großen teil dafür, dass es ihnen und dem rest der deutschen so gut geht.

    dass sich dieses land ein weltweit unerreichtes sozialsystem mit umverteilung von den leistungsträgern zu den solidaritätseinforderern leisten kann. (90% der dierekten steurn von 10% der steuerzahhler)

    Dass taz redakteure mit minigehältern ohne primäre und sekundäre wertschöpfung eine weltklasse gesundheitsbetreuung bekommen, deren gegenwert sie mit ihren gehältern und ihrer wertschöpfung nie und nimmer in den topf einzahlen.

    dass sich ein land mit einem minimalen anteil der weltweiten emissionen eine wohlfühl energiewende leisten kann, deren auswirkungen global keiner wahrnehmen wird.

     

    usw. usw.

     

    its the economy stupid - und die werden wir bitteschön hegen und pflegen, denn von uns gegenseitig haareschneiden oder taz-artikel schreiben werden wir unseren wohlstand nicht halten

     

    und nur weil die franzosen und italiener keine großen karren hinbekommen, die auch jemand kaufen will wäre es ziemlich dämlich sich bei der eigenen industrie ins eigene knie schiessen zu lassen

     

    als mündiger käufer brauche ich keinen energienachweis und schon gar nicht von irgendwelchen öko oder eu bürokraten. ich weis was die karre frisst und treffe eine bewusste entscheidung, bei der ich mich auch nicht bevormunden lasse.