Kommentar Aussage von James Comey: Hoffen auf mehr Stoff
Sitzungen wurden verschoben, Public Viewings angesetzt. Weite Teile Amerikas hängen an Comeys Lippen. Er erfüllt die Erwartungen.
W ie weit haben sich die politischen Parameter in den Vereinigten Staaten in diesem knappen halben Jahr der Ära Trump schon verschoben?
Da sitzt der gerade geschasste FBI-Direktor James Comey vor einem Kongressausschuss, er legt Zeugnis ab über seine Gespräche mit Präsident Donald Trump zu den Russland-Verstrickungen. Es ist jener geschasste FBI-Direktor, der die Niederlage von Hillary Clinton bei den Präsidentschaftswahlen durch Aussagen zu ihrem E-Mail-Account zumindest nicht verhindert hat, um das ganz vorsichtig zu sagen. Und jetzt? Da hängen weite Teile der Öffentlichkeit Amerikas und nicht zuletzt Europas an Comeys Lippen und saugen begierig jede Aussage über Trumps Lügen, Erpressungen und Drohungen auf, als ob es Sauerstoff sei.
Sitzungen wurden verschoben, Public Viewings angesetzt, jedes große Medium war am Donnerstag 10 Uhr Ortszeit mit Livestream oder Live-Blog am Start. Die Aussage Comeys war ein Muss auf der Agenda insbesondere derjenigen, die jeden Tag wünschen, hoffen und vielleicht auch dafür kämpfen, dass dieser Präsident früher als in vier Jahren einmal Vergangenheit sein könnte. Comey erfüllt die Erwartungen. Er bezichtigt den amtierenden Präsidenten der Lüge, Trump habe über die Gründe für Comeys Entlassung die Unwahrheit gesagt. „Es ist Lüge, reine Lüge.“ Wieder und wieder vermittelt der ehemalige FBI-Chef, wie man es aufzufassen habe, wenn der Präsident im Oval Office die Hoffnung ausdrückt, dass eine gewisse Ermittlung fallen gelassen werden solle.
Und während die republikanischen Senatoren Comey verbal in die Ecke zu treiben versuchen, gieren die Demokraten nach mehr Stoff aus dem Hause Trump. Es ist, als ob die Demokratischen Staaten von Amerika kurz vor dem Erstickungstod stünden.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alleingang des Finanzministers
Lindner will Bürgergeld kürzen
Putins Brics-Gipfel in Kasan
Club der falschen Freunde
Deutsche Asylpolitik
Die Hölle der anderen
Kritik an Initiative Finanzielle Bildung
Ministeriumsattacke auf Attac
Linke in Berlin
Parteiaustritte nach Antisemitismus-Streit
Investitionsbonus für Unternehmen
Das habecksche Gießkannenprinzip