Kommentar Anti-Terror-Gesetze: Schreiduelle bis Juli
Bis Juni soll eine Kommission die Anti-Terror-Gesetze aus dem Jahr 2001 bewerten. Doch bei der jetzigen Zusammensetzung sind Kompromisse unwahrscheinlich.
W ie soll daraus etwas Sinnvolles werden? Kurz vor Ende der Wahlperiode setzt die Bundesregierung noch eine Kommission zur Evaluierung der Antiterrorgesetze ein, die nach 2001 beschlossen wurden. Jetzt ist Ende Januar, schon im Juli soll das Ergebnis vorliegen – als wäre das eine leichte, übersichtliche Aufgabe.
Eigentlich war die Kommission bereits im August 2011 beschlossen worden. Doch dann wurde der NSU-Terror bekannt. Das verzögerte nicht nur den Arbeitsbeginn des Gremiums, sondern veränderte auch das politische Klima in Deutschland. Auch Linke kritisieren jetzt mangelnde Effizienz der Sicherheitsbehörden und fordern wirksame Früherkennung. Dass die Kommission unter diesen Rahmenbedingungen eine gesetzgeberische Abrüstung fordert, ist kaum zu erwarten.
Und wie sollen so unterschiedlich gepolte Experten wie die konservative Exgeneralbundesanwältin Monika Harms und der erzliberale Burkhard Hirsch auf einen gemeinsamen Nenner kommen? Da wird es eher Schreiduelle geben als einen Kompromiss.
Realistisch ist daher etwas anderes: Die vom Innenministerium benannten Fachleute werden die Einführung der Vorratsdatenspeicherung und andere neue Befugnisse für die Sicherheitsbehörden fordern. Und die Experten des Justizressorts werden die Befugnisse des BKA und des Verfassungsschutzes bei der präventiven Terrorbekämpfung wieder einschränken wollen.
So bekommt jedes Ministerium, was es gerne hören will. Man mag das als Wahlkampfmanöver mit verteilten Rollen sehen oder als Demonstration, dass Schwarz-Gelb einfach nicht zusammenpasst. Für Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die die Kommission letztlich durchgesetzt hat, dürfte es auch um ihr politisches Vermächtnis gehen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt