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Kommentar Arme FamilienSingen, basteln und vorlesen

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Die Familienpolitik der Regierung stimmt, nur die Menschen sind zu blöd: Ministerin Kristina Schröder offenbart ihre Erziehungsdefizite.

Geht doch ganz einfach. Franzi van Almsick macht's vor Bild: dpa

Z ynischer kann man wohl nicht sein: Wenn Eltern ihren Kindern jeden Tag etwas vorlesen, vorsingen oder mit ihnen basteln, dann sind „die negativen Effekte von familiärem ökonomischem Druck auf die Kinder wissenschaftlich nicht feststellbar“. Rums. Genau so sagte das Familienministerin Kristina Schröder am Donnerstag bei der Vorstellung der Evaluation sämtlicher familienpolitischer Leistungen.

Zugespitzt formuliert läse sich dieser Satz auch so: Wenn ein Kind nicht mit zur Kita-Fahrt kann, weil die Eltern das nicht bezahlen können, dann singen sie ihrem Sprössling einfach ein Seemannslied vor – und schon fühlt es sich wie am Meer.

Nun ist unbestritten, dass Vorlesen und Spielen zum kindlichen Wohlbefinden beitragen. Auch, dass das die Folgen von Armut lindern kann. Aber bekämpfen kann elterliche Fürsorge – die wohlgemerkt selbstverständlich sein sollte – materielle Not wohl kaum.

Bild: privat
Simone Schmollack

ist Redakteurin im Inlandsressort der taz und verantwortlich für Genderthemen.

Das schaffen Eltern nur mit ordentlich bezahlter Erwerbsarbeit. Dort, wo es die nicht gibt, springt der Staat ein: Hartz IV, Wohngeld, Unterhaltsvorschuss.

Lügt die OECD?

Über 150 sogenannte familienpolitische Leistungen gibt es in Deutschland, die lässt sich der Staat jedes Jahr 200 Milliarden Euro kosten. So viel Geld gibt kein anderes Land in Europa für seine Familien aus. Aber weil diese Summe trotzdem nicht in jedem Fall dazu beiträgt, dass Familien ein gutes Leben haben, dass mehr Kinder geboren werden und Mütter die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben wie Männer, lohnt ein genauerer Blick in den Fördertopf. Doch die jetzt vorgelegten Ergebnisse lassen einen verwundert die Augen reiben: Alles prima mit der Familienpolitik. Kindergeld, Vätermonate, Elterngeld, Ehegattensplitting – alles „erfolgreich“.

Lügen all die Experten, darunter jene von der OECD, die festgestellt haben, dass es weniger die monetären Leistungen sind, die Familien brauchen, sondern vor allem eine gute Infrastruktur, ordentliche Schulen und flexible Arbeitgeber? Haben Eltern merkwürdige Wünsche, wenn sie lieber den Kitaplatz nehmen als das Betreuungsgeld?

Und dann dieses Gerede von der „Wahlfreiheit“. Die Union wolle den Menschen nicht vorschreiben, wie sie zu leben haben. Das würden die, mal ganz nebenbei, auch gar nicht mit sich machen lassen. Aber sie sind es leid zu hören, dass die Politik stimmt, die Menschen das nur noch nicht richtig verstanden haben.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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23 Kommentare

 / 
  • T
    Tazitus

    Die taz ist echt in den 70ern stehen geblieben, der Artikel hätte vom Grundton auch in der AStA-Zeitschrift der Uni Göttingen irgendwann in den späten 70ern erscheinen können. Schon schlimm, wie die taz vom Zeitgeist abgehängt worden ist - und noch schlimmer, dass die taz ernsthaft zu denken scheint, sie wüsste, was der Zeitgeist ist. Es macht mich doch etwas traurig zu sehen, wie bei der taz nur noch Stillstand und Verknöcherung zu herrschen scheinen. Peinlich.

  • L
    Lisa

    Liebe kinderlose ältliche Frauen, verschont uns mit eurer Vorstellung von Familienpolitik. Sucht euch doch andere Themenfelder, immerhin wollt ihr doch vom weiblichen Klischee weg.

     

    Sehr geehrte Frau Schmollack, wie wärs mit Wirtschaftspolitik?

     

    Überlasst doch bitte den jungen Eltern die Familienpolitik.

  • A
    Alex

    Derzeit sind 88 % der Männer und Frauen in Deutschland verheiratet und nutzen das Ehegattensplitting. Wie man angesichts dieser Zahlen dazu kommen kann, dass die Ehe ein Auslaufmodell ist, ist mir nicht verständlich.

     

    Ganz nebenbei gibt es auch zahlreiche Beispiele wo der Mann Zuhause bleibt und die Frau das Geld verdient.

  • A
    anonyma

    Da ihr die Frage auftritt wozu Klassenfahrten nutzen:

     

    Sie nutzen gerade bei Kinder aus ärmern Verhältnissen:

     

    Mal einen anderen Input - sprich die Erkennnis zu erleben:

    So kann ich mein Leben auch gestalten.

     

    "Wenn man so liest was da ab geht?" Wie waren denn eure?

     

    Ich kann mich an keine erinnern, an der 'Migrantenkind' oder Kinder aus soial Schwachen Familien gefehlt hat.

     

    Frag ich mich allerdings warum das früher ging und heute nich mehr möglich ist?

     

    Was passiert denn heute, wenn ein Knirps nach Hause kommt und erzählt:

    "Wir machen eine Fahrt nach xy oder wir dürfen in ein Schullandheim, aber der/die xy aus meiner Klasse war traurig, denn er/sie hat gesagt er/sie kann wahrscheinlich nicht mitkommen - aber er/sie soll doch auch mit immerhin fahren wir doch als Klasse und die/der xy gehört doch auch zu meiner Klasse, dass ist doch doof ohne ihn/sie"

     

    Irgendwie scheinen das Eltern/Lehrer/zuständige_Behörden ermöglicht zu haben...

     

    mag einen als Kind wahrscheinlich ziemlich Wurst sein wieviel Kohle die Eltern seines Freunde zu haben Hauptsache ist jedman mit dem was kann, wenn es noch was ist womit seine Eltern ein bißchen schockt und so besser.

     

    Jetzt aber mal wirklich was sollen, denn das für Menschen werden im Alltag die egal was sie machen zu allem und jeden "Jawohl Mama/Papa" - Kinder die zu allem Ja und Armen sagen und nicht Mal auf die Idee kommen gegen Irgendwas zu rebellieren nennt auch Duckmäuser - mag sein dass man so besser durch Leben kommt aber ob man sowas als Leben bezeichnen kann steht sicher auf einem anderen Blatt.

     

    Wo wären wir denn ohne die Träumer, Auflehner, Visionäre und Verrückten?

     

    Hat mich ein bißchen sehr ärgert von der Grünenbasis auf Nachfrage des öfter zu hören das soziale Veränderung für unrealistist gehalten wird im Vielfältigen Roten_Basis_Lager wobei bei so manchen SPDler hätte gern noch gefragt sagen Sie mal was macht denn ihre Partei eigentlich noch außer Selbstzweck sein?

     

    Interesse für Poltik und ein Gefühl für eine sinnhafte Lebensgestaltung enwickelt man durch positive Einflüsse sei als Kind oder Erwachsener...

     

    Ich kann mich durchaus an solche Kindpoltikgespräche ala

    "die Umweltretten ist doch wichtiger!"

    "Ist schon wichtig, aber wenn wir bloß versuchen die Umwelt zu retten frag ich mich wozu wenn wir nichts für die Menschen tun und wie willst Du Leute dazu bewegen was für die Umwelt zu machen, wenn sich das keiner leisten kann?"

     

    Ist uns bestimmt während einer Klassenfahrt gekommen

    Auf der wir alle waren und nebenbei den Geist den irgendwer mit eine schwarzen Messe nur deshalb gerufen damit keiner mehr Schlafen kann weil eine Mitschülerin Osteuropa voller Angst und Schrecken bei uns im Zimmer saß und ein "so was wie Geister gibt doch gar nicht" nicht wirklich geholfen hat. usw.. (Anmerkung Nein es hat auch der Zuspruch anderer

    osteuropäischer Mitschüler, dass es keine Geister gibt nicht geholfen)

     

    Wo sämtliche Aufsicht war keine Ahnung - die sind wahrscheinlich brav und um ein gutes Vorbild zu sein wirklich um zehn ins Bett gegangen haben tief und fest geschlafen sich eben an die Hausordnung gehalten.

  • I
    Irmi

    Diese Klassenfahrten sollen abgeschafft werden, wofür sind die denn überhaupt gut. Man liest ja, was da so abläuft.

     

    Oder, wenn diese unnötigen Klassenfahrten Pflicht sind, wo Eltern von Niedriglohn oder Hartz IV leben, unbürokratisch vom Amt gezahlt werden mit Gehaltsnachweis, ohne tausend Seiten Antragsformular ausfüllen zu müssen. So bekommt auch kaum jemand mit, wer finanziell nicht so doll gepolstert ist. Kinder zahlungskräftiger Eltern zahlen natürlich.

  • A
    Anita

    Ich sag mir jeden Monat: Wenn ein Hartzi mit sowenig Knete auskommt, kann ich das auch und den Rest spar ich.

    Pustekuchen.

    Ich schaffe es nie.

    Egal wie sehr ich mich anstrenge.

     

    Kinder sind schweineteuer und das Kindergeld reicht vorn und hinten nicht. Naja, wenn ich die tägliche Ration Obst weg lass und jeden Tag nur noch Pfannkuchen zum Essen mach...

     

    Wenn da also jemand ist, der jeden Cent 5mal umdrehen muss, nicht weiß, ob er morgen seine Miete zahlen kann, kann der wirklich entspannt nach seinen Kindern kucken?

     

    Kann jemand, der von Zukunftsängsten zerfressen ist, sich adäquat um seine Kinder kümmern?

     

    Kann jemand, der selber unglücklich ist, glückliche Kinder groß ziehen?

     

    Heutzutage stehen viele Frauen immer noch vor der Entscheidung: berufliche & materielle Sicherheit oder Kinder. Also zumindest die, die nicht nach der Ausbildung sofort in Zeitverträgen gelandet sind.

    Gehe ich das Risiko ein und verlasse mich darauf, dass mein Partner ab sofort für mich sorgt, weil ich nach der Babypause nur noch bei Aldi an der Kasse sitze?

     

    Und die "Familien"Politik der Dame Schröder hilft unglaublich. 150 Euro im Monat, wow! Wenn ich arbeiten geh, hab ich das 10fache.

  • C
    chris

    @Marl

     

    "Versagen der Politik" - kann ich echt nicht mehr hören, wenn es um die Familien geht.

     

    Ich habe so viele gesehen, die durch kostenlose Angebote vieler Art gerade beim Alltagsfördern ihrer Kinder leider völlig versagten, weil sie an manchen Tagen nicht einmal das Wort an ihre Kinder richteten.

     

    Diese Form der Förderung kann keine Politik ermöglichen oder Verhindern. Das kann man nur im Kleinen vor Ort Eltern-Kind.

     

    Mit seinem Kind bzw. seinen Kindern zu sprechen, statt sie aprachlich und emotional dem Fernseher mit dem Satz "Der Staat soll mal was für die Kinder tun"

    zu überlassen, ist zu billig und trifft es auch nicht.

     

    Der Staat wird unsere Kinder nicht erziehen, er wird bei Sprachförderung wenig reißen können, was vorab nicht gelebt wurde, er wird auch keine Umgangsformen oder sonstige soziale Werte vermitteln können und auch den Wert von Bildung kann er nicht vermitteln.

     

    Schade für die Kinder.

     

    Aber schon klar, es gibt viele Menschen, die in diesem Bereich ihr Geld verdienen und der Wegfall dieser ständig nachwachsenden Klientel würde schmerzen.

     

    So bleibt es beim seit einigen Jahren von bestimmten Gruppen wiederholten: "die Politik hat versagt" auch wenn es nur eine Nebelkerze ist...

  • SS
    Susi Sorglos

    Sie wollen doch eigentlich nur Kinder von Besserverdienenden - also lege ich die Verantwortung für die nächste Generation in genau deren Hände und bleibe sorg- und kinderlos. Kein Streß mit maroden Schulen, diktatorischen Jugendämtern und vor allen Dingen: viel geringere Erpreßbarkeit durch Arbeit"geber" und ihre staatlichen Dienstleister. In dieser Hinsicht bin ich knallhart neoliberal: Kinder sind ein negatives Investment, von dem wiederum nur die üblichen Verdächtigigen profitieren; ich hätte Streß und Kosten, sie die gewünschten billigen Leiharbeiter und verschuldeten Konsumzombies.

     

    Übrigens ist die eigene Kinderlosigkeit ein hochgradig soziales Opfer, weil diese Ungeborenen durch ihre Nichtexistenz nie mit den Lebenden um die verschwindenden Ressourcen konkurrieren werden und dadurch deren Chancen auf ein würdiges Dasein vergrößern...

  • SG
    Schmidt Georg

    Klassenfahrten werden bei H4 Kindern voll übernommen-alle H 4 Kinder bekommen Zuschüsse für Schulmaterial von c 100€ im Jahr, was ist denn das für ein Schmarrn-ich knapp über der H4 Grenze muss buckeln und sparen! was ist das für ein Gejammer-angeblcih gibt der Staat pro Jahr und Kind 250.000€ aus, wenn er das Geld mir direkt auf die Hand geben würde, wären meine Kinder erstklassig versorgt und hätten Privatlehrer, das meiste der Kohle geht für Schnickschnack und Verwaltung drauf, dabei wird der Service immer mehr eingeschränkt-die Schwimmtauglichkeitsuntersuchung, sonst vom X Arzt ausgeührt , fällt weg, die Eltern müssen bestätigen, dass ihr Kind tauglcih ist, mag nur ein kleines Teil sein, zeigt aber, dass die Sparschraube angedreht wird, ist wie immer, oben wird geprasst unten gespart !

  • B
    bahn

    Stimme nicht nur chtis sondern auch Ursachr und Wirkung voll und ganz zu.

  • H
    Helga

    Täusche ich mich oder hat Frau Schmollack den gleichen Artikel schon geschätzte 612.918 mal in der taz veröffentlicht?

  • B
    bahn

    Stimme chris voll zu.

     

    @derSchreiber: Im Gegensatz zu Ihnen bin ich nicht mehr Ende 20 und will nicht erst Kinder, sondern habe sie schon. Ich will mal stark in Zweifel ziehen, ob Sie beurteilen können, wie "beschissen" eine familienpolitische Idee ist.

     

    Bevor man Kinder hat, sieht man die Sache so einfach wie Sie: Kindergartenplatz in Vollzeit und alles ist gut. Später wird klar: Vorlesen müssen Sie ihren Kindern schon selber. Vorlesen fördert ja nicht nur die Sprachentwicklung, sondern auch die Bindung zwischen Eltern und Kind und die kann keine Erzieherin und keine Staatsknete für Sie aufbauen oder stärken. Und wenn das Kind krank wird, braucht es Ihre Zeit oder die Ihrer Frau. Und glauben Sie mir, sobald es in der Krippe oder Kita ist, macht es erstmal alle möglichen Infekte durch. Ihr Kind wird also vor allem Ihre Zeit brauchen, da kommen Sie nicht drumrum. Und - oh Schreck - es braucht nicht nur Zeit, sondern auch Stabilität und Verlässlichkeit von den Eltern - da kann der Staat auch nicht helfen, auch das müssen die Eltern selber geben. Die Kita-Fahrt (so ein Quatsch) ist echt das kleinste Problem.

  • P
    P.Haller

    @Andreas Urstadt

    "Klassenfahrten sind fuer arme Kinder sowieso nicht unbedingt Erholung, es kommt nur zu deutlich raus, wer die vermoegenderen Eltern hat, es zeigt sich da an allerhand"

     

    Das ist ja mal wieder eine hammermässige Argumentation !

    Solln die halt zu Hause bleiben, damit ihnen das Elend der niederen Geburt nicht so bewusst wird ! Dann machen wir das auch bei allen anderen so (kein H4ler in die Oper oder ins Kino, gell) und schon haben wir keine Probleme mehr mit den blöden Unterschichtlern !

    Nur, wo tun wir die bloss hin ??

    Hammse da evtl. auch so einen guten Vorschlag ??

  • D
    dito

    Was habt ihr gegen die Frau? Die ist so irre komisch, ich wähle glatt wieder Union.

    Nein, im Ernst. Schon unter der Kohl-Unions/FDP-Regierung hat Familienpolitik nur eine oberflächliche Rolle gespielt. Ein Gerichtsurteil für eine familienfreundlichere Politik wurde einfach per Dekret außer Kraft gesetzt. Und es ist, auch unter Beteiligung der SPD nicht besser geworden. Eher im Gegenteil.

     

    Bei Diskussionen mit sich als konservativ bezeichnenden Leuten ist es auch eher dieses oberflächliche Bild, was bei der Wahlentscheidung eine Rolle spielt.Denen fehlt detaillierte Information, was den Großparteien, insbesondere der Union eher recht sein kann.

    Beim gerechteren Verteilen von Familiengeld heißt es, das ginge nicht wegen einer angeblich gerichtlich festgelegten Gleichbehandlung? Was? Gutsituierte bekommen ein paar Euro mehr und ärmere mit Kindern müssen jeden Euro fünf mal umdrehen? Eine einkommensabhängige Staffelung wäre alles andere als ungleich -in der Relation.

    Aber genau diese Sicht scheint denen irgendwie schwerzufallen. Auch wenn schon genug da ist, die brauchen immer mehr. Oder bei scheinbaren Minderheitenthemen wie Bestandsdatenauskunft und Vorratsdatenspeicherung -davon können die(-: nie genug bekommen. Plebejer müssen kontrolliert, überwacht, ausspioniert werden. Je mehr. desto besser. War früher auch so und früher war ja alles besser. Die da oben wissen ja, was gut für uns ist.

    Da passt die EU-Kampagne gegen Raucher voll ins Bild. Ich bin Nichtraucher.

     

    Das Denken in Relationen von fließenden Gleich-/Ungleichgewichten mit möglichst minimaler Verzerrung/Reibungshitze zum größten Vorteil ALLER scheint den dafür Verantwortlichen schwer zu fallen.

    Über die Gründe dafür darf jeder selbst nachdenken (-:

  • S
    Sören

    Frau Schröder will sich in ihrer Fantasiewelt, in der sie wohl lebt, auch in den letzten Monaten ihrer Amtszeit nicht von der Realität stören lassen. Man kann jetzt schon sagen, dass sie als schwächste Familienministerin seit Nolte in die Geschichte eingehen wird.

     

    Wenn man schaut, was die Ziele der Familienpolitik sind oder sein sollten - Verhinderung von Kinderarmut, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, eventuell auch eine höhere Geburtenrate - scheitert die Bundesregierung trotz des hohen finanziellen Aufwandes.

     

    Es ist lächerlich zu behaupten, dass die Bundesregierung für Wahlfreiheit zwischen Betreuung zuhause oder in der KiTa sorgt, wenn nicht genug Plätze da sind. Deutschland führt hier Diskussionen, die anderswo in den 1970ern begonnen wurden.

     

    In Ländern, in denen mehr in Sachleistungen wie KiTa-Plätze, und weniger in Transferleistungen wie das Kindergeld investiert wird ist die Familienpolitik erfolgreicher. Das sollte die Regierung wissen, aber große Teile der CDU/CSU ignorieren dies aus ideologischen Gründen.

  • M
    Marl

    @ Chris

    Hast du den Artikel überhaupt gelesen? Das Beispiel ist "überspitzt" oder anders gesagt nennt man sowas Polemik. Deine Anmerkung was die Familien spaltet ist ja auch gar nicht so falsch aber es geht hier um das Versagen der Politik. In dem Artikel wird doch auch gesagt das singen etc. wichtig ist aber halt kein allheilmittel gegen die politischen Fehlentscheidungen ist.

    Das bringt der Kommentar von derSchreiber gut auf den Punkt.

  • UU
    Ursache und Wirkung

    Was den Familien am meisten zusetzt, ist doch dass durch Harz4 und Ausweitung von Leiharbeit der Ernährerlohn oftmals kein Ernährerlohn mehr ist.

     

    Dass man dies auch noch als emanzipatorischen Erfolg verkauft, ist planker Hohn.

     

    Frauen sollen heute erwerbstätig sein, aber es gibt kein Ausweiten der Erwerbsarbeit. Ganz im Gegenteil das Arbeitsvolumen für frauentypische Berufe nimmt ab, teils durch Verdichtung, bedingt durch Privatisierung und Ökonomisierung, teils durch Spaltung in Minijobs.

     

    Rot/Grün hat einen prekären Niedriglohn etabliert der volle Flexibilität der Arbeitnehmer velangt, was Familien nicht leisten können.

     

    Man installiert nun prekäre Betreuungseinrichtungen, die sowohl für Eltern als auch für Kinder und Personal, eine weitere Zumutung sind, aber mittlerweile als unerlässlich erscheint.

     

    Die derzeitige Familien/Arbeits/Steuerpolitik schafft dysfunktionale Familien. Statt den solidarischen Zusammenhalt zu fördern, wird Familie zerstört.

    Die prekären Alleinerzieherhaushalte aber können und dürfen nicht das Maß aller Dinge sein, denn dies wäre eine Kultur des Scheiterns.

  • D
    derSchreiber

    Also das Betreuungsgeld ist gelinde gesagt die beschissenste Idee die die CSU seit dem Starfighter durchgeboxt hat.

    Ich bin Ende 20 und berufstätig wie meine Freundin auch.

    Wir haben beide einen Kinderwunsch.

    Wenn wir also keinen Kita Platz bekommen sobald es geklappt hat, muss einer von uns zu Hause bleiben.

    Aber 150 Euro ersetzen kein Gehalt!

    Nun, das Kindergeld bekommt man auch wenn sich die Großeltern kümmern...

    Geniale Idee, weil sowohl meine als auch ihre Eltern noch voll Berufstätig sind.

    Lösung Nummer 3 die zum zahlen der Herdprämie erlaubt ist, ein Kindermädchen.

    Aber wer sich ein Kindermädchen leisten kann, braucht keine 150 Euro extra mehr!

     

    Jaja, unsere Krischi Schröder, eine Quotenfrau die das beste Arguemnt gegen eine Frauenquote sein könnte...

  • V
    vic

    Wer CDU wählt, bekommt halt auch Kristina Schröder. Selbst schuld.

  • C
    chris

    Die Nichtteilnahme an einer Kita-Fahrt soll also den Unterschied machen, den die "armen" Eltern kompensieren müssen?

     

    Gerade in der Kita gibt es kaum Aktionen, die die Gruppe spalten, wenn man mal von den Hilfsmaßnahmen z.B. beim Spracherwerb absehen.

     

    Kitafahrten z.B. in den Zoo werden aus den Beiträgen finanziert, soweit ich drei große Kitas persönlich und einige weitere über andere Eltern kennen lernte und sind keine Spalter.

     

    Spalten tut die Kinder von Anfang an die Frage: "Wird in der Familie gesprochen oder läuft der Fernseher rund um die Uhr?" oder "Gibt es gemeinsame Mahlzeiten oder wird vor dem TV getrennt gegessen?" und tatsächlich: "Wird regelmäßig vorgelesen, gemeinsam gespielt und gibt es familiäre Rituale oder werden die Kinder sich selbst überlassen?"

     

    Und diese Unterschiede kann kein Familienministerium, keine Kita und keine Schule aufholen.

     

    Das sind alles für die Menschen kostenfreie Maßnahmen, die man mit seinen eigenen Kindern ohne großen Aufwand von Anfang an durchgeführt werden können.

     

    Wer das nicht tut, dem hilft auch kein höheres Kindergeld und alle Versuche, fremde Menschen als "Paten" fürs Lesen oder sonstige Dinge heranzuholen, die die Basis für ein soziales Miteinder legen sollen, die die Familie diesen Kindern verweigert, sind halbherzig, weil sie nicht an die Wurzel gehen.

     

    Schade für die Kinder, denn es ist so einfach und kostenlos

  • AU
    Andreas Urstadt

    ??? Kristina Schroeder ist doch gar nicht Arbeitsministerin.

     

    Hartz IV ist eine gruen eh rotgruene Erfindung. Und die wird hier auch noch als Loesung unkritisiert verkauft.

     

    Klassenfahrten sind fuer arme Kinder sowieso nicht unbedingt Erholung, es kommt nur zu deutlich raus, wer die vermoegenderen Eltern hat, es zeigt sich da an allerhand. Es wird ja viel mitgenommen.

     

    Wenn Eltern wollen, finden die Loesungen. Was nicht gut ist, sind Loesungspflichten, die immanent unter Freiheit verbucht werden. Es gibt ehrgeizige arme Eltern, denen die Einfuehlung dafuer fehlt, dass die kids gravierende Unterschiede eben merken, welche die Eltern verdraengen. An dem Punkt sollte sich Kristina Schroeder Gedanken machen, sagt ihr aber auch keiner, da hier mal wieder die armen kids unterschaetzt wurden.

  • C
    Celsus

    Ein guter Artikel. Nur eine Kleinigkeit: Ob die OCD lügt oder nicht, kann ruhig dahingestellt bleiben. Wichtig ist doch für die Betroffenen, was sie selber und nicht irgendjemand anderes für sinnvoll hält.

     

    Zunächst einmal profitieren von höheren Freibeträgen für Kinder, ob es die CDU zugeben mag oder nicht, mal wieder überproportional die Reichen. Was sind dagegen die Peanuts an Kindergelderhöhung? Eine Erhöhung die den Ärmsten auf ihre (ergänzenden) Sozialleistungen auch noch angerechnet wird.

     

    Und die ach so "weisen" und durchsetzungsfähigen Leute vom Wirtschaftsflügel der CDU meldeten sich gegen die Mütterrente zu Wort. Dann wird es also dabei bleiben, dass Frauen, die zum Beispiel "nur" 7 Kidner erzogen hätten, auf ergänzende Sozialleistungen angewiesen bleiben. Diese Politik ist kurzsichtig und dumm.

  • A
    anonyma

    sehr schön unsere Frau Ministerin hält das Volk für dumm und sag das auch - wie war das hier "für Frauen die anderen Frauen ncht helfen gibt es einen besondern Platz in der Hölle"

     

    Was ist denn das für eine Regierung in einer Demokratie - was kommt als "dann eß halt Kuchen?"

     

    Wenns beim Volk nicht angekommt verfehlt die Politik ihren Zweck.