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Kommentar Angriffe auf ParteibürosEine Landkarte des Terrors

Ambros Waibel
Kommentar von Ambros Waibel

Von den Angriffen auf Parteibüros ist vor allem eine Partei betroffen: Die Linke. Statt Schutz zu bekommen, wird sie vom Verfassungsschutz überwacht.

Häufigstes Opfer: die Linkspartei (lila). Bild: Screenshot

D ie Parteien haben nicht den besten Ruf. Ähnlich wie die katholische Kirche plagen diejenigen Organisationen, die laut Grundgesetz die noble Aufgabe haben, „bei der politischen Willensbildung des Volkes“ mitzuwirken, ernste Nachwuchsprobleme.

Die Stimmen, die in den Parteien nur noch eine sich vollziehende Negativauslese von skrupellosen Karrieristen à la zu Guttenberg erkennen wollen, sind nicht zu überhören. Und sie sind ernst zu nehmen.

Und doch leisten die Parteien, ihre Jugendorganisationen und Stiftungen einen unverzichtbaren Beitrag zur Demokratie. Sie sind nicht verächtlich. Wenn ihre Einrichtungen vor Ort zum Ziel von feigen Anschlägen werden, wenn eingeworfene Schaufensterscheiben von Abgeordnetenbüros in vielen Städten Deutschlands inzwischen zum Alltag gehören, dann ist das ein nicht hinnehmbarer Zustand.

Bild: Alexander Janetzko
Ambros Waibel

ist Redakteur in den Ressorts Meinung und taz2Medien.

Die Landkarte des Terrors, die heute in der taz erscheint, dokumentiert durchschnittlich einen Anschlag jeden zweiten Tag – von Schmierereien bis zu Schüssen auf Parteibüros.

Von dieser einschüchternden Gewalt ist überwiegend eine demokratische Partei betroffen, die von den Verfassungsschützern immer noch überwacht wird: die Linkspartei. Wohlgemerkt: Die Linkspartei wird nicht vor den Angriffen der Nazis geschützt, sie wird überwacht.

Das könnte man einen schlechten Witz nennen, wenn Demokratie eine Geschmacksfrage wäre. Ist sie aber nicht. Sie ist ernst, sie muss sich verteidigen und tun müssen das konkrete Menschen – ob in den Institutionen oder im Alltag.

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Zur Demokratie gehört Öffentlichkeit. Auch die Täter wollen sie, und sie sollen sie bekommen – nur anders, als sie es sich erwartet haben. Noch verschweigen viele politische Repräsentanten vor Ort das Geschehen.

Erst wenn die Versicherungen nicht mehr bereit sind zu zahlen, wenn es konkret darum geht, den Demokratieladen dichtzumachen, suchen sie die Öffentlichkeit. Das muss grundsätzlich anders, muss Chefsache werden – ob bei den Falken in Berlin- Britz oder bei den Linken in Hoyerswerda.

Dass auch sich radikal gerierende Linke Büros und Privatwohnungen von Politikern, die ihnen nicht in den Kram passen, angreifen, dokumentiert die taz-Recherche genauso wie die Tatsache, dass die NPD zum Opfer werden kann. Deren Parteibüros wird es allerdings hoffentlich bald nicht mehr geben – wenn der Verfassungsschutz und sein Spitzelsystem nicht wieder die Demokratie gefährden.

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Ambros Waibel
taz2-Redakteur
Geboren 1968 in München, seit 2008 Redakteur der taz. Er arbeitet im Ressort taz2: Gesellschaft&Medien und schreibt insbesondere über Italien, Bayern, Antike, Organisierte Kriminalität und Schöne Literatur.
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17 Kommentare

 / 
  • KK
    Karla K.

    Die Karte ist unvollständig und fehlerhaft.

     

    Eutin liegt in Schleswig Holstein und nicht in Rostock-Lichtenhagen. Es fehlen gleich mehrere Übergriffe auf NPD-Büros.

     

    Hier sollte nachgarbeitet werden.

  • RB
    Rainer B.

    Die Medien haben einen nicht unerheblichen Anteil an derartigem Terror.

     

    Ein kleines Beispiel:

    Vor einigen Monaten wurde im Bezirk Altona eine Polizeiwache angegriffen. Steine flogen, Scheiben gingen zu Bruch. Die Täter konnten nicht gefasst oder ermittelt werden, Bekennerschreiben gab es meines Wissens nicht.

    Die Medien waren sich aber seltsamerweise einig, dass der Anschlag von "autonomen Linken" verübt wurde. Dementsprechend fielen dann auch die Schlagzeilen aus.

    "Autonome Linke", wer immer das auch sein soll, haben praktisch nichts mit der Partei "Die Linke" zu tun. Das eine wird aber unterschwellig mit dem anderen gleichgesetzt. Das ist der plumpe Versuch, die diffuse Wut mancher Leute zu adressieren.

     

    Wer Polizeiwachen oder Parteibüros angreift, der hat eine politische Ebene i.d.R. noch gar nicht betreten und sollte nicht mit Leuten in einen Topf geworfen werden, die überaus wertvolle und gute politische und soziale Arbeit leisten.

  • DN
    DDR & Nazis

    Die Karte zeigt vor allem eines: Eine massive Ballung der Ereignisse im Bereich der EX-DDR.

     

    Der dortig Antifa-Antifaschismus hat es in 40 Jahren Schönreden nicht hinbekommen, dem Problem effektiv zu begegnen, so dass diese Versäumnisse dort heute aufgearbeitet werden müssen.

     

    Zu den Linken: Die SED war im Nachkriegsdeutschland die erste Partei, die sich ehemaligen Nationalsozialisten öffnete. Bereits 1946 hob das SED-Zentralsekretariat einen entsprechenden Unvereinbarkeitsbeschluss auf. Somit konnten schon in den ersten Nachkriegsjahren massenhaft frühere Mitglieder der NSDAP, soweit sie in der Entnazifizierung als „Mitläufer“ eingestuft wurden, in die SED aufgenommen werden. Am 15. Juni 1946 fasste nach einer entsprechenden Einführung von Wilhelm Pieck das SED-Zentralsekretariat den neuen grundlegenden Beschluss zur Aufnahme der ehemaligen Mitglieder der NSDAP in die SED. Nach parteiinternen Analysen von 1954 hatten DDR-weit 25,8 Prozent der Mitglieder eine NS-Vergangenheit. In einzelnen Parteiorganisationen stellten sie nach der SED-Statistik mehr als 85 Prozent der Mitglieder. Lokale, betriebliche und regionale SED-Leitungen waren in den frühen Jahren der DDR oft mehrheitlich mit alten Nazis besetzt.

     

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/SED#.C3.96ffnung_der_SED_f.C3.BCr_ehemalige_Mitglieder_der_NSDAP

  • I
    ion

    Am 12. wird der taz-Artikel eines J. Wendt zum Thema:

    "Angriffe auf Parteibüros"

    publiziert,

    am 13. wird das gleiche Thema zum taz-Aufmacher der taz-Seite-1 gehypet:

    «Anschläge auf die Demokratie»

    und Herr Waibel hat auch was zum Thema zu schreiben:

    "Demokratie muss sich verteidigen – Eine Landkarte des Terrors".

     

    Was mich daran stört(?):

    Primär die Headline der taz-Seite-1, dessen ideologischer Duktus in den kontextuellen Artikeln bereits zuvor offenbar wurde, resp. fortgesetzt wird, da sie etwas insinuiert, postuliert, was so nicht zwingend zutrifft: Es gibt nicht "DIE", resp. EINE "Demokratie"; Und schon gar nicht sind die Knallchargen parteilich organisierter Vereine per se Vertreter einer, oder: von Demokratie! (Was sich am Beispiel der Existenz einer Cdu ja bereits offenbart.)

    Ohne tiefergehende Analyse (bezüglich der ‘grundlegenden’ Motivationen, etc. des vermeintlichen "Terrors") könnte man ebenso gerechtfertigt mutmaßen(!), dass "die Demokratie" bereits durch ebenjenen "Terror" (ggf. sogar mit Berufung auf das GG) versucht wird zu verteidigen, Herr Waibel & Co!

    Und was in diesem Kontext der auch leicht mißverständliche Hinweis auf eine organisierte Glaubensstruktur zu suchen hat, erschließt sich mir auch nicht:

    "Ähnlich wie die katholische Kirche plagen diejenigen Organisationen, die laut Grundgesetz die noble Aufgabe haben, „bei der politischen Willensbildung des Volkes“ mitzuwirken, ernste Nachwuchsprobleme.";

    "DIE katholische Kirche", die es ja SO auch nicht gibt, hat definitiv nix mit dem GG zu tun und es wird ihr vor allem auch kein Auftrag ("Aufgabe") von jenem zugewiesen! Aber vielleicht lesen wir ja morgen in der taz – selbstverständlich ‘sauber’ recherchiert ("Das haben Recherchen der taz ergeben, (....))" und ‘kompetent’ von Herrn Waibel interpretiert:

    «Terror gegen den Glauben, niemand geht mehr in die Kirche» ! ?

  • M
    Müller

    Anluven sie fragen nach den Gründen?

    Vielleicht weil die Leute böse und schlecht sind,

    weil sie kein Anstand und Benehmen haben.

    Weil sie nicht in der Lage sind ihren Unmut in angemessener Form zum Ausdruck zu bringen.

    Weil sie zu dumm sind, sich etwas besseres als Gewalt einfallen zu lassen?

    Ich weiß es nicht.

    Wenn ich mir die Meldungen anschaue, würde ich schon von Terror reden.

    Und wenn ich mir anschaue was rings um meinem Wohnort passiert, dann würde ich auch in den meisten Fällen die Rechten dafür verantwortlich machen.

    Und nein, das ist nicht staatlich gelenkt.

    Das sind Nazis die Terror machen. So einfach ist das.

    So wie die Nazis das in der Geschichte immer gemacht haben.

  • E
    erikius

    Ob die Linkspartei demokratisch ist, ist bereits ein diskussionwürdiger Punkt. Nur weil Nazis schlechtes Gedankengut vertreten und verbreiten ist die Gleichung, dass deshalb Linke, AntiFa und co. deshalb gut sind unzulässig. Der Verfassungsschutz beobachtet die Linke ja nicht, weil sie gegen Nazis sind (wie soviele andere auch - z.B. ich - zumindest gegen das Gendankengut, die Menschen dahinter habe ich noch nicht aufgegeben), sondern weil zumindest Teile der Linken die demokratische Grundordnung ablehnen. Das eine hat mit dem anderen überhaupt gar nichts zu tun.

     

    Allerdings sollten selbstverständlich linke Politiker und Aktivisten dann beschützt werden, wenn sie bedroht oder angegriffen werden. Es sollte auch ermittelt werden, wenn linke Parteibüros beschmiert oder entglast werden. Genause sollte auch ermittlet werden wenn am 1.Mai in Hamburg oder sonstwo Gebäude entglast werden oder Manschen mit Flaschen etc. beworfen werden.

    Jeder Mensch sollte vor Gewalt anderer beschützt werden.

  • H
    hund

    Man muss den exaltierten und etwas inkonsistenten Schreibstil Waibels nicht mögen. Besser wäre natürlich, der Text spricht für sich und der Autor tritt zurück, aber gut: Infotainment und Eitelkeit.

     

    Immerhin, TAZ thematisiert den seltsamen Zustand, dass linkes Denken terrorisiert wird, ohne dass dies irgendjemanden interessiert. Und immerhin hat der Autor die Opfer-Täter-Verdrehung benannt.

     

    Es gibt einen fragwürdigen gesellschaftlichen Konsens: Die Opfer der Überfälle sind selbst schuld, ja, sie sind potentielle Täter (wenn sie erst die bolschewistische Diktatur errichten) und sollten sich nicht beschweren. Seltsame Demokratie.

     

    Gut oder schlecht geschrieben: Waibel äußert sich. Die meisten schweigen.

  • B
    Blackbeauty

    In dem obigen Artikel werden die Wörter "DieLinke" und "Demokratische Partei" in einem Satz verwendet - also wenn "DieLinke" eine demokratische Partei ist, dann ist Claudia Roth Schönheitskönigin und Messi hat aktuell eine Pechsträhne und trifft das Tor einfach nicht. Ein sehr absonderlicher Beitrag - scheint irgendwie aus einem Faltblatt der Linkspartei kopiert zu sein oder so.

  • J
    Juno

    Worum soll es in diesem zusammenhanglosen, verkrampften Artikel gehen?

  • AN
    Anton Nym

    Wenn "Rechte" Parteibüros der SPD oder der Linken verwüsten ist das offenbar wirklich Terror, wenn "Linke" (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Partei) NPD-Büros abfackeln, dann geht das völlig in Ordnung!

    So jedenfalls scheint es in den Köpfen mancher Kommentatoren hier auszuschauen: Demokratie ist, wenn ich meine Meinung mit Gewalt durchsetzen darf, andere das aber nicht dürfen.

    O je - wer solche Freunde in der "linken" Ecke hat, der braucht keine Feinde mehr!

  • H
    Hannes

    Ein lahmer Beitrag - wie der Autor hier auf den Begriff "Terror" kommt, ist unklar, der Schreibstil ist hölzern bis grammatikalisch schlicht falsch. Eine peinliche "Analyse", offensichtlich von Deutschland größter rechtsextremer Partei "DieLinke" bestellt. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass "Ambros Waibel" (Name und vor allem dieses Foto wie aus einem Heint-Rühmann-Film sind ja köstlich!) allzu gut abkassiert hat für diesen müden Abwasch ohne Inhalt.

  • A
    Anluven

    Ist mal jemand auf die Idee gekommen nachzufragen, zu forschen, warum solche "Anschläge" stattfinden.

    Warum könnte sich immer mehr Zorn gegen die Politik bilden?

    Weil man sich verarscht erkennt?

    Weil eine Politik vorgauckelt irgendetwas im Griff zu haben was sie gar nicht kontrollieren?

    Warum nun verstärkt ausgerechnet die Linke angegriffen wird ist mir unverständlich bis kampagnenhaft.

    Und wenn ich rechten Terror vermute bin ich gleich bei staatlich gelenktem Terror.

    Hier überhaupt von Terror zu reden finde ich überdreht und nicht unbedingt angemessen.

  • P
    Peter

    Die Flächendeckung der Partei&Bürgerbüros der SPD war extrem dünn.

    Nun entdeckte die SPD den Bürger in seinem Stadtteil wieder und eröffnet Bürgerbüros.

    Von daher ist die Karte nur ein Tendenzindikator.

     

    Interessanter wäre die geleistete ehrenamtliche Tätigkeit einer Partei in Stunden. Aber bitte nicht irgendwelche Fraktionsfeste rund um Pizza Affären dazu rechnen.

  • V
    vic

    Die Linke wird nicht etwa vor Übergriffen beschützt, sie wird vom VS überwacht.

    Und sollte ein Rechter bei einer Straftat gegen links erwischt werden, kann der VS dafür sorgen, dass der Kamerad straffrei bleibt.

    Denke ich an Deutschland...

  • X
    xVegAnarchistx

    "Eine Landkarte des Terrors"

     

    Oh bitte, geht's nicht noch ein bischen plakativer?!

     

    Klar, jeder Angriff auf Parteibüros ist ein Akt von Terroristen, mindestens RAF/NSU 3.0, wenn nicht schlimmer!

     

    Der Autor mag zwar ein großer Fan der ach so tollen 'Demokratie" sein, das ist aber bei weitem nicht jeder, und Sachschaden ein adäquates Mittel des Widerstands. Welche Motivation hinter den einzelnen Taten steckt ist wieder eine ganz andere Frage, die zu stellen aber wohl zu differenziert wäre.

  • K
    kritiker

    echt schwach wie hier rechter terror und demokratischer widerstand gegen rassisten und nationalisten entpolitisiert und gleichsetzt wird.

    der erklärungsgehalt der statistik geht dabei leider flöten.

    die falken sind übrigens keine parteijugend, ein bisschen bessere recherche wär schon nett.

  • SS
    Stefan S.

    Kann mir jemand den Artikel übersetzen? Ich verstehe die Zusammenhänge nicht. Ich sehe einen Ausschnitt einer Karte mit Zahlen/Farben/Kreisen auf die nicht eingegangen wird.

     

    Es wird darüber geredet das auch die Täter "Öffentlichkeit" wollen. Aber was genau das bedeutet oder überhaupt irgendein Detail was die "Täter" hier für eine Rolle spielen sollen wird nicht erklärt.

     

    Und dann kommen plötzlich Versicherungen ins Spiel, was man wohl auch erst versteht wenn man irgendwelche Zusammenhänge kennt.

     

    Vielleicht liebe taz kann man da mehr Hilfelinks anbieten für die "Nichteingeweihten".